Unterschriftensammlung für den Abriss


von Tageblatt-Redaktion

Unterschriftensammlung für den Abriss
Foto: Uwe Schulz

Hoyerswerda. Während in der Neustadt seit nunmehr 25 Jahren immer wieder Neubauten verschwinden, gibt es jetzt das erste Mal aus der Bevölkerung direkt das Verlangen nach einem Abriss. Anwohnerinnen und Anwohner aus dem WK I haben Unterschriften gesammelt, um Pläne der Wohnungsgesellschaft zu unterstützen, das Haus Brigitte-Reimann-Straße 2–8 zu beseitigen. Adressaten sind Wohnungsgesellschaft und Landesdenkmalamt.

Rund 130 Menschen haben unterschrieben. Sie finden die Idee einer parkartigen Gestaltung an dieser Stelle gut. Außerdem sagen sie: Weniger Anwohner bedeuten weniger Autos, was die Parkplatzsituation entschärfen würde. Sie wenden sich damit gegen eine Initiative aus dem vorigen Jahr, die einen Denkmalschutz für den Wohnkomplex vorgeschlagen hat.

Die Wohnungsgesellschaft plant aktuell im ältesten Neustadt-Quartier zwei Abrisse. Neben der Reimann-Straße 2–8 soll auch die Günter-Peters-Straße 1–7 weichen. Die Kritiker sehen im WK I hingegen die letzte Chance, ein solches Viertel als städtebauliche Einheit weitgehend im einst geplanten Zustand zu erhalten. (red)

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Kommentare zum Artikel:

Christian Bormann schrieb am

Liebe Kommentatoren und Mitleser,

das Thema des Abrisses und der angeschobene Prozess für das Flächendenkmal lassen immer wieder die Emotionen hochkochen. Hier äußere ich mich in meiner Funktion als Stadt- und Aufsichtsrat der Wohnungsgesellschaft und möchte ein paar Gedankengänge hineingeben. Am Anfang möchte ich aber mal den Vorwurf, Herr Markgraf würde seine Mitarbeitenden anweisen irgendetwas zu unterschreiben, entschieden zurückweisen! Er arbeitet in seiner Funktion als Geschäftsführer für das Unternehmen und ist natürlich vorrangig bestrebt, die WH finanziell bestmöglich aufzustellen. Das harmonisiert natürlicherweise nicht immer mit den Wünschen aus der Bürgerschaft oder der Stadtpolitik. Das Thema der Stadtentwicklung hat gerade auch nach den vielen Diskussionen zur "Neuen Kühnichter Heide" neues Futter bekommen und muss durch uns Stadträte und die Verwaltung endlich wirklich in Angriff genommen werden. Natürlich unter Beteiligung unserer Bürger. Nun aber zu den Gegebenheiten. Was mich persönlich an den Diskussionen zum WK 1 stört, sind die zahlreichen Aussagen wie "Wir müssen etwas tun" oder "Wie könnt ihr das nur tun?" Viele Stadträte beschäftigen sich intensiv mit den Entscheidungen und deren Auswirkungen und auch in diesem Fall müsste unsere WH einen hohen einstelligen Millionenbetrag für die Sanierung eines Gebäudes in die Hand nehmen. Jetzt kommen wieder andere, die sagen "hättet ihr früher..." Ja, hätte man tun können, dann hätten wir aber an anderer Stelle kein Geld investieren können! Diese Aussagen und Meinungen könnte ich unzählig weitererzählen. Fakt ist aber, wir werden uns intensiv mit dem Thema Stadtentwicklung, Demografie, Abriss, Um- und Neubau beschäftigen müssen. Für alle diese Dinge braucht es heute teils enorm viel Geld, welches nur bedingt durch die Mieten wieder erwirtschaftet werden kann. Mal ein nicht ernst gemeinter Vorschlag zum nachdenken: Wir heben im gesamten Bestand unsere Kaltmiete um 1€ pro m² an und schaffen dadurch genau die finanziellen Möglichkeiten, um solche Projekte zu stemmen. Ich denke, unsere Mieter in der WH würden jubeln und uns danken. (Ironie aus) Es gibt immer mehrere Seiten einer Medaille und damit auch mehrere Meinungen, die zu akzeptieren sind. Dies zu bündeln, abzuwägen und am Ende eine Entscheidung zu treffen, ist Aufgabe der Geschäftsführung in Verbindung mit den (gewählten) Aufsichtsräten. Übrigens waren die Einreicher der Eingabe an die Denkmalschutzbehörde fast alles keine Mieter der WH. Trotzdem nehme ich deren Meinung ernst. Wir brauchen einen sachlichen und fachlichen Diskurs zum Wohle unserer Stadt. Dazu können alle Bürger am 9. Juni beitragen. Unabhängig davon lade ich alle ein, sich mit den Themen unserer Stadt zu beschäftigen und Ihre Expertise in die Prozesse einzubringen. Dann kommen wir am Ende auch zum bestmöglichen Ergebnis.

VG Christian Bormann

Hagen Schmaler schrieb am

Die Initiative geht von Bewohnern der Franz-Mehring-Straße aus, welche vis-à-vis dem dargestellten Giebel wohnen. In der Unterschriftensammlung war nicht NUR die Rede von neuen Grünflächen und Parkplatznöten, sondern auch von "Schandflecken". Na klar – die Beschichtung der Trapezblechverkleidung blättert nach x Jahren ab und sieht nicht mehr ansehnlich aus. In dieser Hinsicht kann ich die Argumente verstehen. Auch das Sichern der Türen und Fenster mit OSB-Platten ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Aber dies ALLES in einen Topf zu werfen, kräftig umzurühren – dann ein paar Unterschriften zu sammeln und diese noch dem Landesdenkmalamt übergeben zu wollen – unverständlich. Die vielen "FÃœR den Erhalt" wurden im vergangenen halben Jahr hier vollumfänglich sachlich und transparent dargestellt. Die Initiatoren gingen tatsächlich "Klinken putzen" – dies kann ich aus "erster Hand" bestätigen. Leider ergab sich in anschließenden Gesprächen mit den eigenen Hausbewohnern oft:  "Ja, da habe ich einfach unterschrieben, aber so richtig wusste ich nicht WAS, WIE, WARUM." Und so wird sich manch ein Anwohner gar nicht die Mühe gemacht haben, zu hinterfragen und "Für und Wider" abzuwägen. Dies benötigt aber schon ein paar Minuten – WAS tue ich meiner Heimatstadt mit dieser Unterschrift an. Aber wenn Zettel + Stift an der Wohnungstür "bereitstehen", möchten viele nur ihre schnelle Ruhe haben – so mein Eindruck. Schade, schade... Dies ist für mich kein Mittel, um Demokratie und damit scheinbar freie Meinungsäußerungen auszuüben.

Bärbel Heppes schrieb am

@ Hagen Schmaler: Sie bestätigen mit Ihrem Kommentar meine Vermutung, dass es sich bei den Unterzeichnern um Eigentümerinnen und Eigentümer aus der Mehringstraße handelt. Inwiefern sich das Landesdenkmalamt davon "beeindrucken" lässt – da habe ich meine Zweifel, die hoffentlich bald bestätigt werden. Die beiden Blöcke müssen erhalten werden! Punkt.
Bärbel Heppes

Brunhild Klein schrieb am

Ich habe seit 5.5.1959 im WK 1 gewohnt. Dort sind die größten und schönsten Wohnungen. Es werden in der Stadt altersgerechte Wohnungen gebraucht. Sollte man diese Blöcke, anstatt abzureißen nicht lieber umbauen? Der Block in der Petersstraße ist doch gut geworden und er war sehr schnell vermietet.

Klaus Richter schrieb am

Lieber Thomas Häntschke,

der industrielle Wohnungsbau begann bereits am 2.5.57, am Block 104. Tafel am Giebel. Am Block 114 fand danach erst im Juni 1957 die Grundsteinlegung für die Neustadt statt. Kurios, aber wahr. Das aktuelle Sorgenkind muss fachgerecht auf den neuesten Stand gebracht werden. Eine Selbstverständlichkeit und überfällig. Schön ist die Wohnlage allemal.

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