Schäfer muss wegen Flächensperrungen aufgeben


von Tageblatt-Redaktion

Thomas Köhler war acht Jahre lang selbstständiger Schäfer. Nun musste er Schluss machen
Thomas Köhler war acht Jahre lang selbstständiger Schäfer. Nun musste er Schluss machen

Vielleicht nicht unbedingt gleich die Existenz, aber doch einen Lebenstraum haben die Grundbrüche und Rutschungen im ehemaligen Tagebaugebiet in den letzten Wochen und Monaten für Thomas Köhler zerstört. Der Lautaer Tierwirt ist jener Schäfer, dessen Tiere im vergangenen Oktober nach dem Grundbruch in den Spreetaler Innenkippen so viel Mitgefühl hervorriefen. Einige starben, andere saßen auf einer Art Insel im unzugänglichen Havariegebiet fest. Es gab viele Nachfragen nach den Tieren. Nach Köhler fragten nicht ganz so viele.
„Ach, das ist doch normal“, sagt der Schäfer, der inzwischen ein Ex-Schäfer ist. Der Mittdreißiger hat sein Gewerbe am Monatsanfang abgemeldet, die ihm verbliebenen 240 Tiere verkauft. „Eher verschenkt. Das war ja ein Notverkauf“, erzählt er. Das Problem sind die vom Oberbergamt und dem Bergbausanierer LMBV im Ergebnis der Erdbewegungen verhängten großflächigen Sperrungen – auch dort, wo bisher die Schafe weideten. Sie hielten im Auftrag des Naturschutzgroßprojektes sowie der Landschafts-, Nutz- und Wildtierpflege GmbH (LNW) bestimmte Flächen offen, damit dort bestimmte Tiere und Pflanzen leben konnten.
Thomas Köhler verdiente sein Geld also mit naturschutzgerechter Beweidung auf 200 Hektar Fläche. Zugänglich sind jetzt noch 30 Hektar davon. „Aber man bräuchte selbst dafür einen Hubschrauber. Es gibt keine Zuwegungen“, berichtet der Lautaer. Bis Ende April hatte er gehofft, es werde irgendwie weitergehen. Den Termin hatten die Behörden gesetzt, um über die bleibenden Sperrungen zu entscheiden. Als er vorbei war, war klar, dass es nicht mehr gehen würde. „Ersatzflächen konnten Herrn Köhler kurzfristig nicht angeboten werden“, erklärt LMBV-Sprecher Uwe Steinhuber. „Diese Sperrungen haben uns nun das Genick gebrochen“, sagt Thomas Köhler.
Die LMBV hatte ihm im November 10 000 Euro für die 80 Lämmer gezahlt, die ihm im Oktober verlorengegangen waren. Das half über den Winter. Nun wartet er seit Mai auf die versprochene Kompensation für damals mit verschwundene Technik und Ausgleichszahlungen für die fast verschenkten Tiere. Es geht auch noch um anderes. Thomas Köhler hatte ja vor, die inzwischen abgerissene Schule im Hoyerswerdaer WK X in einen Schafstall umzubauen. Die Planungen dafür müssen ebenso bezahlt werden wie Forderungen aus langfristigen Verträgen. Doch, so Köhler, es tue sich nichts. Er hat jetzt einen Brief an LMBV-Chef Mahmut Kuyumcu geschrieben. Dessen Sprecher Uwe Steinhuber sagt, die betriebswirtschaftlichen Unterlagen befänden sich „in abschließender Prüfung“.
Der nunmehr ehemalige Schäfer ist ein wenig ernüchtert. Er sagt, wirklich eine spürbare Hilfe hätte ihm eigentlich nur LNW-Chef Mario Stenske angedeihen lassen. Von anderen, etwa vom Zweckverband Lausitzer Seenland Sachsen, habe er dagegen nichts gehört. Eigentlich hatte Thomas Köhler vor, hier in der Gegend einmal als Schäfer in Rente zu gehen. Nun musste er auch noch seinen Mitarbeiter Thomas Muche kündigen und denkt über seine berufliche Zukunft nach. „Ich habe immer die Fahne für das Lausitzer Seenland hochgehalten, Freunde und Bekannte hergeholt“, sagt Thomas Köhler. Nach allem aber, was er in den letzten Wochen so erleben musste, hat er doch so seine Zweifel an den hochfliegenden Tourismus-Plänen für die Region.



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