Vor 40 Jahren bekam die Neustadt eine Feuerwehr

Vor vierzig Jahren wuchs die Stadt Hoyerswerda von Jahr zu Jahr weiter. Mit den Menschen, die herzogen, kamen auch etliche ausgebildete Feuerwehrleute in die Stadt. Doch es gab neben der Berufsfeuerwehr nur eine Freiwillige Feuerwehr in der Kernstadt – in der Altstadt. Kam es zum Einsatz, musste die Kameraden auch aus der Neustadt stets erst dorthin eilen. Brandinspektor Günter Heinze, seit 1965 bei der Feuerwehr Wirkungsbereichsleiter für Hoyerswerda, erinnert sich, dass über viele Jahre die Idee reifte, den Zustand zu ändern. „Die Überzeugungsarbeit dauerte von der ersten Idee an im Jahre 1966“, sagt der heute 78-Jährige, dessen Familie 1945 nach der Vertreibung in Hoyerswerda ansässig geworden war.

1973 waren die Zeiten dann offenbar günstig, die Vorarbeit bei allen, die etwas zu entscheiden hatten, zeiget Früchte. In der Neustadt wohnten zehn Kameraden und da in der Altstadt 1972 ein neues Löschfahrzeug angeschafft worden war, konnte das gut erhaltene Löschfahrzeug 8 der neuen Wehr zur Verfügung gestellt werden.
Gegründet wurde die Neustadt-Feuerwehr übrigens in der Altstadt. Heute vor vierzig Jahren trafen sich einige Männer um 18 Uhr im Schlosskeller. Bürgermeister Arno Pinkau teilte die offizielle Gründung der neuen Freiwilligen Feuerwehr mit. Wolfgang Arras wurde vom Vize-Wirkungsbereichsleiter zum Leiter der FFw berufen, und neun Kameraden der FFw Altstadt wechselten am selben Abend zur FFw Neustadt.

Das Fahrzeug und die Dienstbekleidung fanden Platz in einer Behelfsunterkunft beim städtischen Betrieb Grünanlagen in der Ernst-Schneller-Straße (heute Zuse-Straße). Und obwohl der Rat der Stadt erklärt hatte, dass ein neues Depot 1974/75 gebaut werden solle, geschah dies nicht. Offenbar war es dem Rat des Bezirkes Cottbus nicht wichtig genug, dafür Geld und Baukapazitäten freizusetzen. Doch die Mitgliederstärke der Wehr war in nicht einmal zwei Jahren auf 50 angewachsen. Auf ein eigenes Gerätehaus musste man bis in die 1980er Jahre warten. Erst im Herbst 1984, als der Wehr 39 männliche und 8 weibliche Feuerwehrleute angehörten, die über drei Löschfahrzeuge verfügten, wurde der Grundstein für die Feuerwache mit vier Fahrzeugstellplätzen, Umkleide- und Schulungsräumen in der Käthe-Niederkirchner-Straße gelegt. Im Januar 1986 konnte sie eingeweiht werden.
Heute gibt es das Gebäude noch immer. Es wird von der Verkehrswacht und der Jugendfeuerwehr Neustadt-Kühnicht genutzt, zu der zwei Jugendwarte und zehn junge Feuerwehrleute zählen, die von der Freiwilligen Neustadt-Wehr im Jahr 2007 ein eigenes W50-Löschfahrzeug bekam. Die fusionierte damals gemäß Brandschutzbedarfsplan mit der Freiwilligen Wehr aus Kühnicht, die bereits 2002 in den neu erbauten Feuerwehrkomplex in der Herrmann-Straße mit einzog, der heute allgemein als Berufsfeuerwehr bekannt ist. Dort gab es genügend Platz und die moderneren Bedingungen, so dass die Neustädter zu den Kühnichtern zogen. Ab diesem Zeitpunkt verfügte die zusammengelegte Wehr über das von der Berufsfeuerwehr abgegebene Voraus-Löschfahrzeug (Baujahr 1998) und die 1983 gebaute Drehleiter auf W 50-Chassis, die die Neustadt-Wehr mitbrachte. Allerdings musste die fusionierte Wehr nach der Kreisgebietsreform ihr Domizil vorübergehend räumen und bis August 2011 in die Niederkirchner-Straße umziehen. Jetzt sind die Platzverhältnisse in der Herrmann-Straße wieder geordnet, und die Wehr ist dort präsent.

Die Zahl der Kameraden ist allerdings gesunken. Waren 1998 noch 35 aktive Kameraden (dazu sechs Frauen und 25 Jugendfeuerwehrleute) gemeldet, so waren es 2012 gemäß der am Freitag bei der Jahreshauptversammlung der Feuerwehr Hoyerswerda veröffentlichten Zahlen mit Wehrleiter Gilbert Hartwich nur noch 15. Für die Alters- und Ehrenabteilung sind 9 Mitglieder gelistet. Die wird für den Stadtbereich Hoyerswerda von Günter Heinze geleitet. Sie ist schon vor Jahren von der Neu- in die Altstadt umgezogen und wird in wenigen Tagen ihr 25. Jubiläum begehen. Die Erinnerungen an die Zeit, als man für die Neustadt eine eigene Freiwillige Feuerwehr organisierte, werden wohl dazugehören.