„Sie wissen nicht, wie weh uns das tut“


von Tageblatt-Redaktion

Über 400 Leute verfolgten am Dienstag in der Aula der Grundschule Groß Särchen unter anderem die Ausführungen von LMBV-Planungsleiter Hans-Jürgen Kaiser.
Über 400 Leute verfolgten am Dienstag in der Aula der Grundschule Groß Särchen unter anderem die Ausführungen von LMBV-Planungsleiter Hans-Jürgen Kaiser.

Jeder wusste es, ahnte es am Dienstagabend in der prall gefüllten Aula der Grundschule Groß Särchen. Doch als es gesagt wurde, kam das große Raunen: Die Wasserfläche des Knappensees wird gesperrt. Nicht heute, nicht in der nächsten Saison, sondern ab 2013. Und zwar für fünf Jahre. Maximal. Werden die Inseln nicht saniert, sind es dreieinhalb Jahre. „Sie wissen nicht, wie weh uns das tut“, sagte ein Mann in der offenen Diskussion in Richtung der Vertreter des Sächsischen Oberbergamtes. Abteilungsleiter Bernd Sablotny betonte, dass er sich das zu beurteilen auch gar nicht anmaße. Immerhin habe man seit der Wende stets nur in Arealen saniert, bei denen kein Privateigentümer mit seinem Haus oder seiner Firma betroffen war. „Diese Intensität ist auch uns neu“, so Sablotny.

Es gehe um die langfristige Sicherheit, so dass die Ufer und das Hinterland ohne die Einschränkungen, die derzeit gelten, genutzt werden können. Seitens der Behörden wurde zugesichert, dass mit allen Betroffenen Gespräche geführt werden. Fragen der Entschädigung und der Beweissicherung an Gebäuden sind zu klären. Etliche Angler wollten wissen, wo sie denn in der Zeit angeln sollen. An der Stelle blieb Sablotny zurückhaltend, versicherte aber, dass man mit dem Anglerverband im Gespräch sei, um eine Lösung für den Ausfall von 4 000 Angeltagen zu finden. An andere Dinge, das offenbarte sich bei einer Anfrage aus den Reihen der Segler, habe man noch nicht gedacht. Allerdings scheint die Bergbehörde bemüht, die meisten Spannungsfelder vor der Sanierung ausräumen zu wollen. Wer Gesprächsbedarf hat, solle sich melden.

Die von Torsten Bahl, Geschäftsführer der Firma LUG, vorgestellte Nachnutzung der sanierten Knappensee-Ufer, stieß im Saal auf viel Unverständnis. Etliche Nutzer haben Angst, dass der See so fein gemacht wird, dass von seinem jetzigen Charme nichts übrig bleibt. So sollen die Zeltplätze von jetzt sieben auf drei, die Badestrände von sechs auf vier reduziert werden. Der Bau eines Überleiters zum Graureihersee ist weiter im Gespräch, ebenso ein Sportpark bei Särchen und ein Eventplatz am Regattaturm.

Warum wird überhaupt saniert?
Die Argumentation des Sächsischen Oberbergamtes ist, dass die Restlöcher der ehemaligen Grube Werminghoff nicht bergtechnisch saniert wurden. In der Zeit, wo das für den Bergbau jahrzehntelang abgesenkte Grundwasser nicht in die Kippenbereiche reichte, bestand nur wenig Gefahr. Ist der gekippte Boden aber mit Wasser gesättigt könne er sich verflüssigen – Folge: plötzliche Senken im Boden, Abrutschen von Ufern in tiefere Bereiche. Da das Grundwasser bald seine Endstände erreicht, bestehe Handlungsbedarf. Ohne Sanierung könnten, wie am Restloch Mortka oder am Nordufer des Silbersees geschehen, dauerhafte Betretungsverbote ausgesprochen werden.

Wer bezahlt das?
Der Steuerzahler. Die Areale sind aus der Bergaufsicht entlassen, Bergbaufirmen sind nicht mehr heranziehbar. Das Oberbergamt handelt auf Grundlage der Hohlraumverordnung nach Polizeirecht. Wird das nächste Verwaltungsabkommen zur Braunkohlesanierung zwischen Bund und den Ländern Brandenburg und Sachsen unterzeichnet, werden die Millionenbeträge zur Verfügung gestellt.

Was passiert am Knappensee?
Die Uferbereiche werden mechanisch verdichtet und teilweise neu profiliert. Rund 25 Gebäude sollen abgerissen, eine unbestimmte Anzahl Bäume gefällt werden. Weit über 100 Bungalowbesitzer, Vereine und Gewerbetreibende werden ihre Immobilien zumindest für einige Monate nicht betreten dürfen. Mit jedem Einzelnen sollen in den kommenden Monaten Gespräche geführt werden. Mit den Kommunen ist die Bergbehörde schon länger im Gespräch.

Was passiert am Silbersee?
Für den zweigleisigen Ausbau der Niederschlesischen Magistrale wird zunächst der Bahndamm saniert. Hier sind die Planungen am weitesten gediehen. Unter anderem muss die Firma Swanenberg umziehen. Nach einer Pause, in der der Knappensee saniert wird, wird der Rest des Silbersees saniert. Am Silbersee wird in der Sanierungsphase Dauercamping nicht möglich sein.

Was passiert am Restloch Mortka?
Komplettsanierung der Uferbereiche. Wie am Silbersee wird das teilweise mit umfangreichen Holzungen verbunden sein. Betroffen sind hier die Fischzucht und in einem noch nicht zu benennenden Umfang auch die Häuser am Südufer in Mortka.

Was bedeutet Sperrung der Wasserfläche?
In den Sanierungsphasen darf niemand ins oder auf das Wasser. Die Boote sind zu entfernen. Auch Angeln wird untersagt. Am Silbersee auf der Campingplatzseite und am Knappensee im Bereich Särchen und am Westufer wird der Sperrbereich voraussichtlich jeweils bis an den asphaltierten Weg heranreichen. In den zu sanierenden Bereichen fällt die Sperrung der Ufer deutlich größer aus und reicht weit ins Hinterland.

Wie geht es mit dem Sport am Knappensee weiter?
Die größte Sportveranstaltung am See, der Knappen-Man-Triathlon, könnte vorübergehend an den Dreiweiberner See umziehen. Gesamtleiter René Dasler sagt, dass dazu Gespräche mit Bürgermeister Udo Witschas stattfinden werden. „Er hat seine Bereitschaft signalisiert, dass wir eine Lösung finden“, sagt Dasler. Für die Knappensee-Abteilung des Wassersportvereins „Am Blauen Wunder“ Dresden wäre auch ein zeitweiliger Umzug an den Dreiweiberner See denkbar. „Wir wollen danach wieder nach Groß Särchen zurückkehren“, sagt Abteilungsleiter Jan Schulze. Ralf Dinerowitz, Vorsitzender des See- und Tauchsportclubs Knappenrode regte an, dass sich alle Sportvereine am Knappensee zusammensetzen sollten, um eine Lösung zu finden.



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