So soll es künftig im Zoo-Quartier aussehen


von Tageblatt-Redaktion

Dieser Entwurf zeigt das geplante Einkaufszentrum – etwa vom Mojito aus gesehen.
eser Entwurf zeigt das geplante Einkaufszentrum – etwa vom Mojito aus gesehen.

Thomas Böhm vom Hoyerswerdaer Gewerbering Stadtzukunft war´s zufrieden, nachdem er am Mittwoch im Saal der Sparkasse gesehen hatte, wie Bauingenieur Thomas Gröbe vom hiesigen Büro bauhoys sich den großflächigen Einzelhandel im „Quartier am Zoo“ so vorstellt. „So gestaltet finde ich das eine wunderbare Sache“, sagte der Optiker aus der Kirchstraße. Laut Norbert Meckel von der zuständigen DP Dresdner Projektentwicklungsgesellschaft soll auch Böhm etwas von dem Vorhaben der Art „Mini-Globus“ haben. „Sie brauchen einen Frequenzbringer, der die Altstadt in den Blickpunkt rückt“, sagt er. Die Einzelhändler müssten dann nur noch die derart angelockten Kunden durch Qualität und Service zu sich ziehen. Dazu könnten die Markt-Parkplätze an der Teschenstraße auch Zoo und Bürgerzentrum nutzen, so Meckel.
Manche Leute freuen sich darüber. „Mir gefällt, was hier vorgestellt wurde“, sagte etwa Ulf Scholz, der nebenan in der Alten Berliner Straße wohnt. Ganz anders Filmemacher Dirk Lienig. „Wollen wir an dieser Stelle einen Konsumtempel oder städtebauliche Qualität?“, fragte er. Doch dieser Zug scheint abgefahren zu sein. Baudezernent Dietmar Wolf schilderte noch einmal die vergeblichen Mühen der letzten Jahre, gegenüber dem Zoo-Eingang Wohnbebauung anzusiedeln. Vermutlich ist das vor allem an den hohen Grundstückspreisen von mehr als 45 Euro je Quadratmeter gescheitert, die wohl der Altstadtsanierung geschuldet sind. Norbert Meckel hat dazu eine These. „Es nützt nichts, wenn wir mit Idealen durch die Gegend rennen. Die Maßstäbe setzt der Bürger mit seinem Kaufverhalten“, sagt er.

Norbert Meckel war Jurist beim Handelsriesen Co-op, der vor mehr als zwanzig Jahren zusammenbrach.


Vom „Bauherrn“ sprach der CDU-FDP-Fraktionschef im Hoyerswerdaer Stadtrat, Frank Hirche, als es Mittwoch im Sparkassensaal um die geplante Bebauung im „Quartier am Zoo“ ging. Thomas Gröbe vom Planungsbüro bauhoys nannte Norbert Meckel „Investor“ und auch Baudezernent Dietmar Wolf sagte, Meckels DP Dresdner Projektentwicklungsgesellschaft wolle „eine Investition tätigen“.
Meckel aber winkt ab. „Wir leben in einer Gesellschaft, die sich immer stärker differenziert. Wir sind die Entwickler.“ Heißt: Die 2010 gegründete DP hat die Idee für das Projekt und muss dann zunächst jemanden suchen, der das Geld für den Bau gibt. „Für ein Projekt, das sich rechnet, finden sie immer eine Finanzierung“, sagt der 70-Jährige. Und dann braucht es auch noch Mieter. Die stehen laut DP in diesem Fall mit Rewe, Aldi und dm parat. Meckel spricht von „endverhandelten Mietverträgen“. Auch über den Betrieb für das Altenpflegeheim an der Spremberger Straße sagt der aus Bad Homburg stammende DP-Eigner: „Es gibt mehrere Interessenten.“ Als Referenzen nennt er ein Einkaufszentrum in Dresden-Naußlitz, ein Kaufland in der dortigen Nachbarschaft sowie einen Lidl in Radebeul.
Norbert Meckel hat, wie er sagt, in seinem Leben schon eine richtig bittere Erfahrung gemacht. Ende der 1980er saß er nämlich während des Co op-Skandals im Auge des Orkans. Er war laut Frankfurter Allgemeiner Zeitung Justiziar im Vorstandssekretariat, als der Handelsriese zusammenbrach. Der Spiegel machte ihn 1988 zudem in den Leitungen der Co op-Töchter und -Schwestern GfH, HIG, WHV sowie Trägergesellschaft für Gewerbebauten aus. Vor dem Bundesarbeitsgericht gewann er später eine Klage gegen seine Kündigung bei Co op.
Heute lenkt Meckel laut Wirtschaftsauskunftei Bürgel neben der DP, deren im Februar 2011 zugeschaltete Webseite bis heute eine Baustelle ist, auch die BIH Beratungsgesellschaft für Industrie und Handel sowie die Dicon Investitions-Consult. Alle sitzen in der Königsbrücker Landstraße 90 in Dresden, wo man auch einen Bilgro-Getränkemarkt findet.
Norbert Meckel verwies am Mittwoch oft auf seine lange Erfahrung im Handel. „Das Ladennetz ist schief gelaufen“, sagt er über Co op, das 1988 vor allem wegen Verschleierung negativer Bilanzen in die Schlagzeilen geriet. Die bittere Erfahrung lässt ihn wohl nicht los. Er kann haarklein erzählen, in welche Schwierigkeiten das Aldi-Logistik-Zentrum in Nardt kommt, wenn die Märkte des Discounters nicht mit dem wachsenden Platzbedarf mithalten können. Er berichtet ganz genau von Umsatzentwicklungen, Preisen, Ladennetz-Strukturen und Kapazitäts-Auslastungen. Einige Leute wollten am Mittwoch mit ihm über städtebauliche Fragen sprechen. Doch Meckel entwickelt Handels-Projekte, keine Städte. „Und die Händlerkonzepte kann ich nicht ändern“, sagt er.



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Kommentare zum Artikel:

Dirk Nasdala schrieb am

‎"Wir kriegen das, was wir verdienen..." - Besser als es Mirko Kolodziej unter "Zum Tage" im Hoyerswerdaer Tageblatt der SZ vom 10. August 2012 kommentiert hat, würde ich es für die Freie Wählervereinigung StadtZukunft Hoyerswerda im Stadtrat auch nicht sagen. Zu hoffen bleibt jetzt nur noch, dass unsere Stadt nicht mittelfristig wieder für den Abriss von Investruinen aufzukommen hat.

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