Vor 30 Jahren fuhr der letzte O-Bus

Hoyerswerda. Die letzte reguläre Fahrt eines Autobusses mit Elektromotor in der Stadt ist jetzt 30 Jahre her. Der am 6. Oktober 1989 gestartete O-Bus-Betrieb wurde im Wesentlichen aus finanziellen Gründen zum 30. Dezember 1994 wieder eingestellt.
Inzwischen hat die städtische Verkehrsgesellschaft VGH allerdings zuletzt E-Busse verschiedener Hersteller getestet – und sich am Ende für MAN entschieden. Die erste Bestellung ist im Herbst ausgelöst worden, im Sommer werden sechs Stromer erwartet.
Anders als der O-Bus benötigen sie kein wartungsintensives Oberleitungsnetz, sondern sie fahren auf Akku-Basis. Weiterer Unterschied: Da sie nicht an die Leitungen gebunden sind, können sie etwa bei Straßensperrungen auch einfach andere Routen nehmen. (red)

Kommentare zum Artikel:
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Max Paul schrieb am
Noch einmal dazu: Es gab und gibt immer Menschen, die etwas voranbringen wollen. Mit Ideen und Tatendrang. Das war früher so und ist heute nicht anders.
Zur Wendezeit war aber plötzlich alles anders, es wurde vieles infrage gestellt, was vorhanden war und die neuen „Berater“ aus dem Westen „mussten und wollten“ natürlich alles besser wissen und verändern, was es hier im Osten gab! O-Busse? Nee, die neuen „umweltfreundlichen, modernen und luxuriösen Busse mit dem Stern sind DIE Lösung“!
Jetzt wieder die „Wende“ zurück zur E-Mobilität … Millionen wurden, werden investiert und der Erfolg bleibt nach wie vor fraglich!
Thomas Polster schrieb am
Die Entscheidung in Hoyerswerda, den Obus-Verkehr mit fabrikneuen Obussen nach 5(!) Jahren wieder einzustellen, kann man eigentlich nur mit als größte Fehlentscheidung der öffentlichen Hand im „Osten“ nach 1990 bezeichnen.
Gut, die Ikarus 280T waren keine Niederflurbusse, und sie verfügten (zumindest die Obusse für die DDR) auch über keinen Hilfsantrieb. Nichtsdestotrotz wäre über mehrere Jahre erst einmal mit keinen weiteren Folgekosten zu rechnen gewesen.
So war man nicht nur gezwungen, zeitnah „preisgünstige und fortschrittliche“ Niederflur-Dieselbusse zu beschaffen. Wenn ich nicht ganz falsch liege, dürfte HY auch noch Fördermittel für die Aufnahme des Obus-Betriebes zurückzahlen.
Hat sich somit richtig gerechnet.
Dass es auch anders geht, zeigt Eberswalde, die letzte Stadt im „Osten“, in der auf zwei bzw. drei Linien bis heute Obusse fahren.
Und obgleich die Kreisstadt in Brandenburg auch nicht übermäßig mit Finanzen gesegnet war/ist, so gelang es hier doch (nachdem die Zeit für die Ikarusse gekommen war), den Obus-Betrieb mit MAN Gräf & Stift NG 152 Niederflurgelenkobussen UND Hilfsantrieb (und somit für gewisse Strecken ohne Fahrdraht) aufrechtzuerhalten. Und das ohne Ladepause.
Der Fortschritt ist auch hier weitergegangen. Während der Hilfsantrieb der MAN (noch) aus Dieselaggregaten bestand, verfügen die (heute in EW betriebenen) Vollhybrid- Obusse Solaris Trollino 18 über Akkus für den Notfall, die dann ihrerseits später während (!) des Fahrbetriebes über die Oberleitung wieder aufgeladen werden können. Auch hier KEIN extra Ladestopp.
Ja, Obusse sind in der Anschaffung teurer als vergleichbare Diesel-KOM.
Demgegenüber steht jedoch eine deutliche längere Betriebs-/Nutzungsdauer.
„Vorteile“ der reinen E-Busse sind bis heute nicht hundertprozentig belegt. Nachteile wie Ladeintervalle, beschränkte Reichweiten und Ausdauer der Akkus (inkl. Kosten der Ersatzbeschaffung nach „Betriebsende“) dagegen werden geflissentlich ignoriert und weggeschwiegen.
Und was die „hässlichen“ Oberleitungen selbst betrifft … 😉
Robert Bock schrieb am
Naja, es ging ja auch um den eingeschränkten Komfort durch den erforderlichen Umstieg am Ehrenhain zwischen Obus und Dieselbus. Da hätten nur neue Duobusse geholfen, die es damals auch aus westlicher Produktion nur hochflurig gegeben hat. Letztendlich wäre damit als Linie nur die D, später 14, übrig geblieben als umsteigefreie, durchgehende Obuslinie. Oder alternativ die komplette Elektrifizierung des Netzes, was dann aber die in den 90ern eingeführte Führung von der Linie durchs Kosmonauten-Viertel, die Hufelandstraße oder Weinertstraße unmöglich gemacht hätte. Letztendlich war es ein ganz blöder Zeitpunkt für den Obus zur Wendezeit, mit dem weitestgehenden Wegfall der Berufsverkehre, aber auch dem schon vorhandenen Fortschritt in der Niederflurtechnik im Dieselbereich. Für mich als damals 9-Jährigen war die Einführung des Obusses mit den nagelneuen Fahrzeugen damals eine richtige Sensation und vom Balkon meiner Oma in der Einsteinstraße (im nicht mehr vorhandenen schwarz-weißen Wohnblock) konnte man auch prima den Testbetrieb beobachten.
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