Tag der Arbeit in Knappenrode


von Tageblatt-Redaktion

Für Besucher der Sonderführungen am 1. Mai in der Energiefabrik Knappenrode gibt es jeweils eine Mai-Nelke. Museumsleiterin Kirstin Zinke hat in Sebnitz hundert Stück geordert.
Für Besucher der Sonderführungen am 1. Mai in der Energiefabrik Knappenrode gibt es jeweils eine Mai-Nelke. Museumsleiterin Kirstin Zinke hat in Sebnitz hundert Stück geordert.

Die ersten hundert Tage sind für Kirstin Zinke im neuen Job noch nicht um. Nicht ganz. Seit 1. Februar ist die 47-Jährige die Leiterin der Energiefabrik Knappenrode. Die studierte Museologin kann auf ihr Fachwissen und ihre Verwaltungserfahrung aufbauen, hat aber gleichzeitig diesen extrem wachen Blick und die Energie für einen Neubeginn, etwas gestalten zu wollen. Nun ist so ein Gigant wie die alte Brikettfabrik nicht unbedingt etwas, das man aufbauen muss. Die Backstein-Kathedrale der Industrie ist unübersehbar da. Sie gehört dem Landkreis Bautzen, der sich damit wiederum im Zweckverband Sächsisches Industriemuseum ganz gut aufgehoben fühlt.

Kirstin Zinke hat das Museale im Blick, will die Kultur aber nicht aus den Augen verlieren. Wie das so ist: Die Arbeit der Vorgänger bewertet man nicht. Aber deren Wirken hat die Fabrik natürlich zu dem gemacht, was sie ist. Das ist weder ein Neustart bei null noch ein fertiges Nest. Letzteres kann und wird so eine Anlage auch nie sein. Es ist seit 1994 wahnsinnig viel geworden. Doch das Arbeitspensum wird nicht kleiner. Die Fabrik muss erhalten werden, sie muss aber auch bespielt werden. „Die beleuchtete Fassade der Fabrik ist zum Symbol geworden“, sagt Kirstin Zinke. Klassiker wie die FabrikFestSpiele, das Feuerfest oder die Nachtschicht will sie daher keineswegs abschaffen, sondern fortführen. Gleichzeitig muss sie auf die Kosten schauen. Also werden Änderungen nicht ausbleiben. Es ist der Spagat, dass ehemalige Fabrikarbeiter hier immer wieder gern herkommen und sich wiedererkennen, aber vor allem Besucher angezogen werden, die mit Braunkohle sonst nichts am Hut haben und einfach erwarten, hier etwas erleben zu können. Man muss sich stets etwas einfallen lassen. Kein Fest darf wie das andere sein. Aber auch sonst ist reichlich zu tun. Die Entwicklungsstrategie wurde noch vor dem Antritt von Kirstin Zinke verabschiedet und zeigt den groben Entwicklungsweg der Fabrik vor. Gutachter bewerten derzeit die Gebäude. Kirstin Zinke will die Verwaltung zusammenführen und für alle Mitarbeiter optimale Arbeitsbedingungen haben, was bislang so nicht gegeben war. Und wenn es bislang noch keine Jahreskarte für die Besucher gibt, dann muss man eben eine kreieren. Die Museologin weiß aber auch, dass das Museale weiterentwickelt werden muss. Neben den riesigen Exponaten gibt es tausend kleine Dinge. Kirstin Zinke weiß, dass die Zeit kommt, da man das alles bewerten muss, was für das Museum wirklich wichtig ist. „Das ist ein Diskussionsprozess“, sagt die neue Chefin, die ihre Antrittsbesuche überall durchhat und beginnt, Pflöcke einzuschlagen. Sie ist froh darüber, starke Partner an ihrer Seite zu haben. Und da bei den Begrüßungsrunden so viele sagten, dass sie nur Bescheid sagen müsse, wenn sie Hilfe brauche, machte sie die Probe aufs Exempel und lud einen Samstag zum Groß-Arbeitseinsatz. Viele Unterstützer kamen. Das hat sie beeindruckt. Auch das, was geschafft wurde. Die Fabrik ist auch so viele Jahre nach ihrer Stilllegung nach wie vor ein Ort der Arbeit. Schon deshalb wird es am 1. Mai eine etwas andere Führung geben: Detlef Bindseil, ein Tagebauschienenfahrzeug -Urgestein, wird die ausgestellten Schienenfahrzeuge erläutern und Anekdoten zum Besten geben. Und weil Tag der Arbeit ist, bekommt jeder Besucher eine Mai-Nelke. Die Originale aus Sebnitz, Das gab es so in der Energiefabrik auch noch nicht.
Führungen am 1. Mai: 10.30 Uhr und 15 Uhr



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte addieren Sie 4 und 8.