Wasserverbrauch explodiert


von Tageblatt-Redaktion

Egal ob Baustelle oder Büro: In den vergangenen Tagen lechzte jeder nach Abkühlung. Ab morgen soll der Sommer dann auch in der Lausitz zumindest eine Pause einlegen.

Von Anja Wallner und Ralf Grunert

Endlich mal wieder ein ordentlicher Sommer: Den Schülern, die Ferien haben, wird es gefallen. Die Freibäder und Badeseen sind so stark frequentiert wie schon lange nicht mehr. In einer solchen Hitzephase gibt es aber noch ganz andere Dinge, die plötzlich ins Blickfeld rücken. Hier sind ein paar davon:

Förmlich explodiert ist der Trinkwasserverbrauch infolge der anhaltenden Hitze. Gewöhnlich liegt der in Hoyerswerda bei unter 4 500 Kubikmeter am Tag. Pro Kopf pendelt er zwischen 120 und 130 Liter. Zurzeit liegt er bei 7 448 Kubikmeter, bei 33 977 Einwohnern macht das einen Pro-Kopf-Verbrauch von knapp 220 Litern pro Tag, wie von den Versorgungsbetrieben Hoyerswerda (VBH) zu erfahren war. „Dieses hohe Niveau haben wir seit dem 5. August“, sagt VBH-Pressesprecherin Stefanie Lode. Demnach wurde der höchste Wasserbedarf im bisherigen Jahresverlauf am 6. August registriert. Da lag der Pro-Kopf-Verbrauch bei 250 Litern und damit doppelt so hoch wie gewöhnlich. Zum Vergleich: Das bislang wenigste Wasser wurde am kühlen 14. Januar verbraucht – pro Kopf nur 116 Liter.

Trotz des enorm gestiegenen Verbrauchs braucht sich niemand Sorgen zu machen, dass das Trinkwasser in Hoyerswerda knapp wird. Die Erzeugungskapazitäten im Wasserwerk Zeißig sind ausreichend, so die Auskunft der VBH-Pressesprecherin. Darüber hinaus gibt es einen Wasserliefervertrag mit dem Vattenfall-Wasserwerk Schwarze Pumpe.

Der Anstieg des Wasserverbrauchs erfolgt bei Hitze-Phasen zeitlich versetzt, da von den Grundstückseigentümern erst die Reserven zum Beispiel aus den Regenwasserbehältern genutzt werden. Das ist im Moment zu beobachten und so war es auch schon mal Anfang Juli, als bei unwesentlich niedrigeren Hitzegraden das gleiche Abnahmeverhalten und auch ein ähnlich hoher Wasserverbrauch registiert wurden.

Trotz der nun schon über Wochen anhaltenden hohen Temperaturen gibt es im Lausitzer Seenland-Klinikum keine außergewöhnliche Zunahme von Patienten, deren Beschwerden sich auf die extreme Hitze zurückführen lassen. „Sicherlich gibt es immer wieder Patienten, die zu wenig Flüssigkeit aufgenommen haben, aber das betrifft vor allem ältere Personen“, sagt Pressesprecherin Steffi Dubrau.

Patienten, die wegen allergischer Reaktionen auf Wespen- oder Bienenstiche ins Lausitzer Seenland-Klinikum kommen, nehmen seit den vergangenen Wochen wieder zu. „Das ist allerdings auch saisonbedingt“, weiß Pressesprecherin Steffi Dubrau. „Dass es im Vergleich zu anderen Jahren viel mehr sind, können wir derzeit nicht bestätigen.“ Im Seenland-Klinikum wurden im vergangenen Jahr insgesamt über 200 Patienten wegen Insektenstichen behandelt.

Mit Zahlen lässt sich das nicht belegen, aber im Seenland-Klinikum hat man den Eindruck, dass es derzeit mehr Unfälle gibt, die durch fehlende Konzentration entstehen. Dazu passt auch die Beobachtung eines hiesigen Schlüsseldienstes. Der muss gerade auffällig häufiger als üblich Türen öffnen. Das lässt sich eventuell auf die Hitze zurückführen. Ebenfalls auffällig ist, dass bei Wespenstichen in diesem Jahr die Schwellungen und Rötungen größer ausfallen. „Zu den Ursachen können wir leider nichts sagen“, so die Pressesprecherin.

Mancher, der nicht gerade in klimatisierten Räumen wohnt oder arbeitet, der versucht, sich mithilfe von Ventilatoren Kühlung zu verschaffen. Aber losziehen und mal eben einen Lüfter kaufen, das scheint gar nicht so einfach, wie eine Nachfrage in einigen einschlägigen Hoyerswerdaer Geschäften ergab. „Wir können tatsächlich feststellen, dass sich aufgrund der aktuellen Hitzewelle der Absatz von Ventilatoren in dieser Saison mehr als verdoppelt hat“, war von Kornelia Grothe, Bereichsleiterin Non Food im Globus-Markt, zu erfahren. „Aus diesem Grund sind Ventilatoren momentan nicht nur bei uns im Markt, sondern auch bei unseren Lieferanten nahezu ausverkauft.“

Im Kaufland, wo man Ventilatoren im Sortiment führt – oder besser: geführt hat – sieht es ganz ähnlich aus. „Bedingt durch die lang anhaltende Hitze war die Nachfrage in der letzten Zeit relativ hoch“, so Christine Axtmann von der Kaufland-Pressestelle in Neckarsulm. Angaben zu Verkaufszahlen machte sie nicht. Aufgrund der Kurzfristigkeit sei eine Nachbestellung von Ventilatoren in dieser Saison leider nicht mehr möglich.

Das trifft auch auf den Repo-Markt zu. Man habe keine Ventilatoren oder ähnliche Kühlgeräte mehr im Verkauf und auch keine Möglichkeit, diese Artikel rechtzeitig nachzubestellen, hieß es. Bei Thomas Philipps bedauert man: „Unsere Lagerbestände an Ventilatoren sind momentan restlos vergriffen. Mit weiteren Lieferungen rechnen wir in dieser Saison nicht mehr.“

„Wenn was reinkommt, ist es gleich weg“, beschreibt es Christian Röhl, Werbeleiter im Elektronikmarkt expert. Aktuell sind keine Ventilatoren vorrätig. Bei „Hitzeschlachten“ wie derzeit sei die Nachfrage auch in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Manchmal komme nicht mal die Industrie mit der Produktion hinterher. Nachbestellungen seien möglich, aber dabei komme es auch auf die Wetterprognose an. Und die sagt für die kommenden Tage etwas Abkühlung voraus. 

Gestern vor einer Woche war der bislang heißeste Tag in diesem Jahr im Hoyerswerdaer Land (TAGEBLATT berichtete). Mit den am 7. August vom Deutschen Wetterdienst in zwei Metern Höhe gemessenen 37,8 Grad wurde der absolute Hitzerekord knapp verpasst. Der datiert vom 20. August 2012 und liegt bei genau 38,0 Grad. Immerhin schon seit 1960 erfolgt in Hoyerswerda eine Messwerterfassung. Laut diesen Daten lag die bislang niedrigste Temperatur bei -24,6 Grad – gemessen am 20. Januar 1963.

Am Pegel Neuwiese beträgt der Wasserstand nur noch 32 Zentimeter, die Durchflussmenge ist auf 0,2 Kubikmeter je Sekunde gesunken. Zum Vergleich: Der mittlere Wasserstand liegt bei 73 Zentimetern und einem Durchfluss von 2,9 Kubikmetern Wasser je Sekunde.

Laut Prognose des Deutschen Wetterdienstes sinkt die Waldbrandgefahr im Norden des Landkreises Bautzen heute auf Stufe 4 und morgen (entsprechende Regenfälle vorausgesetzt) bis auf die niedrigste Stufe 1.



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