So vielseitig arbeiten die Einsatzkräfte


von Tageblatt-Redaktion

Die Berufsfeuerwehr Hoyerswerda und andere Wehren der Umgebung gaben bei Ãœbungen Einblicke in ihre Aufgabenbereiche
Die Berufsfeuerwehr Hoyerswerda und andere Wehren der Umgebung gaben bei Ãœbungen Einblicke in ihre Aufgabenbereiche

Regungslos liegt der Mann unter einem Auto. Sein linker Fuß ist unter einem Vorderreifen eingeklemmt. Dem verunglückten Radfahrer geht es augenscheinlich nicht gut. Er schwebt in Lebensgefahr. Für den vierjährigen Eric ist der Anblick ein Schock. Aber nur kurz. Denn Erics Vater erklärt seinem Sohn, dass dies kein echter Unfall, sondern „nur“ Schauspielerei sei. Der Junge atmet auf. Spannend bleibt es trotzdem. Zeigen doch die Einsatzkräfte der Feuerwehr und der Notarzt, wie solch eine Rettungsaktion realistisch abläuft. Dazu gehört auch, dass die Unfallstelle von neugierigen Beobachtern abgegrenzt sein muss, damit dem Unfallopfer schnell geholfen werden kann. Die Rettungsaktion verläuft nach festem Schema. Ansprechen und Beruhigen des Unfallopfers, Erste-Hilfe-Maßnahmen und mittels Wagenheber Befreiung des Radfahrers. Ganz ohne Hektik, aber mit System. Es dauert nur wenige Minuten, bis der Mann befreit ist und in den Rettungswagen transportiert werden kann. Der Tag der offenen Tür in der Feuerwache anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens an der Liselotte-Herrmann-Straße bietet am Sonnabend aber noch viel mehr. Ein in dieser Größenordnung noch nie da gewesenes Unterhaltungs- und Informationsangebot lockt hunderte Besucher an. Sie bekommen Einblicke, die Außenstehenden im Normalfall verborgen bleiben. So stößt die Besichtigung von Hauptfeuer- und Rettungswache der Malteser auf reges Interesse. Ein vernetztes System, dass im Notfall ineinander greift und Teamarbeit der Einsatzkräfte möglich macht. Das zeigt sich auch bei der Übung im Hauptsitz der benachbarten Wohnungsgesellschaft: Aus dem Domizil des Großvermieters muss mit Hilfe einer Drehleiter eine Person gerettet werden, in dem Fall ein Dummy. Der ist lebensgroß und wiegt 75 Kilogramm, realistisches Gewicht eines ausgewachsenen Menschen. Eher spielerisch können Kinder im Anschluss auf einer Übungsanlage das Löschen eines Brandes selbst ausprobieren. Ein Angebot, an dem auch viele Erwachsene nicht vorbeigehen können, wo sie erstmals erfahren, wie denn ein Handfeuerlöscher richtig gehandhabt wird. Gut zu wissen, wenn mal solch ein Notfall eintreten sollte…
Die Berufsfeuerwehr Hoyerswerda wird von Jahr zu Jahr mehr gefordert. Das geht aus der Einsatzstatistik der letzten zehn Jahre hervor. Wurde sie 2002 zu 845 Einsätzen gerufen, waren es im vergangenen Jahr knapp über 4 000. Zwischen 2002 und 2011 rückte die Wehr insgesamt 14 391- mal aus. Brände spielten dabei jedoch nicht die Hauptrolle. Deren Zahl ist eher rückläufig. Vielmehr sind die rund 45 aktiven Helfer im Bereich der technischen Hilfeleistungen gefordert oder sind im Rettungs- sowie Krankentransportwagen unterwegs. Mehr als 1 500-mal saßen Feuerwehrleute 2011 im Rettungswagen; 2009 waren es noch 862 derartige Einsätze.
Überhaupt ist die Bezeichnung „Feuerwehr“ nicht mehr so ganz treffend: Die Mitglieder haben noch viele andere Aufgaben. Bei Hochwasser werden sie unter anderem gerufen, bei Verkehrsunfällen, zur Tierrettung oder zur Sicherung freilaufender Hunde… Mehr als eine A4-Seite umfassen die Arbeitsgebiete, führt man sie stichpunktartig untereinander auf. Die Feuerwehr sitzt sogar am Bürgertelefon der Stadtverwaltung nach deren Dienstschluss.
Bei den „besonderen Einsätzen“ nennt die Feuerwehr in ihrer Zehn-Jahres-Statistik dennoch am häufigsten – Brände. Sie war aber auch bei Rutschungen vor Ort, wie 2004, als die Straße zwischen Knappenrode und Koblenz absackte. Sie wurde 2008 zu einer Gashavarie in die Hoyerswerdaer Frentzelstraße gerufen. Sie half, als im Frühjahr 2009 erst ein Segelflieger in der Elsterheide abstürzte und im gleichen Jahr ein Hubschrauber im Kortitzmühler See versank. Nicht zu vergessen der Chemieunfall vor gut eineinhalb Jahren im Lausitzbad Hoyerswerda. Für dieses Jahr stehen die Waldbrände bei Zerre auf der „besonderen“ Einsatz-Liste.
Erfreulicherweise muss die Wehr nicht mehr so häufig umsonst ausrücken. Vor allem in den letzten vier Jahren ist die Zahl der Fehlalarme deutlich zurückgegangen. Der Zehn-Jahres-Vergleich zeigt für 2002 insgesamt 130 Fehlalarme an; 2011 waren es 76.

 



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