Verkehrsgesellschaft tritt auf die Bremse


von Tageblatt-Redaktion

Busfahren ist bequem und vergleichsweise sicher – auch bei der Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda.
Busfahren ist bequem und vergleichsweise sicher – auch bei der Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda.

Von Hagen Linke

Die ältere Frau, die gestern kurz nach 11 am Lausitzer Platz mit ihrem Rollator in die Linie 1 der Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda (VGH) stieg, hatte freie Auswahl. Über 29 Sitzplätze verfügt der Bus. Als er zwei Minuten später losrollte, fuhren lediglich drei Gäste mit.

Für die VGH sind solche Zahlen nicht neu. Sie hätte natürlich lieber volle Busse. „Die Besetzungen sind deutlich zurückgegangen“, sagte Geschäftsführer Rainer Warkus gestern in einem Pressegespräch. Das Unternehmen kann die Zahlen ganz gut hochrechnen. Fünf der 24 Fahrzeuge verfügen über ein automatisches Zählsystem. Diese Busse sind zu unterschiedlichen Zeiten auf unterschiedlichen Strecken unterwegs. Wurden also im Jahre 2010 noch 1 742 000 Fahrgäste ermittelt, rechnet die VGH in diesem Jahr nur noch mit 1 327 000. „Mit durchschnittlich acht Personen während der Hauptverkehrszeit von 7.30 bis 17.30 Uhr sind die Busse lediglich zu zehn Prozent ausgelastet“, erklärt der Geschäftsführer. Alle Sitz- und Stehplätze sind nur bei wenigen Fahrten vergeben – dann, wenn morgens Kinder und Jugendliche auf dem Weg zur Schule sind. Rainer Warkus nennt auch andere Zahlen: Seit 2004 habe die Stadt 21 Prozent ihrer Einwohner verloren. Die Zahl der Schüler, die regelmäßig die Busse nutzen, sei seitdem sogar um ein Drittel zurückgegangen.

Weniger Fahrgäste bringen auch weniger Geld. Die VGH rechnet für dieses Jahr mit Verlusten. Sie tritt also auf die Bremse. Der neue Fahrplan, der ab 14. Dezember gilt, wird anders aussehen, als bisher. „Es ist eine sehr deutliche Anpassung, was den Leistungsumfang betrifft“, sagt Warkus. „Der Schritt ist überfällig und wir halten ihn für richtig. Auch wenn das für den einen oder anderen nicht schön ist.“

Die wesentlichste Änderung ist die Reduzierung des Fahrtaktes von 20 auf nur noch aller 30 Minuten für die Linien 1 bis 3 (siehe Kasten). Die neuen Regelungen sind abgestimmt mit dem Unterrichtsbeginn in Schulen, sodass es für die Kinder keine bedeutenden Veränderungen gibt, heißt es.

Keine wesentlichen Veränderungen gibt es im Liniennetz. „Wir lassen nicht eine Haltestelle aus“, sagt Verkehrsplaner Klaus-Peter Meyer. Hier spielt die Gewohnheit der Nutzer eine große Rolle. „Wir orientieren uns beim neuen Liniennetz an dem vorhandenen“, sagt Meyer. Auffällig ist für die Fahrt ins Gewerbegebiet Nardt der Wechsel von der Linie 1 auf die Linie 3.

Mit den Änderungen im Dezember benötigt die VGH weniger Busse als jetzt. Sie kann mehr Fahrzeuge in Reserve halten. Das Unternehmen rechnet mit weniger Instandhaltungs- und Investitionskosten. Eine generelle Umstellung auf kleinere Busse, um den 20-Minuten-Takt beibehalten zu können, sei keine Alternative, so Warkus. Man müsste den Bestand doppelt anschaffen, da kleine Busse morgens im Schülerverkehr nicht ausreichen. In der eher weniger genutzten Linie 3 seien schon jetzt durchgehend kleine Busse im Einsatz.

Künftig werden auch weniger als die zurzeit 36 beschäftigten Busfahrer benötigt. Hier greift zum einen die Altersrente. Zudem laufen einige Arbeitsverträge aus. Sie seien schon vor dem Hintergrund der geplanten Änderungen zeitlich befristet worden, sagt Rainer Warkus. „Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben.“ Wie viele Kollegen es betrifft, wurde gestern nicht genannt. Man sei noch mit dem Betriebsrat im Gespräch.

Weitere Infos zur Umstellung

Weniger Busse unterwegs: In der Zeit zwischen 6 und 17:30 Uhr wird die Taktfolge der Linien 1, 2, 3 im Stadtbereich von 20 auf 30 min erweitert. Die Linie 4 und das AnrufSammelTaxi verkehren entsprechend der bisherigen Fahrpläne.
Rhythmus für Ortsteile bleibt: Die Anbindung an Dörgenhausen, Schwarzkollm, Bröthen/Michalken erfolgt unverändert im Stundentakt.
Rendevousprinzip bleibt:
Das Prinzip mit der zentralen Umsteigemöglichkeit und dem „Treffen“ der Linien am Lausitzer Platz habe sich bewährt.
Geringe Änderung im Linienweg: Die Linienführung der Linien 1 und 2 in der Kernstadt bleibt unverändert. Der Linienweg in das Gewerbegebiet Nardt (Nardter Weg) wird von der Linie 1 ausgegliedert und in die Linie 3 integriert. Daraus ergibt sich eine Änderung der Linie 3 zwischen den Haltestellen „Alte Post“ und „Steinstraße“. Die Haltestellen „Grundschule am Park“ und „Schulstraße“ werden von der Linie 3 nicht mehr bedient. Die Bedienung der beiden Haltestellen erfolgt unverändert mit der Linie 2.
Die Haltestellen „Thrunegraben“, „Ackerstraße“, „Gartenanlagen“ und „Rosa-Luxemburg-Straße“ werden künftig von der Linie 3 bedient. Anstelle der stündlichen Taktfolge besteht hier künftig ein 30-Minuten-Takt.
Nähere Informationen zu den geplanten Änderungen: Die neuen Fahrpläne liegen ab der letzten Novemberwoche vor. Informationen gibt es in der Mobilitätszentrale am Lausitzer Platz, unter der Servicenummer G 46 6 38 sowie auf der VGH-Homepage.
 www.vgh-hy.de

 



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