Sachsen übernimmt Naturschutzflächen

Das Kaminzimmer im Hoyerswerdaer Schloss ist ein beliebter Ort für Trauungen; hier wurden schon jede Menge Eheverträge unterschrieben. Ein Vertrag ganz anderer Art ist gestern dort unterzeichnet worden: Mit ihren Unterschriften vereinbarten Sachsens Umweltminister Frank Kupfer (CDU) und Dr. Mahmut Kuyumcu, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Bergbausanierers LMBV verbindlich, dass 850 Hektar bundeseigene Fläche des Nationalen Naturerbes (NNE, siehe Kasten) im Bergbaufolgegebiet nach dem Ende der Bergaufsicht in den Besitz des Freistaats übergehen. Der überwiegende Teil der Flächen, reichlich 680 Hektar, liegen verteilt im Gebiet des Naturschutzgroßprojekts (NGP) „Lausitzer Seenland“ zwischen Bluno, Laubusch und Spreetal, weitere Areale befinden sich bei Heide, Berzdorf (Kreis Görlitz) sowie in Zwenkau bei Leipzig.
Als „Meilenstein“ bezeichnete Mahmut Kuyumcu den gestrigen Tag. „Sachsen ist das erste Bundesland, das die Verhandlungen mit dem Bund zur Übernahme aller NNE-Flächen erfolgreich abgeschlossen hat“, sagte er vor Vertretern aus Landes- und Kommunalpolitik sowie Mitarbeitern der LMBV und der Forstwirtschaft. Bergbaufolgelandschaften seien wertvolle Naturräume, so der LMBV-Chef weiter. „Sie sind störungsarm und haben karge Böden, eignen sich als Wiederbesiedlungsflächen für Flora und Fauna, darunter viele Arten der Roten Liste.Als „Erfolg für die Natur“ wertete Frank Kupfer die Entwicklung des hiesigen Bergbaufolgegebiets. Hoyerswerdas Oberbürgermeister Stefan Skora (CDU) freute sich, dass mit der Sicherung der Naturerbeflächen gestern „etwas für künftige Generationen geschaffen wurde“.
Bevor der Vertrag gestern unterschrieben werden konnte, hatten Bund, Freistaat und LMBV vier Jahre lang verhandelt. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Flächen nach Abschluss der Sanierung und Entlassung aus der Bergaufsicht schrittweise zwischen den Jahren 2015 und 2021 unentgeltlich an den Staatsbetrieb Sachsenforst/Amt für Großschutzgebiete gehen. Der Freistaat verpflichtet sich im Gegenzug unter anderem, den naturschutzfachlichen Wert der Areale zu erhalten oder zu steigern, Offenlandflächen – etwa durch Beweidung – freizuhalten oder auch so genannte Entwicklungsgebiete zu schaffen. In letzeren wird die Natur sich selbst überlassen.
Das Ziel, eine Bergbaufolgelandschaft langfristig zu sichern und naturgemäß zu entwickeln. verfolgen die Mitarbeiter des NGP schon lange – und sollen dies auch weiterhin tun, in Abstimmung mit dem Bundesamt für Naturschutz und den Gesellschaftern. Das betonte Albrecht von Keudell, Forstdirektor beim Sächsischen Umweltministerium.
Der Leiter des NGP Dr. Alexander Harter, der gestern im Schloss nicht zugegen war, sagte gegenüber TAGEBLATT, es sei höchste Zeit gewesen, dass der Vertrag zustande gekommen ist. Es freue ihn für das NGP, dass die Flächen dem Projekt auf absehbare Zeit zur Verfügung stehen. Dass das Land Sachsen die Flächen selbst betreut, habe man zu respektieren. „Aber unsere Projektziele erreichen – das kann der Freistaat auch.“
Mahmut Kuyumcu betonte, dass vor der Übertragung der Areale zunächst die Sanierung der Bergbauflächen abgeschlossen werden muss: „Die öffentliche Sicherheit geht vor.“ Jedoch solle sie mit den Naturschutz-Zielen abgestimmt werden. Dafür wird eine Arbeitsgruppe gebildet. „Der besondere Reiz der Landschaft, ihre bizarre Struktur, soll nicht verloren gehen“, so der LMBV-Chef.
Der kürzliche Grundbruch im Spreetaler Kippengelände – NGP-Flächen sind davon betroffen – hätte keinen Einfluss auf die Vereinbarung gehabt, heißt es in einer Mitteilung der LMBV. Unklar bleibt bisher jedoch, wie es mit der Sanierung des betroffenen Gebiets weitergeht. Zunächst müsse die Ursache der Rutschung geklärt werden, hieß es gestern.
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