Rodeln bis zum Abwinken


von Tageblatt-Redaktion

Am Wochenende war herrliches Rodelwetter. Im Freizeitkomplex Ost rodelten Simon und Silas auf einem zusammenklappbaren Schlitten, Lilly nutzte ihr modernes Schnee-Shuttle, Etienne einen lederbezogenen Klassiker und Jonas einen ganz normalen Schlitten.
Am Wochenende war herrliches Rodelwetter. Im Freizeitkomplex Ost rodelten Simon und Silas auf einem zusammenklappbaren Schlitten, Lilly nutzte ihr modernes Schnee-Shuttle, Etienne einen lederbezogenen Klassiker und Jonas einen ganz normalen Schlitten.

Mühsam ziehen die Jungs einen alten Treckerreifen den Rodelberg im Freizeitkomplex Ost hinauf. Zwei gehen vorneweg und ziehen nach Leibeskräften, die anderen schieben. Oben eine kurze Verschnaufpause und es wird beratschlagt, wer als Erstes damit rodeln darf. Und vor allen Dingen wo? Denn der Rodelberg hat auch noch eine sogenannte Todesbahn, die direkt in den Wald führt. Sie ist am steilsten und auch am glattesten. Das ist nur was für ganz Mutige. Zur Erwärmung wird erst einmal die sanfte, eher gemütliche Tour gewählt. Rene Neumann schiebt sich seine Pelzmütze zurecht, Handschuhe noch mal festziehen und los geht es. All das ist vor mehr als dreißig Jahren passiert. Am Rodelberg im ehemaligen Indianerdorf, das Ende der 60er Jahre gebaut wurde. Dort stand auch einst das Indianerdorf. Das gibt es nicht mehr. Und Rene Neumann ist mittlerweile 44 Jahre alt. „Aber das waren damals schon schöne Zeiten“, erinnert er sich.

Grit Maroske wird den legendären Winter 1978/79 nicht vergessen. In vielen Regionen Deutschlands herrscht Katastrophenalarm. Auf dem Fichtelberg werden am Neujahrsmorgen minus 27 Grad gemessen. „Für uns Kinder war das aber ein großes Abenteuer“, denkt die heutige Mutter zurück. Täglich ging es Richtung Rodelberg. Entweder im Indianerdorf oder direkt neben dem Friedrich-Ludwig-Jahn Stadion. Die selbst gestrickten Handschuhe wurden zum Trocknen in den Zaun vom benachbarten Umspannwerk gesteckt und gern auch mal vergessen. „Die eigenartige winterliche Dekoration, die sich daraus bildete, war schon etwas witzig“, so Grit Maroske. Die Zeiten haben sich geändert, aber der Spaß am Rodeln ist geblieben. Auch wenn man Autoreifen eher selten sieht. Der Rodelberg ist nach wie vor ein Renner. Ist er doch im Stadtgebiet der einzige dieser Höhe und mit einer relativ langen Piste. Aber heutzutage sind die meisten Kinder nicht mehr allein unterwegs. Und einige Elternteile müssen nicht lange dazu überredet werden, doch mal mitzufahren. „Los Papa, komm auf den Schlitten, aber ich sitze vorn und lenke“, sagt Alexander und schon düsen die beiden ein letztes Mal den Berg hinunter, bevor es zu Fuß nach Hause geht.

Simon und Silas wollen noch etwas bleiben. Die beiden Jungen sind ja auch gerade erst angekommen. Mit ihrer Mutti. Die Familie wohnt in der Altstadt. Für die Autofahrt macht sich da ein moderner, platzsparender Klappschlitten gut. Der vierjährige Jonas hat besonders viel Spaß. Er hat Geburtstag.

Der Rutscher von Jean fällt im Gemenge auf. Denn das gute, alte Stück ist mindestens vierzig Jahre alt. Darauf ist Jeans Mutti nämlich schon gerodelt. Der robuste Holzschlitten aus DDR-Zeiten ist von der Firma Polycomb, auch wenn man deren Aufschrift auf dem lederbezogenen Sitz nicht mehr so gut lesen kann. Eine echte Rarität. Etienne ist froh, dass er sich den Rutscher mal ausborgen darf, denn „das ist ein richtig guter Flitzer“, meint der Fünfjährige und stiefelt den Berg hinauf. Aber es muss nicht immer Holz sein, denn die Auswahl ist heute ja ziemlich groß. Lilly ist mit ihrem roten Schnee-Shuttle aus Plastik zufrieden – weil es leicht ist und die Farbe im weißen Schnee so schön leuchtet. (SiRi)

 

 



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