So fühlen sich die Tiere wieder wie zu Hause


von Tageblatt-Redaktion

Zum Herbstputz lud Sonnabend der Verein der Zoofreunde Hoyerswerda ein. Drei Gruppen gingen ans Werk. Beim Laub-Harken waren Marie Bormann -links- und Barbara Tannert dabei.
Zum Herbstputz lud Sonnabend der Verein der Zoofreunde Hoyerswerda ein. Drei Gruppen gingen ans Werk. Beim Laub-Harken waren Marie Bormann -links- und Barbara Tannert dabei.

Von Andreas Kirschke

Laubmassen überdecken die Wiese. Heidemarie Brechling und andere Helfer harken sie emsig zusammen. Schubkarre für Schubkarre füllen sie. „Mein gesamtes Leben bin ich mit dem Zoo verbunden“, meint die 72-jährige Hoyerswerdaerin am Sonnabend stolz beim Herbstputz des Vereins der Zoofreunde Hoyerswerda. Der Einsatz am Morgen ist für sie Ehrensache. Drei Gruppen gehen zu Werke. Die einen befreien die Zoowiese vom vielen Laub. Andere tragen im Gehege der Maras (Pampashasen) den Mutterboden auf. Weitere verfüllen im Gehege der Erdmännchen die Löcher und Gräben.

„Der Herbstputz ist – wie der Frühjahrsputz– feste Tradition im Vereinsleben. Und das seit 24 Jahren“, sagt Karsten Bormann, seit 2009 Vorsitzender des Vereins. Dieser fühlt sich mit dem Lebenswerk des früheren Museumsleiters und Tierparkdirektors Günter Peters (1907–1987) stark verbunden. „Er hat das Ganze hier aufgebaut. Wir knüpfen daran an“, sagt Karl-Heinz Lepom, Mitgründer des Vereins, und fügt hinzu: „Der Zoo ist mehr als nur Heimstätte für Tiere. Er ist Bildungsstätte und Kulturstätte. Ein Zoo ist immer auch Tierschutz. Ein Ort, der zum Erhalt bedrohter Tierarten beiträgt.“ Wie für Heidemarie Brechling ist für ihn der Herbstputz Ehrensache. 

208 Mitglieder gehören zum Verein. Sie kommen aus Hoyerswerda, aus den Ortsteilen und bis aus Herzberg. Manch Ex-Hoyerswerdaer fühlt sich nach wie vor mit dem Zoo verbunden. Das Durchschnittsalter im Verein liegt bei 64 Jahren. „Wir brauchen dringend Nachwuchs“, sagt Karsten Bormann. „Willkommen ist jede Altersgruppe. Das reicht vom Rentner und Vorruheständler über Familien bis hin zu Jugendlichen.“ Viel investiert der Verein in den Zoo. 2012 bezahlte er mit 450.000 Euro komplett die neue Braunbären-Anlage. 2014 stellte er insgesamt 4.000 Euro für die Beschäftigung der Tiere bereit. Dazu zählten Stocherboxen zum Herauskramen der Nahrung, mobile Futterstellen, Bälle, Kletter-einrichtungen und mehr. 2015 hat der Verein mit 100.000 Euro die Erdmännchen-Anlage mitfinanziert.„Unsere Einsätze sind immer offen für alle. Jeder, der unterstützen will, kann kommen“, sagt Karl-Heinz Lepom. Mancher im Verein fühlt sich durch den früheren Beruf noch stark mit dem Zoo verbunden. Karsten Bormann zum Beispiel war hier 23 Jahre Techniker. Er baute Anlagen, beschaffte Futter und Material, setzte Gehege instand oder baute sie neu. 

Karl-Heinz Seitz war 1990 bis 2002 Technischer Leiter im Zoo. „Ich bin Naturmensch. Mir ist der Zoo noch vertraut. So als wäre es gestern gewesen“, sagt der 72-Jährige und unterstreicht: „Gerade der Hoyerswerdaer Zoo ist ein Schwerpunkt für die Kultur in der Stadt. Deshalb sollte er unbedingt erhalten bleiben.“ Ehrenamt ist auch für ihn Ehrensache. Seit 47 Jahren gehört er zur Freiwilligen Feuerwehr Hoyerswerda. Schon in den 1970er-, 1980er-Jahren kam er mit dem damaligen Rassegeflügelzucht-Verein immer wieder zu Einsätzen in den Zoo. Zum Harken, zu Aufräumarbeiten und zu Schachtarbeiten rückte der Verein an. Karl-Heinz Seitz als Bürger betreute ehrenamtlich den Wallgraben rund um das Schloss. Hier sorgte er für die Anpflanzungen mit Erlen, für den Fischbesatz und für die Ansiedlung von Wasserpflanzen wie Seerosen. „Das Ehrenamt ist mein zweites Ich“, meint er heute und engagiert sich mit im Verein der Zoofreunde Hoyerswerda.

Vorsitzender Karsten Bormann ist dankbar dafür. Er selbst ging schon als Kind gern in den Zoo. Er kannte Gründer Günter Peters noch persönlich. Die Vielfalt der Tiere begeisterte Karsten Bormann. Vor allem die Elche, die Rappen-Antilopen, die Axis-Hirsche und Greifvögel wie die Schnee-Eule faszi-nierten ihn. Daran hat sich bis heute nichts geändert. „Es sind die Natur, die Tierwelt, die Erholung, natürlich auch die fleißigen Mitarbeiter hier vor Ort, die mich so begeistern“, meint Barbara Tannert, seit 2012 Mitglied im Verein. Durch den Zoo hat die frühere Inhaberin der Lotto-Toto-Annahmestelle am Bahnhof und heutige Rentnerin jetzt Zeit für Natur, Erholung und Bewegung. Ähnlich geht es Heidemarie Brechling. Jahrelang war sie Sekretärin im Tagebau Spreetal, Bereich Technologie. Zuletzt arbeitete sie bei einer Krankenversicherung. Durch den Zoo fühlt sie sich wieder eng mit der Natur verbunden. Beim Herbstputz am Sonnabendmorgen packt sie tüchtig mit zu. Viel schaffen die Frauen und Männer binnen weniger Stunden. „So ein Arbeitseinsatz ist eine immense Entlastung für uns Mitarbeiter im Zoo“, sagt Frank Kößler, Einsatzleiter Technik, dankbar. „Gerade die vielen Laubberge können wir nicht allein bewältigen. Hier unterstützt uns der Verein tatkräftig. Er hilft auch durch Streichen der Geländer und der Gehege, durch Baumpflanzungen und beim Sanieren der Wege.“ 

Nächstes Jahr feiert der Verein im September sein 25-jähriges Bestehen. Langfristig bereitet er das Jubiläum vor. Ein Zoofest mit Kinder-Überraschungen, Bühnenprogramm, Führungen und mehr organisiert er. „Wir wollen auch eine Ausstellung im Schloss eröffnen. Der Titel heißt »Die Tiere Europas«“, so Karsten Bormann. Nach der Jahreshauptversammlung am 11. März 2016 lädt der Verein im April zum Frühjahrsputz ein. Hier will er mit der Winterlinde den Baum des Jahres pflanzen. Karsten Bormann hofft, dass die Hoyerswerdaer und Ex-Hoyerswerdaer ihrem Zoo treu bleiben. „Unser Verein freut sich über jeden neuen Mitstreiter.“

 



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