Schulische Expedition nach Georgien
Hoyerswerda. Noch bevor die politischen Verhältnisse im Land Ende vorigen Jahres begannen, sich erneut sehr instabil zu zeigen, waren Elftklässler des Lessing-Gymnasiums zusammen mit Lehrern aus dem Fachbereich Russisch in Georgien. Schulleiterin Katharina Michelfeit sagt, während es im Bereich Englisch gern nach Großbritannien geht oder im Bereich Latein nach Italien, rate das Auswärtige Amt derzeit von Reisen nach Russland ab.
Die Ukraine oder Belorussland kommen aktuell ebenso wenig in Frage. Georgien, wo Russisch nach wie vor zu den Verkehrssprachen zählt, war wohl mehr als ein Ersatz. Von mitreisenden Schülern heißt es, von den lebendigen Straßen in Tblissi bis hin zu den majestätischen Berglandschaften im Kaukasus habe sich das Land in einer einmaligen Vielfalt gezeigt.
Die achttägige Reise führte unter anderem auch nach Mzcheta, die frühere Hauptstadt des antiken Reiches Iberien, in die Höhlenstadt Uplisziche oder ins Höhlenkloster Dawit Garedscha. Die Schülerinnen und Schüler möchten allen danken, die an Vorbereitung und Durchführung beteiligt waren. (red)
Nachtrag: Dem für die Reise hauptverantwortlichen Lehrer ist der Hinweis wichtig, dass der in der DDR übliche Begriff Belorussland nicht mehr verwendet wird. Richtig sei Belarus. Und er merkt auch an, dass das für die Bezeichnung der georgische Hauptstadt ebenso gilt: statt Tblissi Tbilisi oder zu Deutsch Tiflis.
Kommentare zum Artikel:
Jens Liebig schrieb am
Es liest sich fast so, als hätte die Schulleiterin nur deshalb von einer Reise nach Russland abgesehen, weil das Auswärtige Amt derzeit davon abrät. Wenn dem so ist, kann man nur den Kopf schütteln.
Es wäre doch auch sicher keine Deutschklasse aus Schweden 1942 auf die Idee gekommen, eine Sprachreise ins Deutsche Reich zu unternehmen.
Kristina Schönfelder schrieb am
Wie absurd, ausgerechnet Georgien als Ersatz für eine Russlandreise zu wählen! Gerade in Georgien ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion Russisch eben keine Verkehrssprache mehr. Die Amtssprache ist Georgisch! Gerade die junge Generation spricht überhaupt kein Russisch als Fremdsprache mehr, sondern vielmehr – und das oft auch sehr gut – Englisch, Französisch, Deutsch! Die meisten Menschen im Land wollen mit Russland nichts zu tun haben, sie sind proeuropäisch und verteidigen demokratische
Rechte und ihr Land Georgien gegen die weiterhin bestehende Okkupation Russlands.
Die Redaktion sollte das klarstellen, hier entsteht ein falscher Eindruck vom Land.
Philipp Mende schrieb am
Sehr geehrte Frau Schönfelder,
als Organisator der Reise empfehle ich Ihnen unseren Artikel bei Sächsische.de.
Die Fahrt war „mehr als ein Ersatz“ und nicht mal als Sprach-, sondern als Bildungsreise geplant.
Dass man im Ausland Fremdsprachenkenntnisse anwendet, gleich welche, gehört zur Bildung der eigenen Persönlichkeit, es bereichert und ist positiv zu sehen.
Sie setzen die Sprache mit der Politik eines Landes gleich, aber nicht jeder, der Russisch spricht oder lernt, unterstützt die russische Politik.
Dass Sprache natürlich immer auch als Machtinstrument eingesetzt wurde und wird, ist eine andere Sache, eine politische, die man sich, wenn man eine Fremdsprache lernt, nicht zu eigen macht.
Wer sich bspw. für die persische Sprache interessiert und sie lernt, unterstützt deshalb nicht die Politik im Iran.
Die Amtssprache Georgiens ist Georgisch, eine kaukasische Sprache. Daneben werden unzählige weitere Sprachen im Kaukasus gesprochen, auch Russisch. Es ist als Alltags- oder Verkehrssprache präsent und dient der KOMMUNIKATION unterschiedlicher Menschen, z. B. zwischen Volksgruppen innerhalb Georgiens, die die Sprache der anderen Volksgruppe nicht beherrschen, bspw. zwischen Georgiern und Aserbaidschanern.
Die Kaukasusregion ist und war immer schon eine Region der Sprachenvielfalt.
Der Begriff „Verkehrsprache“ ist nicht gleichzusetzen mit „Amtssprache“.
Dass „die junge Generation überhaupt kein Russisch“ spreche, ist leider falsch, einige junge Leute sprechen sehr gut Englisch, Deutsch und auch Russisch.
Viele junge Georgier, und da haben Sie recht, lernen heute aber, einige sicher auch bewusst, kein Russisch, sondern z. B. Englisch und Deutsch.
Aber eben nicht alle, wie Sie es formulieren.
Die Bezeichnung „Belorussland“ muss „Belarus“ heißen, das Adjektiv dazu „belarussisch“. Die Menschen in Belarus sind keine Russen.
Die Hauptstadt heißt richtigerweise Tbilisi, mit einem „s“, wie auch im Georgischen.
Ich als Russisch-Lehrer spreche an dieser Stelle für mich und stelle klar, dass ich die Demokratie und proeuropäische Entwicklung in Georgien unterstütze, eben genau, weil ich die kompliziert verwobene Geschichte beider Länder kenne.
Meine Aufgabe als Lehrer ist es auch, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, die Welt mit eigenen Augen zu erfahren und ihre Fähigkeiten anzuwenden.
Das nennt man interkulturelle Bildung und persönliche Entwicklung.
Mit freundlichen Grüßen
Philipp Mende
Marina Moussa schrieb am
So eine große Informationslücke in der Bildung! Und noch mehr – in die Öffentlichkeit falsch zu präsentieren.
Weder das Land, die Gesellschaft noch die Kultur oder die Sprache haben mit Russland etwas gemeinsam. Außerdem, Georgien war die einzige Republik in der ehemaligen Sowjetunion, die es durchgesetzt hat GEORGISCH als Amtssprache zu behalten!
Russisch ist für Georgier genau so eine Fremdsprache wie Deutsch, Englisch, Spanisch oder Italienisch! Schauen Sie sich die einzigartige Schrift an und hören Sie sich die unvergleichbaren Volkslieder an …
Daran wird sich nichts ändern.
Stefan Hähnel schrieb am
Kann mich da nur anschließen!
Ein unpassenderes Land als Georgien gibt es für eine Reise in ein russisch sprechendes Land kaum. Kenne viele Georgier, lebe auch mit einer Georgierin zusammen, habe also einen tiefen Einblick! Nur die Älteren sprechen noch Russisch und das auch nicht gerade freiwillig. Die Jüngeren und Jüngsten haben gar keinen Bezug zur russischen Sprache mehr. Die Amtssprache ist Georgisch und als Fremdsprachen werden Englisch, Deutsch und seltener Französisch verwendet.
Ein Englisch-Kurs reist ja auch nicht nach Frankreich, nur weil Teile mal Englisch waren.
Da hätte die gute Dame sich vielleicht für Kasachstan entscheiden sollen.
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