Unter dem Schnee staut sich Wasser


von Tageblatt-Redaktion

Auf der Staatsstraße S 108 nahe dem Abzweig Driewitz staut sich das Grundwasser. Vergangenen Freitag hat die dafür verantwortliche Straßenmeisterei eine Straßenseite gesperrt.
Auf der Staatsstraße S 108 nahe dem Abzweig Driewitz staut sich das Grundwasser. Vergangenen Freitag hat die dafür verantwortliche Straßenmeisterei eine Straßenseite gesperrt.

Schneetief „Petra“ hat Lohsa verschont. „Gestern haben wir hier die Hölle erwartet. Doch der ganz große Schnee ist ausgeblieben“, meint Eleonore Noack am Samstag um 4  Uhr morgens im Bauhof. Eben rüstet sie sich zur Schicht.
Bis nach Steinitz, Neu-Steinitz und Hermsdorf führt ihre Route. Kollegin Anke Vesper fährt bis Koblenz-Knappenhütte und Groß Särchen. Vorarbeiter Gerald Tronnier schiebt Restschnee in Lohsa, Litschen, Driewitz und Lippen. „Jeder Tag ist anders. Darauf stellen wir uns ein. Wir entscheiden immer flexibel“, meint er gelassen.

Freitag, bei Ankunft von „Petra“, wurden die Straßen frisch gestreut. Am Nachmittag fuhr Lohsas Winterdienst vorsorglich gefährdete Stellen ab. Die sind bei starkem Schneefall rasch zugeweht. „Das ist die Straße Friedersdorf-Litschen, die Straße rein nach Lippen, auch die Straße nach Kolbitz oder die nach Neu-Steinitz“, sagt der Vorarbeiter. „Oft zugeweht ist der Burghammer-Weg in Weißkollm Kolonie. Dort wohnt nur ein Einwohner. Er sieht den Winter gelassen.“

Sage und schreibe 114 Kilometer Straßennetz in den Orten bewältigt der Lohsaer Winterdienst. Die Ortsverbindungsstraßen sind da noch nicht mitgerechnet. Im Norden geht es bis in die Ortslage Riegel. Im Osten ist Lippen die entfernteste Enklave. Im Süden fährt der Winterdienst bis Hermsdorf Ortsausgang. Und im Westen geht es bis Neu Buchwalde. Selbst diese Gemarkung gehört noch zu Lohsa.

Mit vier Räumfahrzeugen – alles Multicar –  ist der Winterdienst bei starkem Schneefall unterwegs. „Kaputt gehen darf kein Fahrzeug. Sonst wird es schwierig“, betont Gerald Tronnier. Außer ihm und seinen beiden Kolleginnen gehören noch Klaus Jeratsch, Arnt Mauersberger, Reinhard Körner, Wolfgang Stephan und Hartmut Paler zum Winterdienst-Trupp. Den Streusplitt bezieht die Gemeinde von der Lausitzer Grauwacke GmbH Oßling. Das Salz zum Auftauen kommt vom Hoyerswerdaer Landhandel. „Wir holen es je nach Bedarf. Engpässe gab es bislang nicht“, sagt der Vorarbeiter.

Am Samstagmorgen beräumt er zunächst Restschnee auf dem Parkplatz am Penny-Markt. Bei starkem Schneefall wie am 15. Dezember, als sich binnen weniger Stunden eine 30 Zentimeter starke Schneedecke bildete, braucht er hier bis zu einer Dreiviertelstunde. „Ab 5 Uhr morgens kommen die ersten Autos. Dann muss alles frei sein“, unterstreicht Gerald Tronnier.

Mit als Erstes beräumt werden stets auch der Marktplatz und der Parkplatz am Rathaus. Ein Fahrzeug des Lohsaer Winterdienstes ist dann meist schon draußen in den Ortsteilen unterwegs. Allein Weißkollm hat fast 20 Kilometer Straßen im Dorf. In den engen Nebengassen kommt der wendige Multicar gut zurecht. Dennoch: „Abkommen darf man von der Straße nicht“, erzählt der Vorarbeiter. „Wir haben auch schon Kollegen aus dem Graben ziehen müssen.“

Vom Parkplatz Penny-Markt führt seine Route weiter in die Lohsaer Siedlung. Karl-Bläsche-Straße, Alte Bahnhofstraße, auch die Straße zur Kartbahn gehören dazu. Ein junges Liebespaar torkelt nach Hause. Vorsichtig fährt Gerald Tronnier vorbei. Ebenso an einigen Autos im Wohngebiet. Mancher muss so früh schon zur Arbeit.
Gerald Tronnier fährt weiter bis Litschen. Hier geht es auch bis Neuhof zur Landwirtschaft Dieter Aust und zum Obdachlosenhaus. Nahe Driewitz staut sich auf der S 108 eine riesige Wasserlache. „Freitag hat die Straßenmeisterei kurzfristig eine Straßenseite gesperrt“, sagt der Vorarbeiter. „Driewitz war schon immer nasses Gebiet. Doch dieses Jahr war es extrem feucht. Und jetzt drückt auch das Grundwasser stark nach oben.“ Unter dem vielen Schnee staut sich Wasser. „Das sind Probleme, die wir nicht sofort sehen“, meint Gerald Tronnier. „Vor allem in Driewitz, Litschen und Groß Särchen kann das heikel werden. Hoffentlich kommt das Tauwetter nicht zu früh. Sonst müssen wir wieder Sandsäcke füllen.“

Von Litschen und Driewitz führt seine Route weiter bis in die kleinen Nebenstraßen von Lippen. Sage und schreibe 55 Kilometer hat er nach gut zwei Stunden Schicht zurückgelegt, Eleonore Noack rund 60 Kilometer und Anke Vesper rund 50 Kilometer. Es hätte schlimmer sein können Samstagmorgen.

„Wenn viel Schnee liegt, kommen schnell mal 200 Kilometer in einer Schicht zusammen. Und das nur für ein Fahrzeug“, schildert Eleonore Noack, die seit 1998 im Bauhof arbeitet. „Du musst dann gleich zweimal, manchmal sogar dreimal die gleiche Straße räumen - rechts, links, mittig, damit sie wirklich breit genug wird.“

Zum Ende der Frühschicht vermerkt Gerald Tronnier „minus 5 Grad, Schneeglätte“ im Protokollbuch. Was er, Anke Vesper, Eleonore Noack und die anderen sich wünschen? „Ein wenig mehr Offenheit und Gelassenheit“, meint der Vorarbeiter. „Wir können nicht überall sofort zur gleichen Zeit sein, wenn es schneit.“ Das, was derzeit zu erleben ist, sei ein ganz normaler Winter. „Auf den müssen wir uns einstellen.“ Auch wenn der Winter offiziell erst am morgigen Mittwoch beginnt . . . (AK)



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte addieren Sie 7 und 2.