Statt Kilometergeld gibt’s Fördermittel


von Tageblatt-Redaktion

Claudia Mönch erfasst derzeit, was auf ihren Wiesen wächst. Foto: Grunert
Claudia Mönch erfasst derzeit, was auf ihren Wiesen wächst. Foto: Grunert

Von Ralf Grunert

Zwölf bis fünfzehn Kilometer kommen im Verlauf von fünf, sechs Stunden Fußmarsch locker zusammen. Teils geht es durch kniehohes Gras, das jeden Schritt bremst. Verborgene Erdhuckel erweisen sich als Stolperfallen. Und obwohl die Sonne strahlt, schlaucht das mit der Zeit gewaltig. Da hat zwischendurch selbst Labrador-Hündin Kira schlappgemacht. Claudia Mönch gönnte dem Tier eine Pause, derweil sie selbst ihren Marsch auf dem Grünlandschlag an der Zufahrtsstraße zum Partwitzer See fortsetzt, ein Klemmbrett und einen Stift in den Händen, weiter mit dem widerspenstigen Gras kämpfend.

Die Geschäftsführerin der Landwirtschaftlichen Produktions- und Handels GmbH und Co. KG Bergen spult derzeit ebenso wie eine Kollegin viele Kilometer ab. Das ist die Basis, um auch in der neuen EU-Förderperiode Fördermittel für die Bewirtschaftung von Grünlandflächen zu erhalten. Sie registrieren die auf den einzelnen Schlägen vorkommenden Pflanzen anhand einer Liste mit 36 Arten. „Wenn wir uns entscheiden, das Programm wahrzunehmen, müssen wir sicherstellen, dass bestimmte Kennarten von Pflanzen auch noch zum Ende der Förderperiode auf dem jeweiligen Schlag vorkommen.“ Ist das so, dann bedeutet das, dass die Flächen aus Naturschutzsicht optimal bewirtschaftet wurden. Kommen nicht mehr alle Kennarten vor, müssen die Fördergelder zurückgezahlt werden.

Im Juni haben Claudia Mönch und ihre Kollegin mit der Erfassung im Raum Bluno begonnen. Im August waren sie mit ihren Klemmbrettern bei Spreewitz zu beobachten, in den letzten Tagen bei Bluno und Klein Partwitz und auch auf den Wiesen an der Nardter Hochkippe. Die rund 2 300 Hektar umfassende Betriebsfläche des Unternehmensverbundes, zu dem die Bergener Landwirtschafts-GmbH, die Agrarprodukte „Heideland“ Bluno GmbH und die Spreewitzer Rinderzucht und Landschaftspflege GmbH gehören, erstreckt sich auf den Territorien der Gemeinden Elsterheide und Spreetal. Rund 325 Hektar, oft Splitterflächen, sind Wiese. Und nur um die geht es bei der aktuellen Erfassungsaktion.

Die geplante neue Förderrichtlinie des Landes Sachsen zielt auf eine „ergebnisorientierte Honorierung artenreichen Grünlandes“ ab. Bislang war sie eher handlungsorientiert. Wurde zum Beispiel bislang kontrolliert, ob Auflagen zur Bewirtschaftung eingehalten werden, soll zukünftig auf das Ergebnis der Bewirtschaftung geschaut werden. Vorgaben, vor einem bestimmten Termin nicht zu mähen oder zum Beispiel keinen mineralischen Dünger und keine synthetischen Pflanzenschutzmittel zu verwenden, fallen weg, erläutert die Chefin des Bergener Landwirtschaftsunternehmens. „Durch angepasste Grünlandbewirtschaftung beeinflussen sie die Artenvielfalt positiv“, heißt es in einer Broschüre des Umweltministeriums für die Landwirte. Darin wird auch die Sorge vor dem zunehmenden Artenrückgang kundgetan.

Die Beantragung der Förderung ist wie gewohnt mit einigem Aufwand verbunden. Nach Auskunft von Claudia Mönch gibt es drei Förderstufen. Die geringste Einstufung erhalten Wiesen, auf denen nur vier der 36 vom Freistaat aufgelisteten Kennarten vorkommen. Für die höchste Einstufung müssen acht Kennarten vorhanden sein. Um die Einstufung der jeweiligen Grünlandfläche festzustellen, sind Claudia Mönch und ihre Kollegin unterwegs. Und da selbst Landwirte nicht in jedem Fall mehr als 30 Pflanzen-Kennnarten auf Anhieb bestimmen können, gab es im Vorfeld Weiterbildungsmaßnahmen. „Das Landwirtschaftsamt in Kamenz hat eine Schulung angeboten.“ Wer das wollte, der konnte auch bis zu fünf Schläge gemeinsam mit einem Naturschutzberater begehen, zur Übung.

Nachdem sie das Gros der infrage kommenden Flächen bereits in Augenschein genommen haben, fällt es Claudia Mönch und ihrer Kollegin leicht, die einzelnen Kennarten zu erkennen und auf dem Erfassungsbogen zu vermerken. In den nächsten Tagen werden sie zwar noch einige Kilometer zurücklegen müssen. Ein Ende ist aber in Sicht. Bis zum zeitigen Herbst muss die Erfassung abgeschlossen sein. „Damit die Wiesen gehauen werden können.“ Und es naht ja schließlich auch der Winter.



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