Schnelles Internet soll auch in kleine Orte


von Tageblatt-Redaktion

Marlies Kujasch kann auf der Eieruhr recht viel Sand nach unten rieseln sehen, bis sich auf ihrem Rechner eine Internet-Seite aufgebaut hat. Für sie ist es besonders ärgerlich, weil sie das Internet beruflich nutzen muss.
Marlies Kujasch kann auf der Eieruhr recht viel Sand nach unten rieseln sehen, bis sich auf ihrem Rechner eine Internet-Seite aufgebaut hat. Für sie ist es besonders ärgerlich, weil sie das Internet beruflich nutzen muss.

Gerade vergnügungssteuerpflichtig ist es nicht, wenn Marlies Kujasch aus Bröthen-Michalken eine Internet-Seite öffnet. Es kann schon einmal anderthalb Minuten dauern, bis alle Fotos und Grafiken geladen sind. Dabei benötigt sie das Netz beruflich, muss sich zum Beispiel Formulare aus dem World Wide Web ziehen. Doch recht häufig scheitert sie an simpelsten Dingen: „Es dauert ewig und mitunter muss ich fünf Mal probieren, bis überhaupt eine Verbindung steht.“

Es gibt eben nur ISDN. An schnelles DSL ist nicht zu denken. Und so geht es bei weitem nicht nur Marlies Kujasch. „Die Leute sind genervt und es gibt immer wieder Anfragen dazu“, sagt ihr Mann Lothar, der Ortsvorsteher. Fest steht: Für das platte Land ist oft noch digitale Steinzeit. Wo es in Hoyerswerda, Lauta, Bernsdorf und Wittichenau wenig Probleme mit der Breitband-Versorgung gibt, wird es in kleineren Orten schnell schwierig.
In der Elsterheide etwa sind nur Seidewinkel, Bergen und teilweise Nardt so dicht am Hauptverteiler in Hoyerswerda, dass mit mindestens zwei Megabit pro Sekunde gerechnet werden kann. „Sinnbildlich liegen wir am Arsch der Welt“. sagt ein Elsterheider. Selbst Hoyerswerdas Ortsteile, so ergab eine Befragung des Landratsamtes Bautzen, sind bis auf Zeißig weitgehend DSL-frei (siehe Kasten). Dieselbe Untersuchung aus dem vergangenen Winter sagt, Wiednitz sei eine von insgesamt nur drei kleinen Gemeinden im gesamten Kreis, die zu hundert Prozent gut versorgt sind.

Nicht umsonst soll jetzt auf dem Kraftwerk in Schwarze Pumpe eine Funk-DSL-Antenne installiert werden, denn auch im Industriegebiet ist es mit schnellen Netz-Verbindungen nicht weit her. Doch selbst dort, wo man sich mit Hilfe von Funk-Lösungen versorgt, gibt es Unzufriedenheit. Aus Knappenrode heißt es zum Beispiel von einer Nutzerin, im Winter gehe das Ganze gut. Sommers störten aber die Blätter an den Bäumen. Funk-DSL benötigt nämlich quasi Sicht-Kontakt. Der Bedarf an Breitbandanschlüssen, so heißt es jedenfalls aus dem Bautzener Landratsamt, könne als hoch eingestuft werden.

Nächste Woche soll der Kreistag darüber beraten, wie die digitale Steinzeit zu beenden ist und welche Fianzierungsmöglichkeiten es gibt. Fest steht nämlich: Billig wird der Aufbruch der ländlichen Orte ins DSL-Zeitalter keineswegs. Immerhin ist Förderung vorstellbar, etwa über die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz oder das EU-Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum, mit dessen Hilfe schon die Studie finanziert worden ist. Doch soll auch die öffentliche Hand Millionen zuschießen, um zum Beispiel Leerrohre verlegen zu lassen?

„Wenn der Kreis das nicht bezahlt, wird es wohl nichts“, verweist Spreetals Bürgermeister Manfred Heine auf die klammen Gemeinde-Kassen. Sein Bernsdorfer Kollege Harry Habel, der von DSL-Sorgen unter anderem in Zeißholz berichtet, sieht dagegen die Wirtschaft in der Pflicht: „Man wird diejenigen in Anspruch nehmen müssen, die damit Geld verdienen.“ Doch das ist genau das Problem.

Eben weil in der Fläche hohe Kosten für die Schaffung technischer Voraussetzungen niedrigen Erträgen entgegen stehen, halten die Telekommunikations-Firmen sich hier zurück. Die Zuständigen im Landratsamt glauben darum, flächendeckende Versorgung allein durch die Wirtschaft sei unwahrscheinlich. Doch in Bröthen-Michalken will man sich nicht entmutigen lassen. Auch ohne DSL soll in den nächsten Wochen eine Webseite des Ortes ins Netz geschickt werden. Und auch die Historie lehrt, dass mitunter reichlich Geduld auch schon hilft. Kujaschs zum Beispiel mussten sich noch vor zwanzig Jahren einen Telefonanschluss mit ihren Nachbarn teilen.

DSL in Hoyerswerda

 

Hoyerswerda: gute Versorgung mit Bandbreiteneinbrüchen in Randlagen (etwa im Gewerbegebiet Nardt)
Zeißig: gute Versorgung mit Bandbreiteneinbußen (etwa am Sender) in Abhängigkeit vom Hauptverteiler in Hoyerswerda
Knappenrode: kein DSL in großen Teilen des Ortes, aber DSL light (ein Megabit je Sekunde) im Bereich Straße am Stadion/ Lessingstraße
Schwarzkollm: überwiegend nur DSL light vorhanden (bis hin zu Nichtversorgung)
Bröthen-Michalken: DSL light vor allem in der Nähe der Bundesstraße 97, kein DSL vor allem jeweils in den Ortskernen
Dörgenhausen: DSL light vor allem in der Nähe der Bundesstraße 97, kein DSL vor allem im Dorfkern
Groß Neida: DSL light vor allem im nordwestlichen Teil des Dorfes, kein DSL am Dorfende in Richtung Zeißig

 



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