Smartphone auf unglaublicher Reparatur-Odyssee

Mit jedem Jahr, das vergeht, wächst der wissenschaftlich-technische Fortschritt. So hätte man das jedenfalls früher gesagt, in jenen Zeiten, in denen der Vater des Hoyerswerdaers Roland Grzelak als Polizist arbeitete. „Ein Telefon hatten wir trotzdem nicht“, sagt der Sohn. Mittlerweile telefonieren die Leute nicht nur, wo sie gehen und stehen. Sie versenden von unterwegs Fotos, E-Mails oder gucken per Internet, wo die nächste Kneipe ist. Möglich machen das sogenannte Smartphones. 2013 war das Jahr, in dem Roland Grzelak unfreiwillig gelernt hat, dass das englische Wort „smart“ nicht nur für „intelligent“, „pfiffig“ oder „schlau“ stehen kann, sondern auch für „Schmerz“.
Er landete mitsamt seinem Smartphone in der globalisierten Telekommunikationswelt zwischen den USA, Taiwan und Deutschland – und zwar, als das schlaue Telefon seinen Geist aufgab.
Die zweijährige Garantie war noch nicht abgelaufen, als im Sommer der Touchscreen (der berührungsempfindliche Bildschirm) des Gerätes nicht mehr funktionierte. Es war damit unmöglich, mit dem beim amerikanischen Internethändler Amazon gekauften Gerät der taiwanesischen Firma HTC zu telefonieren, Kurzmitteilungen zu verschicken oder E-Mails zu beantworten. Roland Grzelak rief also in der deutschen HTC-Niederlassung an. Erste Erkenntnis: Für Reparaturen zeichnet eine Tochter der deutschen Arvato, eines Bertelsmann-Unternehmens, verantwortlich. Folgerichtig wurde das Smartphone verpackt und nach Herzebrock im Kreis Gütersloh verschickt. Dazu beschrieb Roland Grzelak die technischen Probleme in einem beigelegten Brief. „Der war noch sehr freundlich formuliert.“
Eine Woche später war das Smartphone zurück, samt einem Bearbeitungsbericht. Nur: Es funktionierte immer noch nicht. Nach einem Telefonat mit Arvato schickte Roland Grzelak das Telefon zum zweiten Mal auf die Reise nach Nordrhein-Westfalen. Als er es wiederbekam, war das Ergebnis exakt dasselbe. Man bot dem zunehmend genervten Hoyerswerdaer nun eine sogenannte VIP-Reparatur an. Was das genau sein soll, weiß Grzelak bis heute nicht so richtig. Nachdem er sein HTC Sensation XE nämlich zum dritten Mal zur Post getragen hatte, meldete sich der Hersteller und bot ihm ein Ersatzgerät an. Es gingen Tage ins Land, bis HTC sich erneut meldete und mitteilte, das Sensation XE sei nicht vorrätig. Er könne aber das Modell One S bekommen. Das nun wiederum kam für den wegen seiner selbstständigen beruflichen Tätigkeit auf das Telefon angewiesenen Roland Grzelak nicht infrage. Denn der Speicher des One S ist nur halb so groß wie der des Sensation XE. Was nun folgte, überraschte den Hoyerswerdaer. Er erfuhr, ein Schiff könne das gewünschte Sensation XE nach Deutschland bringen – binnen sage und schreibe neun bis zwölf Wochen.
Warum Smartphones wohl nicht mit dem Flugzeug fliegen können, blieb bis auf Weiteres im Dunklen. Zehn Wochen waren vergangen, als Roland Grzelak begann, sich selbst um eine Lösung zu kümmern. Er trat dazu auch mit Amazon in Verbindung. Erneut gab es eine überraschende Information. Als die Amis von Roland Grzelaks Reparatur-Odyssee erfuhren, boten sie ihm an, das Telefon zurückzunehmen und den Kaufpreis zu erstatten. „Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet“, sagt Roland Grzelak. Das Problem war nur, dass sein Sensation XE ja bei Arvato in Herzebrock lag. Es brauchte vier Wochen und die Bemühungen eines Rechtsanwalts, um sich das Smartphone zurückzuholen. Mittlerweile ist Roland Grzelak eine Art Experte wider Willen geworden. „Wenn jemand Tipps braucht, gern...“, lächelt er und fügt die erste 2013er Regel an: „Nie wieder HTC!“ Inzwischen ist er Eigentümer eines Telefons von Sony – einer Firma aus Japan. Der Hoyerswerdaer macht sich aber im Grunde keine Illusionen, belegt seine zweite 2013er Regel: „Solange Smartphones funktionieren, ist alles gut. Aber wehe, sie gehen kaputt!“ Er hat in diesem Jahr nämlich auch gelernt, dass Arvato wohl für die Reparatur der Telefone so gut wie aller erhältlichen Marken verantwortlich ist.
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