Sammlung rettet Zeitzeugen


von Tageblatt-Redaktion

Annett Becker arbeitet am Kunstarchiv ebenso wie Stefan Glietsch
Annett Becker arbeitet am Kunstarchiv ebenso wie Stefan Glietsch, dessen „Fachgebiet“ die Bildende Kunst vor allem im öffentlichen Raum der Stadt Hoyerswerda ist.

Wenn Helene und Martin Schmidt und Angela Potowski von der Schriftstellerin Brigitte Reimann erzählen, ist das immer auch eine Diskussion über Fehlstellen in der Gegenwart“, las man am 21. April auf Seite 16 der Dresdener SZ-Ausgabe. Es ging um eine Lesung der Hoyerswerdaer Kunstvereins-Mitglieder in der Bibliothek Strehlen.

Doch eine ähnliche „Fehlstellen-Diskussion“ soll auch das Hoyerswerdaer Kunstarchiv befördern, das der Kunstverein jetzt mit eigener Kraft, speziell der von acht Mitarbeitern, anlegt. Es soll die künstlerische Widerspiegelung der gewaltigen Umbrüche festhalten, die die Region und besonders Hoyerswerda im letzten gut halben Jahrhundert seit 1955 erfahren haben – seit dem Aufbau des Kombinates Schwarze Pumpe und seiner „Wohnsiedlung“ Hoyerswerda-Neustadt.

„Diese Umbrüche ... sind nicht abgeschlossen“, ist Kunstvereins-Vorsitzender Martin Schmidt überzeugt. „Sie werden auch die nächsten Jahrzehnte und Generationen prägen.“ Nur fürchtet Schmidt, dass die künstlerischen Reflexionen dessen verloren gehen, mit den Zeitzeugen verschwinden und sich im Dunkel der Geschichte verlieren könnten. Das aber dürfe nicht geschehen, denn „um diese Prozesse nachvollziehen, beschreiben und damit Zusammenhänge über Generationen hinweg erklären zu können, ist es notwendig, die wichtigsten Ergebnisse, deren Dokumente, die diese Abläufe belegen, zu sammeln und zu ordnen, um sie zu erhalten.“

Diesen Part soll das Kultur-Archiv leisten. Nicht als Museum oder gar verschlossener Hort, sondern als der Forschung gut zugängliche, weil katalogisierte Sammlung, „die auch von Studenten für ihre Arbeiten genutzt werden kann“.

Habe doch das Hoyerswerda dieser Jahre nicht nur innerstädtisch-regionale Ausstrahlung gehabt, sondern, etwa literaturgeschichtlich, eine mindestens deutschlandweite. Noch gelte es, viel Verschollenes wieder zu Tage zu fördern und zugriffsbereit zu machen. Doch das Material dazu, Fotos, Zeitungsartikel, Broschüren, Handzettel, Kunst am Bau und, und, und… wäre unwiederbeschaffbar dahin, würde es nicht jetzt erfasst.

Schmidt hofft, dass Zeitzeugen ihre Erfahrungen und (auch als Kopie) Dokumente dem Archiv zur Verfügung stellen. „Es wäre wichtig für die Stadt.“ Die unterstützt das Projekt mit 1 000 Euro für 2010. Der Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien hat nach wortmächtiger Überzeugungsarbeit auch 5 200 Euro lockergemacht. Aber bei 15 000 Euro Gesamtkosten ist jeder Unterstützer gern gesehen …

Zur Werbung in eigener Sache soll es spätestens zum Brigitte-Reimann-Geburtstag am 21. Juli einen Tag der offenen Tür in der Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte geben. Zeitgleich wird die neue Homepage der Reimann-Begegnungsstätte vorgestellt.

Kunstarchiv Hoyerswerda
erreichbar über Martin Schmidt unter 03571 412016
www.kunstverein-hoyerswerda.de
info@kunstverein-hoyerswerda.de


Brigitte-Reimann-Begegnungsstätte:

Brigitte-Reimann-Straße 8
wochentags 8-13.30 Uhr,
wochenends/ feiertags nach Absprache (03571 412016 oder  0151 15718014)

Archiv-Außenstelle:
Heinrich-Mann-Str. 36 (Haus der Parität)



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