„Vertreibungen sind Unrecht“


von Tageblatt-Redaktion

Auf der Kriegsgräberstätte Nardt-Weinberg wurde am Samstag der Toten gedacht, die im Umsiedlerlager Nardt (Elsterhorst) starben und hier bestattet wurden.
Auf der Kriegsgräberstätte Nardt-Weinberg wurde am Samstag der Toten gedacht, die im Umsiedlerlager Nardt (Elsterhorst) starben und hier bestattet wurden.

Von Rainer Könen

Es sind nur wenige Termine im Jahr, bei denen der Bund der Vertriebenen (BdV) öffentlich in Erscheinung tritt: Der Tag der Heimat ist so ein Ereignis. Da legt dann auch der Stadtverband Hoyerswerda vom BdV wieder sein Bekenntnis ab: bei der Kranzniederlegung an der Kriegsgräberstätte Nardt.

So war das auch am Samstag. Da trafen sich Mitglieder des Hoyerswerdaer Stadtverbandes sowie einige der geladenen Ehrengäste, darunter der sächsische Staatskanzleichef Dr. Fritz Jaeckel und MdL Frank Hirche, an der Kriegsgräberstätte, wo Superintendent i. R. Friedhart Vogel auf das Thema einging, welches später in der Feierstunde des Vertriebenenverbandes, die im Forumsaal der Lausitzhalle stattfand, in vielen Reden dominierte: die derzeitige Flüchtlingsproblematik. Vogel: „Weltweit sind gegenwärtig 60 Millionen Menschen auf der Flucht“. Eine gewaltige Zahl, die sich so mancher Teilnehmer des Heimattages erst einmal vergegenwärtigen musste.

Ein recht bezeichnender Heimattag, denn das Motto dieser Veranstaltung lautete „Vertreibungen sind Unrecht“. Frank Hirche erinnerte daran, dass Krieg und Vertreibung etliche Mitglieder des Vertriebenenverbandes selbst noch erlebt hatten. Der Unterschied zur gegenwärtigen Situation jedoch: Die Heimatvertriebenen von damals hatten zumeist die gleiche Staatsangehörigkeit, sprachen deutsch. Hirche sagte weiter, dass es ein humanistisches Anliegen sei, den Flüchtlingen, die jetzt nach Europa drängten, zu helfen.

Er bezeichnete die Flüchtlingswelle aber auch als einen „Spuk von Flucht und Vertreibung“. Einen Spuk, der hoffentlich bald vorüber sei. Hoyerswerdas Bürgermeister Thomas Delling sprach hingegen davon, dass man überhaupt nicht wisse, „wann der Strom der Menschen, die nach Europa wollen, einmal versiegen werde“. Auf jeden Fall sei das, was sich derzeit an Europas Grenzen abspiele, nicht vergleichbar mit dem, was sich Ende des Zweiten Weltkrieges in Ostpreußen, Schlesien oder dem Sudetenland ereignete.

Staatsminister Jaeckel, dessen Rede man bei diesem Heimatttag mit einer gewissen Erwartungshaltung entgegenblickte, wies wie seine Vorredner auf das beklagenswerte Schicksal der Flüchtlinge hin, das bei den Heimatvertriebenen sicher Erinnerungen weckte. Man habe damals, nach dem Krieg, die Menschen aus den deutschen Ostgebieten in die bundesdeutsche Gesellschaft integrieren können. Etwas, was man gemeinsam geschafft habe. Und auch jetzt, 25 Jahre nach der Wende, sei Deutschland, sei Sachsen wieder einmal gefordert. Da „müssen wir alle erneut anpacken“, um diese Flüchtlingsproblematik zu lösen, so der Staatsminister. Das gehe sicher nicht von heute auf morgen, bat Jae-ckel da um Geduld, das werde sicher viel Zeit in Anspruch nehmen.

Auf jeden Fall müsse man den Menschen, die vor Krieg und Zerstörung flüchten, hier helfen. Der sächsische Staatsminister wies darauf hin, dass man aber auch von den Flüchtlingen, die man in Deutschland aufnehme, erwarte, dass diese sich der hiesigen Kultur anpassten. Das sei eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration. Sicher könnten auch die früheren Heimatvertriebenen ihren Teil mit dazu beitragen, helfen, dass diese Menschen aus der ganzen Welt ein Bestandteil der deutschen Gesellschaft werden. „Seien Sie Brückenbauer für diese Flüchtlinge“, so sein Wunsch an die Besucher des Heimattages. Es gelte, Impulse zu setzen, um die Integration der Vertriebenen zu unterstützen.



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