Tiere aus Wildlehrgarten abzugeben


von Tageblatt-Redaktion

Der Wildlehrgarten Friedersdorf besteht seit Herbst 2012 nicht mehr. Reinhard Jatzkes Figuren „leben“ jedoch weiter. Interessierte könnten Restbestände kaufen
Der Wildlehrgarten Friedersdorf besteht seit Herbst 2012 nicht mehr. Reinhard Jatzkes Figuren „leben“ jedoch weiter. Interessierte könnten Restbestände kaufen

Der große Hirsch am Eingang des Themencampingparks Knappensee zieht Kinder magisch an. „Viele Familien halten spontan und fotografieren die Figur. Sie erfreuen sich auch an der Rehgruppe, an der Wildschweingruppe und am großen Steinpilz auf dem Spielplatz“, meint Objektleiterin Yvonne Braun. Seit Saisonbeginn 2013 sind die Beton-Skulpturen auf dem Campingplatz eine neue Attraktion. Modellierer Reinhard Jatzke (64) aus dem Radiborer Ortsteil Lippitsch stellte sie bereit. Bis Herbst 2012 betrieb er den Wildlehrgarten am Silbersee auf rund 2 000 Quadratmetern Fläche, der seit 2004 bestand.

„Eine Weiterführung hätte sich nicht mehr gelohnt. Seit der kompletten Sperrung des Silbersees 2010 kamen deutlich weniger Besucher. Das zehrte an der Substanz“, sagt Reinhard Jatzke. „Notgedrungen und aus Altergründen hörte ich auf. Ich hätte mir auch mehr Zusammenarbeit mit der Gemeinde zwecks der Weiterführung gewünscht.“ Jens Kieschnick, vormals Tourismus-Verantwortlicher und jetzt Bergbau-Bearbeiter der Gemeinde Lohsa, bedauert die Schließung. „Dem Wildlehrgarten fehlte die Frequentierung durch Tagesgäste. Sie blieben wegen der Sperrung des Sees immer mehr aus“, schätzt er im Rückblick ein. Die Gemeinde, so hält er entgegen, suchte durchaus nach Lösungen. Sie ließ sogar einen Bebauungsplan für die Erweiterung des Wildlehrgartens gleich gegenüber als Entwurf erarbeiten. „Wir haben das damals jedoch nicht weiterverfolgt, weil uns die Kapazitäten und die Mittel dafür fehlten“, sagt Jens Kieschnick.

Jetzt nach der Schließung verkauft Reinhard Jatzke die Figuren weiter an interessierte Nutzer. Einige Pilzarten-Skulpturen stehen heute an der Gaststätte Waldschlösschen auf dem Valtenberg nahe Neukirch. Im Themencampingpark Knappensee, betrieben von Jens Bohge, kamen der große Steinpilz, Rehe, Hirsche, Grizzlybär und Wildschweine unter. Mufflon, Steinbock, Spinne, Grizzlybären, Luchse und Rehe nahm Reinhard Jatzke auch zu sich in den eigenen Vorgarten an seinem Haus in Lipptisch mit auf. Der größte Teil der Figuren aus dem Wildlehrgarten steht heute im Eingangsbereich im Irrgarten Kleinwelka. Dort können Besucher noch kostenlos den großen Elch bewundern, ebenso die Hirschfamilie, die Wildschweine, einen Dammhirsch und zwei Wölfe. „Heute modelliere ich nur noch für private Zwecke zur Freude der Familien“, unterstreicht Reinhard Jatzke. „Sie fragen vor allem nach Pilzfiguren, Rehen, Hirschen und Wildschweinen nach.“

2004 hatte er mit großer Zuversicht den Wildlehrgarten eröffnet. Voller Hoffnung in die künftige Tourismus-Entwicklung im Lausitzer Seenland startete er damals. „Leider sind Theorie und Praxis grundverschiedene Dinge“, sagt er heute. „Das war eine traurige Erkenntnis.“ Bei Franz Gruß, dem „Vater“ und Schöpfer des privaten Saurierparks Großwelka lernte er das Handwerk des Modellierens. Bei ihm lernte er die praktische Arbeit des Skulpturenbaus. „Franz Gruß war ein Naturtalent. Er schuf Waldtiere, Waldpflanzen, Urzeittiere wie aus einem Guss“, sagt Reinhard Jatzke, gelernter Werkzeugmacher und Maschinenbauer. „Franz Gruß´ seine Figuren sind sehr lebendig, sehr natürlich, sehr echt, sehr wahrhaftig. „Ich konnte alle nötigen Arbeitsgänge von ihm lernen. Das beginnt bei der Grundform aus Stahl, Draht und Beton und endet bei der fertigen Modellierung mit Fliesenkleber.

Die Tiere, so unterstreicht Reinhard Jatzke, müssen als Ensemble gut zusammenpassen. Es soll ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Schwierig zu modellieren ist vor allem der Kopf der Grizzlys. Viele Tierfilme sah sich Reinhard Jatzke dafür an. Er wälzte Fachbücher und Fachlexika. Besondere Sorgfalt verwendet er für das „Fell“. So entstand das Grizzly-Paar Bruno und Brunhilde für den Wildlehrgarten Friedersdorf. „Die Grundform des Körpers wird gebogen, dann zusammengeschweißt mit Drahtgeflecht, dann vorbetoniert“, erklärt er. Stück um Stück drückt er den Beton in den Draht. Zum Schluss folgt die Modellierung mit Fliesenkleber. Lebensweise, Vorkommen, Nahrung und Verhalten der Grizzlys und anderer Tiere konnte er mit dem Wildlehrgarten erläutern. Hierfür schuf er auch Steinböcke mit bis zu 1,50 Meter langen runden eingerollten Hörnern. Er schuf auch einen kanadischen Riesenelch. Rund 800 (!) Kilogramm wiegt er. Seine Beine sind rund 1,50 Meter lang. „Es ist die größte lebende Hirschart weltweit. Die Schulterhöhe des Elchs beträgt 2,20 Meter“, erläutert der 64-Jährige. Viel Zeit, Geduld, Fantasie, Kreativität und Sorgfalt opferte Reinhard Jatzke für den Wildlehrgarten. Naturfreunde, Seniorengruppen, Vereine, Kulturgruppen, Kindergärten, Schulklassen und Radwanderer kamen gern hierher. Der am weitesten gereiste Besucher kam aus Japan. „Fantastisch und wunderbar“, nannte er den Wildlehrgarten. Manchmal hielten hier sogar Reisebusse. Regelmäßig von Ostern bis Oktober öffnete Reinhard Jatzke den Wildlehrgarten. „Ich wollte mithelfen, den Tourismus in der Heide- und Teichlandschaft mit aufzubauen. Das ist leider nicht gelungen“, sagt er nachdenklich. Eine Wiedereröffnung schließt er aus.

Restbestände können Interessierte noch kaufen. Sie sollten sich bei ihm unter 03 59 34/63 50 melden. „Gerade die Rehe, die Hirsche, der Elch und die Wildschweine eignen sich zur touristischen Gestaltung an Teichen, an Seen, in Parks sowie in Vorgärten von Waldgaststätten“, sagt Reinhard Jatzke. „Sie eignen sich auch für Plätze mit sehr alten Bäumen und für private Vorgärten an Eigenheimen. Nicht geeignet sind sie für Minigärten mitten in der Stadt.“



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