So schmuck sah es in der Altstadt nicht immer aus


von Tageblatt-Redaktion

Auf dem Markt erklärte Elke Roschmann den Besuchern, dass es an dieser Stelle der Stadt häufig gebrannt habe.
Auf dem Markt erklärte Elke Roschmann den Besuchern, dass es an dieser Stelle der Stadt häufig gebrannt habe.

Von Rainer Könen

Sein Leben wäre keinen Pfifferling wert gewesen, wenn die Polizeibüttel ihn erwischt hätten. Also floh der Maler in der Nacht vom 30. auf den 31. Januar aus dem Schloss in Hoyerswerda. Weil er, der in den Chroniken als jemand beschrieben wird, der „von liederlichem Wesen“ war, für das Feuer verantwortlich gemacht wurde. Ein Feuer, das sich in jener Nacht rasend schnell in den Räumen des Schlosses ausbreitete und es in Schutt und Asche legte. Dabei kam auch ein Tischler um. 1589 war das geschehen. In dieser Zeit mussten die Einwohner von Städten, auch in Hoyerswerda, äußerst umsichtig im Umgang mit ihren Hausfeuern sein, beschrieb es Elke Roschmann. Die Museumsmitarbeiterin schilderte, dass Brandstiftung respektive der fahrlässige Umgang mit Feuer in der Regel mit dem Tod bestraft wurde. Den Maler habe man nach diesem Vorfall nie mehr in der Stadt gesehen. Das ist eine von vielen historisch verbürgten Geschichten, die man gestern auf einer Stadtführung erfahren konnte, die aus Anlass des Weltgästeführertages durchgeführt wurde. Der wird seit 1990 vom Bundesverband der Gästeführer immer am 21. Februar veranstaltet. Mit einem jährlich wechselnden Motto. Das diesjährige lautet „Feuer und Flamme“.
Elke Roschmann hatte sich im Vorfeld dieser Veranstaltung Gedanken gemacht, wie man das Motto während einer Stadtführung umsetzen kann. Man könne im übertragenen Sinn natürlich auch für eine Person oder Sache „Feuer und Flamme sein“, erzählte sie zu Beginn ihrer Einführung in das Thema den rund 40 Besuchern. Aber nachdem sie in den Museums-Archiven recherchierte, stand fest, dass sie dieses Motto mit handfesten Fakten aus der Stadtgeschichte des Museums würde beleben können. Denn in Hoyerswerda hatte es in den zurückliegenden 500 Jahren oft gebrannt. Also hatte sie sich die verheerendsten Brände herausgegriffen. Brände, die durch Unachtsamkeit, Brandstiftung oder Kriegswirren immense Schäden angerichtet hatten.
Über die zwölf schlimmsten Brände in der Stadt gab es gestern Vormittag im Hoyerswerdaer Schlosssaal vor der Führung zu den damaligen Brandorten erst einmal eine halbstündige Präsentation.
In Elke Roschmanns Vortrag ging es darum, wieso viele dieser Brände damals nicht schon in der Entstehung verhindert werden konnten. Das hing zum einen mit der Bauweise der Häuser zusammen. Im Mittelalter habe es oft keine Schornsteine gegeben, so Elke Roschmann. Da habe ein Funken genügt, um ein Haus in Brand zu setzen. Auch weil die Häuser zumeist mit Stroh bedeckt waren. Feuerwehren existierten in jener Zeit nicht. Bei Bränden im Mittelalter halfen alle beim Löschen mit, mit Eimern und Haken.
Besonders arg litt die Stadt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs unter Bränden. Polnische und ukrainische Soldaten hatten in den letzten Kriegstagen zahlreiche Brände gelegt, die Stadt sei durch Bombenangriffe und Brände zu 40 Prozent zerstört worden. Versehen mit vielen historischen Details über die Brände, machten sich die Besucher dann mit Elke Roschmann auf die „etwas andere Führung“, wie sie diesen Rundgang beschrieb. Vom Schloss ging es in die Straße „Am Haag“. Der Haag sei bis 1890 eine eigenständige Gemeinde mit 19 Häusern gewesen, berichtete sie. 1843 war diese kleine Gemeinde bis auf das Eckhaus komplett abgebrannt. Von der Spremberger Straße führte der Weg zum Markt. Unterwegs regnete es. Ob ein kräftiger Regen in früheren Jahrhunderten die Ausbreitung von Bränden verhindert hätte? Alles hypothetisch. Daran gedacht hatte bestimmt der ein oder andere Besucher.
Die Kirchstraße sei damals häufig Ausgangspunkt für Brände gewesen, erwähnte Museumsmitarbeiterin Roschmann. Einmal seien bei einem dort entstandenen Feuer 130 Häuser der Stadt in Flammen aufgegangen. Nach dem Rundgang bemerkt einer der Besucher, dass solche verheerenden Brände heute wohl kaum noch auftreten würden. Der Grund: Die Feuerwehren seien ja „technisch topfit“. Topfit dürften auch die Floriansjünger der Mitte des 19 Jahrhunderts gegründeten Wehren gewesen sein, denn, so Elke Roschmann, viele gingen aus Turnvereinen hervor.



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