Vom Ende des Winterspielplatzes


von Tageblatt-Redaktion

Die neunjährige Kira -links- und die ein Jahr ältere Celine gehörten in der nun beendeten Winterspielplatz-Saison zu den Nutzern des beliebten Angebots.
Die neunjährige Kira -links- und die ein Jahr ältere Celine gehörten in der nun beendeten Winterspielplatz-Saison zu den Nutzern des beliebten Angebots.

Von Mirko Kolodziej

Es gab Tränen. Als vorige Woche die Türen des Winterspielplatzes der KulturFabrik Hoyerswerda im ehemaligen Volkshochschul-Gebäude an der Heinrich-Mann-Straße schlossen, wird es wohl zum wirklich letzten Mal gewesen sein. Es ist nicht so, dass es keine Nachfrage gegeben hätte. Bei Kindern, Eltern, Kitas und Schulhorten war der Indoorspielplatz bis zum Schluss ausgesprochen beliebt. Doch so, wie es aussieht, kann die KuFa sich das Angebot nach knapp einem Jahrzehnt schlicht und ergreifend nicht mehr leisten. Und das hat mit diversen Veränderungen zu tun.

„Mit großer Dankbarkeit haben wir immer das Angebot der Wohnungsgesellschaft genutzt, Objekte des Unternehmens mietfrei nutzen zu können“, sagt KuFa-Vereinschef Jens-Uwe Röhl. Das betraf zunächst ein ehemaliges Ladengeschäft an der Heinrich-Mann-Straße. Solange es leer stand, war es kein Problem, dort im Sommer die Tür abzuschließen und den Spielplatz quasi einzumotten. Mit der Sanierung des Hauses folgte Ende 2013 der Umzug an die andere Ecke der Mannstraße. Doch das Volkshochschul-Gebäude ist der Wohnungsgesellschaft (WH) von der Stadt zur Vermarktung übertragen worden. Dass die WH nun sagt, wenn man dort schon alles für den Winterspielplatz herrichte, dann sollte er auch das ganze Jahr über geöffnet sein, findet Jens-Uwe Röhl durchaus „vernünftig und nachvollziehbar“.

Doch zwar wäre auch im neuen Haus die Miete frei. Das Problem sind aber die Betriebskosten. Für ein ganzes Jahr liegen sie mindestens doppelt so hoch wie nur für den Winter. Dazu kommt: Die bislang im Winterspielplatz beschäftigte Teilzeitkraft müsste bei einer Ganzjahresnutzung eine Vollzeitstelle haben. Daraus ergäben sich zusätzliche Kosten. Und schon bisher, sagt Jens-Uwe Röhl, habe die zuständige Bettina Groß dankenswerterweise über ihre Dienstzeit hinaus freiwillig Stunden geschoben. Aber trotzdem hat die KuFa mit dem Angebot Jahr für Jahr Verluste gemacht. Die würden bei einer Ganzjahres-Öffnung logischerweise beträchtlich anwachsen. Und: Zuzüglich Urlaub und Krankheit würde die eine Personalstelle womöglich gar nicht reichen.

Was die Sache nicht einfacher macht, ist der Umzug der KuFa von der ZwischenBelegung ins alte Ballhaus am Markt. Während Kinder und Jugendliche am Stadtrand außerhalb von Projekten eher nur dürftig Nutzer waren, hofft man, dass sich das in der Mitte der Altstadt ändert. „Es wird zu Recht erwartet, dass ein Haus, in das so viel Geld gesteckt wurde, auch quasi rund um die Uhr genutzt werden soll. Und das beinhaltet auch Wochenend-Angebote für Kinder“, sagt Jens-Uwe Röhl. Heißt: Bettina Groß wird am Markt gebraucht. Röhl ist auch klar, dass die Besonderheit des Spielplatzes darin bestand, dass Kinder dort toben konnten. Er sagt, daher solle es auch im Bürgerzentrum mitnichten nur Bastel-Angebote geben. Ohne, dass schon konkrete Pläne vorliegen, nennt er als Beispiel den großen Saal unterm Dach als sicherlich für entsprechende Offerten geeignet.

Dass mit dem Winterspielplatz ein niedrigschwelliges Angebot für eine bestimmte Klientel ausgerechnet in der Neustadt wegfällt, ist Jens-Uwe Röhl bewusst. Und es gefällt ihm auch nicht. „Aber wir müssen unsere Ressourcen auf unsere Prioritäten legen“, sagt er. Wenn sich ein zumindest gleichwertiger Partner „mit allen Konsequenzen“ zur Offenhaltung des Winterspielplatzes bereitfinden würde, „wären wir die letzten, die uns verschließen würden“, so Röhl. Falls jemand den festen Willen habe, sei man gesprächsbereit. Nur hat er da eben so seine Zweifel. In den neun Jahren der Existenz des Winterspielplatzes hätten weder die Stadt noch andere Hoyerswerdaer Vereine Interesse geäußert, sich zu beteiligen. „Spenden waren nicht das Problem. Für ein Bällchenbad oder Ähnliches fand sich immer ein Sponsor, aber kontinuierliche Finanzierung ist etwas anderes“, erklärt der KuFa-Vorsitzende. Und die Ressourcen des Vereins hätten eben leider auch ihre Grenzen.



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