Team Nr 76 nimmt einen neuen Anlauf


von Tageblatt-Redaktion

Am Anfang stand purer Optimismus Team Praesentation im Lausitz Center Hoyerswerda
Am Anfang stand purer Optimismus Team Praesentation im Lausitz Center Hoyerswerda

Eines der letzten automobilen Abenteuer dieser Welt“ bewarben die Veranstalter der Allgäu-Orient-Rallye 2011 die Tour. Das wurde wahr. Nur etwas anders, als sich das die 100 Teilnehmer vorgestellt hatten, darunter das Team mit der Startnr. 76 – „Out Of Range“. Daniel Müller (Brischko), Silvio Mrosk, Sebastian Adler und Sven Rauhut (alle Hoyerswerda) fanden den Gedanken faszinierend, mit betagten Fahrzeugen von Oberstaufen über Instanbul und Damaskus nach Amman zu fahren. Neben dem sportlichen Aspekt Land und Leute kennen zu lernen (wofür es Sonderpunkte gab) und Hilfsgüter in die Region zu transportieren. Höhepunkt sein sollte die Versteigerung der Fahrzeuge am Zielort, der jordanischen Hauptstadt. Für einen guten Zweck. Und vielleicht würde man ja sogar das Kamel, das für den Sieger ausgelobt war, gewinnen?

Es gab keinen Plan C mehr

Das Projekt fand auch beim Hoyerswerdaer Publikum Anklang, das bei den Team-Präsentationen am Black Raven und im Lausitz-Center gern für einen kleinen Obolus Namenszüge auf den Lack des Nissan setzte, der dann gemeinsam mit einer Kawasaki Tengai den Weg nach Oberstaufen antrat, von wo aus es in den Orient gehen sollte. Angesichts der Nachrichten von den gerade ausbrechenden Krawallen des „Arabischen Frühlings“ beschwichtigte die Rallye-Leitung: Gefahren wird auf jeden Fall! Gehe Plan A nicht auf, habe man noch Plan B bis (mindestens!) Z in petto. Anfangs war’s so. Aber das war ja „nur“ der europäische Teil des Unternehmens. In der Erdteile-Grenze Istanbul gab das Auswärtige Amt eine Einreisewarnung für Syrien aus. Damaskus adé. Dann halt nach Ankara und Mersin! Vom türkischen Fährhafen übers Meer nach Zypern und ins ägyptische Port Said; von dort auf dem Land über den Sinai nach Jordanien. Doch die Fähren, „eine Art «Ostseekutter»“, erinnert sich Sven Rauhut, müssen vor Port Said umkehren. 40 weitere Stunden, getrennt von Ausrüstung und Proviant auf einem anderen Schiff, wird es abenteuerlich. Dank der mitleidigen Besatzung gibt es zum Frühstück wenigstens: vier Oliven.


Wieder in Mersin heißt’s lapidar: „Rallye beendet.“ Gut, dass Out Of Range nicht dem Rat folgt, im Flugzeug unter Zurücklassung der Fahrzeuge nach Deutschland zu retirieren, sondern den Rückweg auf eigenen Rädern antritt. So vermeidet man üblen Stress bei der Ausreise; sieht noch etwas vom Land.

Nicht gerade ein Erfolgserlebnis, oder? Sven Rauhut sagt, ganz so sei es – nicht. Denn für das 2012er-Projekt, die „Kinder-in-Not“-Motorradtour Nord-Süd längs durch die Amerikas, hatte Out Of Range ja schon während der Allgäu-Orient-Rallye Spenden geworben. Für ein Heim in Brasilien, in Porto Alegre, das 60 Kindern in einem Problemgebiet der Stadt ein Leben abseits von bitterster Armut, Drogen und Kriminalität ermöglicht. Die bisher erzielten 1 200 Euro sind schon dahin überwiesen worden, und Rauhut hofft, dass bis Mai 2012, zum Start der Tour, noch einige dazu kommen. Er selbst sitzt dann wieder im Sattel der Kawasaki. Der Nissan mit Nr. 76 erlebt das nicht mehr. Für ihn ist das Ganze am tragischsten ausgegangen. Endstation seiner Allgäu-Orient-Rallye war: eine deutsche Schrottpresse.

 www.outofrange-project.de

Ein Geschichtchen
vom Propheten

Von Uwe Jordan

Wenn wir in Hoyerswerda mit manchem unzufrieden sind, ist das berechtigt. Um ein Bild aus der Flora zu bemühen: All zu viele Bäume sind gefällt worden, nicht nur morsche; manche Blütenträume sind nicht gereift, und nicht wenige Pflänzchen wieder verwelkt. Oder, weniger prosaisch: Zu wenig Arbeit und zu wenig Geld lassen es nicht zu, Hoyerswerda so zu gestalten, wie wir es gerne möchten. Aber ist es nicht Jammern auf hohem Niveau? Bei Schalterdruck flammt die Deckenleuchte auf. Wer den Hahn aufdreht, bekommt Wasser. In den Supermärkten gehen erschwingliche Lebensmittel nicht aus. Straßen, nicht immer gute, aber Straßen, führen uns hin, wo das Auto uns hin tragen soll, und für das Benzin fand sich noch immer  ein Euro. Der Hoyerswerdaer Sven Rauhut, der die Allgäu-Orient-Rallye (links) gefahren ist, kennt da ganz andere Weltgegenden: „Was wir hier in Deutschland haben, ist allerhöchster Standard. Zwischen uns und dort liegen Welten.“ Was tun also?


Laut Koran-Übersetzer Mohammed Hamidullah wird der Prophet einmal angesprochen: „O Bote Gottes, ich bin ein reicher Mann und möchte meine Güter Armen vermachen.“ Der Prophet antwortete: „Nein, es ist besser, du lässt sie deinen nächsten Verwandten, damit sie unabhängig leben können und nicht zu betteln brauchen.“ – Wer fremdes Geld um sich wirft, ist ein Schuft. Wer seines verschwendet, verantwortungslos. Ich denke, nur wer das eigene Haus gut bestellt hat, darf von dem, was ihm gehört, geben. Kann. Soll. Muss. Wird!

 



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