Skulptur sorgt für frostige Stimmung


von Tageblatt-Redaktion

Am Freitag bekam die Große Liegende zunächst einen Überzug. Ingo Mätzel von der beauftragten Firma Melde und Berthold lüftete gestern fürs Foto die Plane.
Am Freitag bekam die Große Liegende zunächst einen Überzug. Ingo Mätzel von der beauftragten Firma Melde und Berthold lüftete gestern fürs Foto die Plane.

Von Mirko Kolodziej

Winters werden die Skulpturen auf der Mathildenhöhe in Darmstadt ebenso eingepackt wie alle Plastiken in Glücksburg oder der Rosen-Brunnen im Hoyerswerdaer WK VI. Schnee und Frost sollen keinen Schaden anrichten. Seit gestern hat auch die „Große Liegende“ – eingeweiht im Sommer im Hoyerswerdaer Zentralpark zu Ehren der Autorin Brigitte Reimann – ein Winterhäuschen. Schöpfer Thomas Reimann findet das nicht nur wegen der Wetterunbilden gut. „Ich halte es für wichtig, zu zeigen, dass man etwas oder jemanden schützt“, sagt er. Was so selbstverständlich klingt, hat in den letzten Wochen für einige Misstöne gesorgt. Früh hatte Reimann den Kunstverein als Plastik-Auftraggeber um eine Einhausung gebeten. Dessen Vorsitzender Martin Schmidt hält sie nach Rücksprache mit Fachleuten aus der Bauverwaltung des Rathauses aber nicht für nötig. „Die Klinker sind hartgebrannt, der Edelstahl rostet nicht. Das Ganze ist auch für winterliche Außentemperaturen gebaut“, sagt er. Ergo: Der Kunstverein ist es nun auch nicht, der das Hüttchen finanziert. Die Wohnungsgesellschaft, die sich auch schon mit einer üppigen 30 000-Euro-Spende an der Errichtung der Plastik beteiligt hat, hat kurzerhand das wochenlange Hin und Her hinter den Kulissen beendet, hat die Zopf-Frau am Freitag zunächst in eine Plane wickeln und gestern dann einhausen lassen.
 

Das Ganze ist Höhepunkt einer denkwürdigen Meinungsverschiedenheit. Der Kunstverein sieht wohl vor allem die Wohnungsgesellschaft in der Verantwortung für das Kunstwerk. Schließlich ist der Park Grund und Boden des Unternehmens. Martin Schmidts Rechtsauffasung lautet, was fest mit dem Boden verbunden ist, gehört auch dem Besitzer des jeweiligen Grundstückes. „So einfach geht Eigentum nicht über“, sagt dagegen Firmen-Chefin Margitta Faßl und weist darauf hin, dass es sich bis zur Errichtung immer ausdrücklich um ein Vereins-Projekt gehandelt habe. Martin Schmidt drückt das etwas anders aus: Die Bürgerschaft habe sich engagiert. Margitta Faßl sagt jedenfalls, sie sei etwas traurig und auch enttäuscht.

Diese Enttäuschung teilt Detlef Degner. Der Initiator für die offiziell Denkzeichen geheißene Skulptur kümmere sich nicht richtig darum, sagt er an die Adresse des Vereins. Degner und seine Frau haben nach Berichten von Thomas Reimann und Margitta Faßl heimlich still und leise eine Art Patenschaft für die „Große Liegende“ übernommen, die beide als vorbildlich schildern. Es geht wohl vor allem um das Sauberhalten des Umfelds. Und so war es letztlich auch Degner, der Martin Schmidt zuletzt wegen der Einhausung zu überzeugen versuchte. Ein Gespräch Ende Dezember am Rand des Stadtrats endete offensichtlich verunglückt. Daraufhin schrieb Degner dem TAGEBLATT einen Brief. „Brigitte Reimann sollte nicht frieren“, lautete die Überschrift. Degners Vorwurf der Ignoranz an den Kunstvereins-Vorsitzenden kann dieser naturgemäß nicht teilen. Die Wohnungsgesellschaft halte ihren Park doch vorbildlich sauber, sagt Martin Schmidt und fügt an, auch er selbst habe schon Verunreinigungen an der Skulptur beseitigt. Schließlich sei sie seit der Einweihung fester Anlaufpunkt der Brigitte-Reimann-Spaziergänge des Vereins.

Ursache der Meinungsverschiedenheiten ist wohl der Umstand, dass es in Sachen Rechte und Pflichten für die Skulptur keine schriftliche Vereinbarung gibt, anders als etwa zum Skulpturenpark im WK II. Der Grund und Boden dort gehört der Wohnungsgesellschaft, die Plastiken der Stadt. Es gab zwar zaghafte Versuche, so etwas auch mit dem Kunstverein auf den Weg zu bringen, sagt Margitta Faßl. „Aber das wäre offenbar vor der Einweihung besser gewesen“, resümiert sie.

Beitrag zur Plastik-Einweihung: https://hoyte24.de/newsreader2/Heimkehr_nach_45_Jahren.html



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