Stimmungstest in Hoyerswerda
Hat Hoyerswerdas Oberbürgermeister Stefan Skora (CDU) in den letzten sieben Jahren gute Arbeit geleistet? „Wenn man die 37,6 Prozent Zustimmung wertet, kann er nicht viel falsch gemacht haben. Betrachtet man den Rest der Stimmen, gibt es aber wohl doch eine Unzufriedenheit mit ihm“, sagt Ralph Büchner, der gestern bei der Oberbürgermeisterwahl für die Lin ke gegen Skora antrat. Und in der Tat: Gemessen an den 31 000 Wahlberechtigten liegt die Zustimmung zum Amtsinhaber mit dem gestrigen Ergebnis gerade einmal bei 14,3 Prozent. Was auch daran liegt, dass die übergroße Mehrheit der Hoyerswerdaer, nämlich mehr als 19 000 Wahlberechtigte, dem Urnengang schlicht fernblieb.
Die Beteiligung, die damit etwa auf dem Niveau der ersten Runde der OB-Wahl 2006 lag, kritisierten gestern fast alle Bewerber. „Den Rest der Leute scheint nicht zu interessieren, was mit der Stadt passiert“, sagte etwa Maritta Albrecht, die für die SPD angetreten war. Nur der Zweite, Dirk Nasdala von den Freien Wählern, war von den 38,7 Prozent positiv überrascht: „In anderen Städten lag die Wahlbeteiligung zuletzt regelmäßig sogar nur bei etwa 30 Prozent.“ Und in der Endabrechnung spielt sie dann ja auch keine Rolle.
Weshalb festzuhalten ist: Skora kam vor Nasdala und Büchner ins Ziel. Es folgten die unabhängige Kandidatin Katrin Kiefel und Maritta Albrecht. In allen Wahlbezirken hatte Skora die Nase deutlich vorn. Einzige Ausnahme: Im WK Ve, wo Ralph Büchner lebt, konnte der Kandidat der Linken ein besseres Ergebnis erzielen als sein Konkurrent von der CDU. Festzuhalten ist weiter: Das ist nur so eine Art Stimmungstest, denn weil keiner der Fünf die nötige Anzahl von mehr als der Hälfte der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen konnte, gibt es einen zweiten Urnengang. Am 22. September, dem Tag der Bundestagswahl, reicht die einfache Mehrheit.
Vermutlich wird es dann vier Kandidaten geben. Denn Maritta Albrecht kündigte gestern schon an, dass sie nicht noch einmal antreten wird. Eine Empfehlung will sie auch nicht abgeben. „Die Leute müssen selbst entscheiden, wem sie ihre Stimme geben wollen. Aber ich rufe dazu auf, wählen zu gehen“, sagte die 43-Jährige, die mit ihrem Stimmergebnis von 8,7 Prozent nicht hadert: „Das ist mein Kreistagswahlergebnis, auch mein Stadtratswahlergebnis. Als Person habe ich also nicht verloren.“ Die Vierte des Abends, Katrin Kiefel, war ebenfalls zufrieden: „Ich hatte gedacht, dass ich maximal zehn Prozent schaffe. Ich bin froh, dass es nun mehr ist und ich bin auch stolz darauf“, erklärte die 46-Jährige, die sich in den nächsten drei Tagen entscheiden will, ob sie in die zweite Runde geht. „Die Tendenz geht aber dahin, dass ich noch einmal antrete“, sagte sie.
Ralph Büchner erklärte, er wolle gemeinsam mit seiner Linken, deren Kreisvorsitzende der 51-Jährige ist, in den nächsten drei Wochen noch einmal kräftig Wahlkampf machen. Denn so richtig zufrieden war er mit seinem Abschneiden nicht. Einerseits, sagt er, habe er zwar acht Prozent mehr geholt als sein Parteifreund Ralf Haenel bei der Wahl 2006. Und der Abstand zu Dirk Nasdala sei ja auch nicht groß. Aber: „Ich hätte mir schon gewünscht, Zweiter zu werden.“
Mit dieser Reihenfolge hatte eigentlich auch Nasdala gerechnet. „Ich bin sehr zufrieden. Das Ergebnis hätte ich mir so nicht erträumt. Ich hatte gedacht, dass ich Dritter werde.“ Er trete am 22. selbstredend noch einmal an. Das Ziel des 47-jährigen Rechtsanwaltes: „Ich möchte die Wahl gewinnen.“ Der Amtsinhaber wird das zu verhindern versuchen. Doch auch der 53-jährige Stefan Skora war gestern durchaus überrascht. „Mein Abstand zum Zweiten ist so, wie ich mir das etwa vorgestellt habe. Aber ich dachte eigentlich auch, dass Ralph Büchner Zweiter wird“, meinte er.
Allgemein erwarten alle Bewerber, dass die Wahlbeteiligung am 22. September höher sein dürfte als gestern. Der Grund: Die am selben Tag stattfindende Bundestagswahl. Dirk Nasdala prognostiziert ungefähr 50 Prozent. So hoch war der Anteil zuletzt bei der Oberbürgermeisterwahl 2001. Die Wahlhelfer, die gestern den ganzen Tag fleißig die Wähler mit dem Wählerverzeichnis abglichen, die Wahlurnen hüteten und schließlich auch die Arbeit mit dem Auszählen hatten und dafür sorgten, dass das vorläufige amtliche Endergebnis keine anderthalb Stunden nach Schließung der Wahllokale feststand, werden dann ein weiteres Mal aktiv werden. Gestern konnten sie melden: Technisch ist alles absolut reibungslos verlaufen.
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