Trautmannbau-Ruine bleibt Lauta erhalten


von Tageblatt-Redaktion

Auch im zweiten Anlauf wird es mit dem Abriss der Ruine am Lautaer Stadteingang nichts werden.
Auch im zweiten Anlauf wird es mit dem Abriss der Ruine am Lautaer Stadteingang nichts werden

Von Ralf Grunert

Das wird nachhaltige Folgen für Lauta haben, die noch nicht abzuschätzen sind.“ So kommentierte Lautas Bürgermeister Hellfried Ruhland am Dienstag die Entscheidung des Stadtrates gegen den Kauf des Trautmannbau-Komplexes und damit auch gegen dessen Abriss. Diese Entscheidung bedeutet, dass die Investruine für unbestimmte Zeit weiter als eine Art „optische Umweltverschmutzung“ den östlichen Ortseingang von Lauta prägt. Diese Entscheidung bedeutet aber auch, dass die Stadt bereits bewilligte Fördermittel in Größenordnungen an den Freistaat zurückgeben muss. Wer so etwas tut, der läuft Gefahr, die Fördermittelgeber insgesamt zu verprellen, hatte der Bürgermeister im Vorfeld der Stadtratsentscheidung gewarnt.

Davon ließ sich die Hälfte der Stadträte, die bei der Abstimmung zugegen war, nicht beeindrucken. So wie schon im Mai im Stadtrat waren am Dienstag neun Stadträte für und neun gegen den Erwerb und den Abriss des Gebäudekomplexes durch die Stadt. Damit war das Vorhaben erneut abgelehnt, obwohl sich die Abrisskosten in der Zwischenzeit „exorbitant verringert“ haben, wie es der Bürgermeister formulierte. Das war auch der Grund dafür, dass der Stadtrat überhaupt noch mal mit der Angelegenheit befasst wurde. Wobei sich Hellfried Ruhland sehr wohl im Klaren darüber war, dass insbesondere die drastisch verringerten Abrisskosten Fragen aufwerfen.

Bauamtsleiter Wolfhardt Persicke war es überlassen, Erklärungen zu liefern, warum statt der ursprünglich zur Abstimmung gebrachten Abrisskosten von deutlich mehr als 700 000 Euro nunmehr nur noch rund 260 000 Euro anfallen. Er begründete das damit, dass die beauftragten Planer, so wie das üblich ist, ein zuvor schon selbst realisiertes Abrissprojekt zum Vergleichsmaßstab für ihre Kostenschätzung nehmen. Dadurch kam auch die verhältnismäßig hohe Summe von über 700 000 Euro zustande. „Es ist sehr schwer, eine realistische Kostenschätzung zu tätigen.“

Die tatsächlichen Kosten lassen sich aber erst auf dem Wege der Ausschreibung ermitteln. Und hier spielte die Entwicklung auf dem Abrisssektor der Stadt in die Hände. „Der Markt ist gesättigt, es gibt einen harten Verdrängungswettbewerb, die Firmen bieten zum Teil sehr niedrig an.“ So reichte dann auch das Spektrum der Angebote zum Abriss des Trautmannbaus von gut 260 000 bis knapp 600 000 Euro.

Dumm nur, dass dieses Kostenspektrum bereits in der Stadtverwaltung bekannt, aber nicht kommuniziert worden war, bevor die Stadträte im Mai über die Summe von mehr als 700 000 Euro zu befinden hatten. „Das ist für mich anrüchig“, kritisierte Karl-Heinz Löffler, Chef der Fraktion Bürgerbewegung/SPD. „Es ist doch nicht schlimm, uns Stadträte zu informieren, wenn es einen neuen Erkenntnisstand gibt“, fand Frank Lehmann (Bürgerbewegung/SPD). Die Erklärung des Bauamtsleiters, dass am Tag der Sitzung des Stadtrates noch keine geprüften Ausschreibungs-Ergebnisse vorgelegen haben, sondern erst zwei Tage später, ließ er nicht gelten. „Wir sind nicht gegen den Abriss, aber wir sind gegen die ganze Verfahrensweise“, stellte Ortrun Rümcke (Freie Wähler) klar.

Hubert Förster (Freie Wähler) zitierte aus einem Schreiben des Landratsamtes, das sich mit der Kontamination beschäftigt: „Das Grundstück ist signifikant belastet.“ Hier könnten Kosten in Größenordnungen auf die Stadt zukommen, warnte er. „Erfahrungsgemäß ist eine Nachförderung möglich. Das geht aber auch mit einer Erhöhung des Eigenanteils einher“, versuchte der Bürgermeister, diese Sorge zu zerstreuen, meinte allerdings auch: „Ganz ohne Restrisiko wird es nicht gehen.“
Marlies Heinze (Freie Wähler) erinnerte daran, welchen Auftrag der Stadtrat der Verwaltung gegeben hat. Knackpunkt war, dass die Volksfürsorge als Eigentümerin der Immobilie in die Pflicht genommen und das Abrissprojekt für die Stadt kostenneutral abgewickelt wird. „Zu einem Euro bekommt ihr es nicht. Und wir beteiligen uns nicht.“ Das waren die Aussagen, die es für den Bürgermeister von der Versicherungsgesellschaft gab, wie er sagt. Zumindest beim Kaufpreis wurde ein Zugeständnis gemacht. Statt 30 000 Euro sollte die Immobilie nur noch 20 000 Euro kosten.

„Ich kann nicht erkennen, dass der Verwaltung ein Vorwurf zu machen ist“, merkte Dietrich Matthes an. Der CDU/FDP-Fraktionschef verwies auf den geringeren Kaufpreis und die reduzierten Abrisskosten. Und er ließ wissen, dass viele Bürger ihm gegenüber ihr Unverständnis kundgetan haben, nachdem der Stadtrat im Mai den Abriss des Trautmannbaus abgelehnt hatte.

„Ich glaube einschätzen zu können, dass die Mehrheit der Bürgerschaft den Abriss begrüßt, unabhängig von den Randbedingungen“, warb der Bürgermeister um Zustimmung – die blieb ihm aber versagt.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte addieren Sie 1 und 1.