Ungewisse Saison im Rutschungsgebiet


von Tageblatt-Redaktion

Betreten verboten! heißt es für Teile des Lausitzer Seenlands seit der Rutschung im vergangenen Oktober
Betreten verboten! heißt es für Teile des Lausitzer Seenlands seit der Rutschung im vergangenen Oktober

Die Saison war schon fast gelaufen, als im vergangenen Oktober die Kippe im Spreetaler Tagebaubereich wegrutschte. Seitdem ist der Bereich großräumig gesperrt, dazu folgten weitere Sperrungen nach dem Geländeeinbruch bei Lohsa. Ende des Jahres gab der Bergbausanierer LMBV Ende März als Zeitpunkt an, um grundsätzliche Aussagen über das weitere Vorgehen zu treffen. Derzeit werden rund 13 000 Hektar Fläche von Gutachtern zu ihrer Standsicherheit überprüft. Wann die Ergebnisse öffentlich gemacht werden, steht nach Aussage von LMBV-Sprecher Dr. Uwe Steinhuber noch nicht fest. Die betroffenen Unternehmer hoffen auf eine baldige Freigabe. Denn die neue Saison steht bevor und in manchem Fall geht es um die Existenz.

Nein, große Hoffnungen mache er sich nicht, dass die Flächen im Frühjahr wieder freigegeben werden, sagt Andreas Ittmann vom gleichnamigen Quad-Center aus Klein Partwitz. Sein größtes Problem ist, dass die Hauptrouten seiner Touren durch den Tagebaubereich Spreetal verlaufen und die ebenfalls gesperrte Erlebniswelt „Terra Nova“ ein wichtiges Ziel der Touren ist. Andreas Ittmann zählte im letzten Jahr 1 400 zufriedene Kunden. Auch für dieses Jahr gebe es genügend Anfragen. Er plane nun Termine unter Vorbehalt, darf momentan lediglich die Runde um den Partwitzer See bis hin zum „Rostigen Nagel“ fahren. „Quadfahren zieht – ganzjährig – Leute aus ganz Deutschland an, es ist Tourismus, der sich abhebt, aber das scheint keiner zu wollen“, meint der Klein Partwitzer. „Wenn das Gelände nicht freigegeben wird, dann warte ich diese Saison noch ab und muss ansonsten schließen.“

Bei der Quad Event GmbH mit Niederlassung im Gewerbegebiet Neuwiese-Bergen bleibt man hingegen entspannt: Der bundesweit tätige Anbieter ist wegen der Sperrung nicht in seiner Existenz gefährdet. Jedoch sind die Strecken im Lausitzer Seenland ein Zugpferd des Unternehmens. „Die Landschaft ist naturbelassen, bizarr – das reizt die Leute“, sagt Service-Mitarbeiter Markus Petters. Quad Event könne auf andere Strecken im Kreisgebiet ausweichen, nur seien diese nicht so attraktiv und weitläufig. Wichtig sei, Planungssicherheit zu kriegen.

Seit kurzem dürfen die Mitarbeiter der Lausitzer Seenland gGmbH die gesperrten Flächen des Naturschutzgroßprojekts per Sondergenehmigung wieder befahren. „Die Wildschutzzaunanlagen müssen repariert werden“, sagt Geschäftsführer Dr. Alexander Harter. Freilich müssen eine Reihe von Verhaltensregeln eingehalten werden. „Bis auf die Zaunkontrolle sind keine anderen Arbeiten möglich, keine Beweidung oder Holzung.“ Auch die geführten Wanderungen durchs NGP-Gebiet wurden abgesagt. Neue Maßnahmen seien für dieses Jahr unter den gegebenen Umständen nicht möglich. Deshalb werde vor allem konzeptionell – und viel am Schreibtisch – gearbeitet. „Aber: Wir müssen mit der Offenlanderhaltung weitermachen.“ Das geschieht normalerweise durch Beweidung und Ackerwirtschaft – und ist derzeit nicht möglich. „Wir hoffen, dass die Flächen bald wieder betretbar sein dürfen“, sagt Dr. Harter, „ansonsten wird es nachteilig für die Arten und für uns in wirtschaftlicher Hinsicht.“

Der Verlust von landwirtschaftlichen Nutzflächen ist das Problem von Dr. Mario Stenske, Chef der Landschafts-, Nutz- und Wildtierpflege GmbH. 100 Hektar Land sind dauerhaft verloren, „und im Moment gibt es keine Aussage, wie viel umliegende Fläche für Sanierungsmaßnahmen noch weggeht“. Seit November können zumindest Flächen im östlichen Bereich mit Verhaltensauflagen genutzt werden. „Auf den übrigen konnten wir keine Herbst- und Frühjahrsbestellung machen. Die Höhe unseres Betriebseinkommens ist unklar.“ Auf „Terra Nova“ dürfen keine Besucher empfangen werden. Für 2011 sind noch keine konkreten Veranstaltungen geplant worden. Der genehmigte Bebauungsplan für den Guts- und Reiterhof liegt mittlerweile vor. Jedoch hat die Untere Bauaufsichtsbehörde den Baubeginn wegen der Sperrung untersagt. „Es stellt sich die Frage, wer für die Verzögerung aufkommt.“ Nicht zuletzt spielt die Flächenverfügbarkeit eine Rolle bei den EU-Förderanträgen, die im Mai unter Dach und Fach sein müssen. „Wir haben hier 800 Hektar dazugekauft.“ Bei Verlust wäre kaum Ersatz zu finden. Mario Stenske wünscht sich seitens des Zweckverbandes ein offensiveres Umgehen mit der Rutschung. „Es wäre ein Armutszeugnis für die Regionalpolitik, wenn der Bereich aus dem Seenland rausgebrochen wird.“



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