Von Nicaragua nach Hoyerswerda


von Tageblatt-Redaktion

Amilcar-Antonio Cubillo ist seit Mitte Januar im Naturwissenschaftlich-Technischen Kinder- und Jugendzentrum tätig.
Amilcar-Antonio Cubillo ist seit Mitte Januar im Naturwissenschaftlich-Technischen Kinder- und Jugendzentrum tätig.

Sorgfältig spannt Amilcar-Antonio Cubillo eine dünne Holzplatte in die Maschine. Akribisch und auf den Millimeter genau. Gleich wird das Sägeblatt das Werkstück in zwei Teile trennen. Ein letzter Blick und schon ertönt das ratternde Geräusch des Motors. Der Mann versteht sein Handwerk. Und er strahlt eine unglaubliche Ruhe dabei aus. Das wirkt ansteckend.

Seit Mitte Januar ist der 50-Jährige im Naturwissenschaftlich-Technischen Kinder- und Jugendzentrum (Natz) tätig. Und er wirft Fragen auf. Besonders bei Kindern und Jugendlichen, die ihn noch nicht näher kennen. „Sie sind nicht von hier. Sie kommen bestimmt aus China oder Spanien?“ ist die meist gestellte Frage zur Herkunft von Amilcar-Antonio Cubillo. Die Kinder sitzen dann meist fasziniert und mit weit geöffneten Mündern vor ihm, wenn der 50-Jährige dann plötzlich was über den italienischen Seefahrer Christoph Kolumbus und die spanische Amtsprache in seinem Heimatland Nicaragua erzählt.

Cubillo spricht sehr gut Deutsch. Sein kleiner Akzent ist geblieben. Schließlich lebt er schon seit Anfang der 1980er Jahre in Deutschland. Warum? „Ich war schon immer neugierig auf das Land und seine Sprache. Und als man mir damals einen Studienplatz in der DDR, in Senftenberg, angeboten hat, habe ich sofort zugegriffen“, erzählt der Bauingenieur und Diplom-Sozialpädagoge. Bis vor wenigen Wochen war er noch bei der Hoyerswerdaer Firma „Pflegen, Schulen und Werben“ (PSW) tätig. Er kümmerte sich dort vorrangig um sozial benachteiligte Jugendliche.

Die Arbeit hat ihm Spaß gemacht. Dennoch suchte der Bauingenieur eine neue berufliche Herausforderung. Und die bekam er. Von jetzt auf gleich. Denn Amilcar-Antonio Cubillo wurde, im übertragenen Sinne, sofort ins kalte Wasser geworfen. Das Team um Natz-Vereinsvorsitzende Sabine Schieber hatte sich zwar längst die Bewerbung des gebürtigen Nicaraguaners intensiv durchgelesen, aber ein Test, ob der Interessierte auch wirklich den Anforderungen gewachsen ist, zeigt sich bekanntlich am besten in der Praxis.

Mit Lessing-Gymnasiasten sollte Cubillo ein Projekt zum Thema „Fliegen“ durchführen – mit allen technischen Raffinessen. Der „Draht“ zu den jungen Leuten war sofort da. „Er hat diese Premiere mit Bravour gemeistert. Wir waren und sind davon überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben“, sagt Dana Küchler, Leiterin des Bereiches Biologie, die sich nach dem Weggang der ehemaligen Natz-Chefin Claudia Nagel mit ihrem neuen, nicaraguanischen Kollegen den Leitungsposten im Verein teilt.

Der 50-Jährige wohnt derzeit noch in Cottbus und überlegt, nach Hoyerswerda zu ziehen. Wenn der Umzug geschafft ist, könnte Cubillo auch wieder zur Arbeit laufen oder gar joggen. Das tut er gern, um so ausgeruht und frisch in den Arbeitstag starten zu können. Er schweift weiter aus, berichtet von der schönen Altstadt, dem Lausitz-Center und den vielen Grünflächen hier. Fast scheint es so, als sei der 50-Jährige schon längst angekommen in der Stadt an der Elster und im Natz.

Wenn ihn das Heimweh packe, dann tanzt er gern Salsa. Weil er beim Ertönen der Klänge seine Heimat spüre. „Aber tanzen kann ich ja schließlich auch in Hoyerswerda sehr gut.“



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