Seenland-Vorkämpferin geht in den Ruhestand


von Tageblatt-Redaktion

Petra Kockert steht am Stadtteich in ihrer Heimatstadt Wittichenau. Dort wohnt auch ihre Familie, für die nun mehr Zeit bleibt.
Petra Kockert steht am Stadtteich in ihrer Heimatstadt Wittichenau. Dort wohnt auch ihre Familie, für die nun mehr Zeit bleibt.

Nach drei mit Arbeit vollgepackten Jahren hat das 2009 gegründete Projektbüro Koordinierung Lausitzer Seenland Ende September planmäßig seine Tätigkeit beendet. Das Büro diente als Schaltzentrale für den sächsischen und brandenburgischen Teil des Seenlands. Dessen Leiterin, die frühere Kamenzer Landrätin Petra Kockert (65) aus Wittichenau, geht nun in den Ruhestand. Ein Rückblick auf das bisher Erreichte.

Frau Kockert, Sie hätten sich 2008, nach Ende Ihrer Amtszeit als Landrätin, schon zur Ruhe setzen können. Warum haben Sie noch drei Jahre Projektbüro drangehängt?
Ich hatte schon als Landrätin viel Zeit für die Entwicklung des Lausitzer Seenlandes aufgebracht, habe es als Chance für den Norden des Landkreises gesehen, vor dem Hintergrund der Abwanderung und Jugendlichen ohne Lehrstelle. Der Tourismus sollte zu einem kleinen Standbein für die Region werden. Das geht nur gemeinsam, darüber hatten wir uns mit dem damaligen Landrat des Kreises Oberspreewald-Lausitz und den damals zwei Brandenburger Zweckverbänden bereits verständigt. Die Einrichtung des Projektbüros hat aufgrund des Fördermittelantrags lange gedauert. Die Stellen im Büro wurden öffentlich ausgeschrieben, und ich habe mich ganz normal beworben.

Wie geht man es an, den brandenburgischen und sächsischen Teil des Seenlandes enger zu vernetzen?
Es gab ein Konzept. Mit der Arbeitsgemeinschaft der Zweckverbände mit Vertretern aus Sachsen und Brandenburg haben wir regelmäßig zusammengesessen und uns über Projekte verständigt: Wegeleitsystem, Autobahnschild… das gab es ja in Brandenburg schon.

Das Projektbüro hatte zahlreiche Aufgaben. Was waren die wichtigsten?
Eine Riesenaufgabe war die länderübergreifende Imagekampagne zur Investorenwerbung für das Seenland, die wir erfolgreich angeschoben haben. Der Zweckverband in Sachsen wird sie weiterführen. Die Unterstützung der Investoren – bei Gängen zu Banken oder Ämtern – hat mich am meisten bewegt. Das ist immer ein langwieriges Unterfangen; die Investoren brauchen einen langen Atem. Da ist Unterstützung nötig, und das ist uns gut gelungen. Wir haben 2011 den Maskottchenwettbewerb initiiert und durchgeführt – Der Tourismusverband Lausitzer Seenland betreut den „Pit“ jetzt. Wir haben eine Seenlandkarte entwickelt und Flächenexposés mit geeigneten Ansiedlungsstandorten erstellt. Die Rutschung 2010 hat alles schwieriger gemacht.

Inwiefern?
Bei der Flächenermittlung hatten wir vorher nicht explizit darauf geachtet, ob wir es mit gewachsenem oder geschütteten Boden zu tun haben. Aber welcher Investor leistet es sich, auf geschüttetem Boden zu bauen? Deshalb wird jetzt ein Flächenmanagement eingerichtet, um durch Flächentausch, etwa mit Wald, an geeignete Ansiedlungsorte zu gelangen. Das ist jetzt eine wichtige Aufgabe für den Zweckverband.

Mit welchem Projekt hat sich das Büro verabschiedet?
Unser kleines Abschiedsgeschenk ist ein Schulprojekt, der Seenland-Koffer. Das medienpädagogische Zentrum Kamenz ist mit im Boot. Kinder wissen nämlich oft nichts mit dem Lausitzer Seenland anzufangen, und wir haben überlegt, wie wir sie einbeziehen können. Im Koffer ist Material für den Unterricht in Geschichte, Geografie und Sachkunde – eine Kohle, ein Seenland-Quartettspiel, Karten, geografisches Material. Mit Hoyerswerdaer Kindern wird gerade noch ein Film über das Seenland gedreht, der, wenn er fertig ist, dann auch in den Koffer kommt. Zehn Stück gibt’s davon; je fünf für Sachsen und Brandenburg. Lehrer können sich die Koffer für den Unterricht ausleihen.

Sie haben oft gesagt, ein Gast dürfe nicht merken, ob er sich in Sachsen oder Brandenburg befindet, er sei im Lausitzer Seenland. Ist das eingetreten?
Ich weiß es nicht. Durch den Senftenberger See ist Brandenburg weiter, aber auch bei uns entwickelt sich Einiges, auch wenn es nicht so schnell vorangeht. Die Seenwacht beispielsweise, die haben wir initiiert, und Brandenburg hat es übernommen. Wenn ein Gast die Seenwächter sieht, merkt er nicht, ob er nun in Sachsen oder Brandenburg ist. Das Wichtigste war jedoch die Gründung eines länderübergreifenden Tourismusverbandes. Eine eigene Arbeitsgruppe des Projektbüros hat die Linie dafür erarbeitet. Dafür sind wir herumgereist in Deutschland und haben uns ähnliche Strukturen angeschaut. Jetzt haben die Besucher hier einen Ansprechpartner. Und der macht seine Sache wirklich gut!

Der Zweckverband Lausitzer Seenland Sachsen hat bekanntlich die Aufgaben des Projektbüros übernommen. Was steht am dringendsten an?
Die Schiffbarkeitserklärung. Am 1. Juni 2013 wollen die Ministerpräsidenten Platzeck und Tillich den Kanal zwischen Senftenberger und Geierswalder See feierlich in Betrieb nehmen. Bis zu diesem Zeitpunkt muss es uns gelingen, den Geierswalder und Partwitzer See inklusive Barbarakanal, der beide verbindet, für den Schiffsverkehr zu öffnen. Das ist ein anspruchsvolles Ziel, für dessen Gelingen wir die Unterstützung sowohl der Landesbehörden als auch der LMBV benötigen.

Sie gelten seit Jahren als Vorkämpferin für das Seenland. Haben Sie anfänglich jemals gedacht: Das wird nichts hier?
Ganz am Anfang, 1991, als Beigeordnete im Landratsamt Hoyerswerda, hat mich Karl-Heinz Radochla, damals Bürgermeister in Geierswalde, an ein Loch geführt und gesagt: Das wird mal ein wunderbarer See. Da habe ich gedacht: Der spinnt! Ja, das war der jetzige Geierswalder See. Nach dem Jahr 2000 habe ich nie gedacht, das wird nichts. Ich habe nur auch nie gedacht, dass es so lange dauert. Wir mussten lernen, in kleinen Schritten zu rechnen.

Wo ist denn ihr Lieblingsplatz im Seenland?
An der Südböschung des Geierswalder Sees. Ich fahre aber ohnehin oft und gern mit vielen Leuten ins Seenland, Anfang Oktober erst mit Gästen aus der Wittichenauer Partnergemeinde Bad Honnef. Sie haben sich sehr gefreut.

Was würden Sie sich für das Seenland in zehn Jahren wünschen?
Dann sind hoffentlich der Knappensee und der Silbersee saniert, und es gibt dort eine Entwicklung; und hoffentlich sind sie auch verbunden, auch mit dem Mortkasee, so dass man mit Booten fahren kann… Das wäre schön.

Man hat immer den Eindruck gehabt, dass der Beruf Berufung für Sie ist. Was kommt jetzt? Wofür haben Sie jetzt mehr Zeit?
Zeit habe ich momentan keine (schmunzelt). Ich habe zehn Enkel, alle wohnen in Wittichenau, kommen zum Essen…

Mehr Zeit, um Oma zu sein.
Die Kleineren müssen aus Kita und Hort geholt werden. Nächste Woche fahren wir mit sechs Enkeln in den Urlaub. Dazu kommen auch noch zahlreiche Ehrenämter. Eine gemeinsame Aufgabe mit meinem Mann (Gerhard Kockert, Geschäftsführer der MKH Agrar-Produkte-GmbH Wittichenau, d. Red.), der zum Jahresende aufhört, werden wir uns noch suchen. Und das Seenland unterstütze ich natürlich weiter.



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