Robuste Motoren begeistern


von Tageblatt-Redaktion

Blick auf das Ausstellungsgelände beim Kühnichter Dorffest. Foto: Kirschke
Blick auf das Ausstellungsgelände beim Kühnichter Dorffest. Foto: Kirschke

Von Andreas Kirschke

Im Volksmund hieß sie „Knutschkugel“. „Das ist eine BMW 300er Isetta. Baujahr 1956. Die hat 13 PS“, sagt Volker Burri aus Lauta stolz. Soeben ist er mit Ehefrau Sabine dem himmelblauen kleinen Oldtimer entstiegen. Zwei Jahre lang baute er ihn mühevoll wieder auf. Das reichte von Motor-, Getriebe,- Bremsen- bis Sattlerarbeiten. Jeden Klang im Getriebe hört er heute feinsinnig heraus. Am Sonnabend wirkt das Ehepaar beim achten Oldtimer- und Traktorentreffens anlässlich des Kühnichter Dorffestes mit. Bis aus Senftenberg und Kamenz kommen die Teilnehmer.

„Das Treffen zieht immer weiter Kreise“, registriert Thomas Balko, stellvertretender Vorsitzender des Ortsvereins Kühnicht e. V., nicht ohne Stolz. Der Verein besteht seit 19 Jahren. 36 Mitglieder gehören ihm an. Jährlich organisiert er mit viel Aufwand und Partnern das Dorffest. „Wir wollen das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Wir wollen dörfliches Leben und Traditionen bewahren. Ebenso das historische Wissen“, meint der Wahl-Kühnichter. Alte Traktoren, alte Landtechnik erfreuen nicht nur Kenner. Sie wecken auch Staunen darüber, wie früher gearbeitet wurde.

Für Volker Burri weitet so ein Oldtimer- und Traktorentreffen den Horizont. Zum zweiten Mal ist er in Kühnicht dabei. Unweit von ihm parkt Horst Schuster seinen Dumper Picco 1. „Er stand jahrelang bei meiner Schwägerin in Büna bei Zeulenroda in Thüringen“, erzählt der Kühnichter. „Früher fuhr der Dumper Kies, Beton und Schüttgut. Bis kurz nach der Wende war er in Betrieb.“ Horst Schuster, der früher Tiefbauarbeiter und später Kraftfahrer auf dem Bau war, richtete den Dumper vor. Hilfe holte er sich für die Elektronik. Der 76-Jährige fährt außer Dumper auch Jawa-Motorrad und Shiguli.

 Oldtimer faszinieren ihn. „Es ist ihre robuste, stabile, solide Technik. Vieles kann man selbst reparieren“, gibt ihm René Jaeger aus Seidewinkel Recht. Wie Siegmar Ruhner, Dieter Jochim, Matthias Ringel und Heinz Tesche gehört er zur Gruppe „Freunde der alten Landtechnik“. Mit Traktoren, Multicar, Ameise und Stallmaschinen sind die Seidewinkler gekommen. Von Anfang an unterstützen sie das Kühnichter Oldtimer- und Traktorentreffen. In einem Jahr rückten sie sogar schon mit 20 Fahrzeugen an. „In unserem Ort gibt es über 100 Traktoren. Einige sind noch in Betrieb. Das zeugt von großer Liebe zur Landtechnik“, sagt René Jaeger. Beide Orte verbindet die Geschichte. Kühnichter gingen früher in Seidewinkel zur Schule. Viele Kontakte und Freundschaften blieben erhalten. René Jaeger will sie nicht missen. Zum diesjährigen Treffen zeigt er den Universal-Traktor HT 140 Weimar.

 â€žDas war eine typische Stall-Arbeits-Maschine“, erläutert er. „1990 wurde sie als eines der letzten Modelle im Bagger-Werk Weimar gebaut. Zum Einsatz kam sie in großen Kuhställen – zum Saubermachen, Mistschieben, Kehren, Heu-Laden, Stroh-Laden und Futter-Verteilen. Deshalb hat sie hinten eine Zugvorrichtung mit Zapfwellen-Antrieb.“ Der Seidewinkler hegt und pflegt das Fahrzeug mit viel Liebe. Er ist selbst mit der Landwirtschaft aufgewachsen und hat Landwirt gelernt. Heute betreib er Landwirtschaft im Nebenerwerb - mit Rinder-Mutterkuh-Haltung, Getreide-Anbau und Kartoffel-Anbau.

Das Oldtimer- und Traktorentreffen in Kühnicht will er nicht missen. „Ich fahre jedes Jahr hierher“, meint Kfz-Mechaniker Jens Richter aus Hoyerswerda. Am Sonnabend zeigt er einen Volvo P 544 Baujahr 1960. Der hat 60 PS und 1,6 Liter Hubraum. Erst 114 000 Kilometer ist er im Laufe der Jahre gefahren. 7,8 Liter verbraucht er auf 100 Kilometern. Jens Richter holte das Fahrzeug extra aus Berlin. „Solche Fahrzeuge haben Charakter“, meint der Hoyerswerdaer stolz. „Ich mag ihre Einfachheit, Robustheit, Zuverlässigkeit. Du kannst ohne elektronischen Schnickschnack von A nach B fahren.“

Am Kühnichter Treffen mag er die familiäre Atmosphäre. Hier kann er gute typische Benzingespräche führen. „Zeitlebens fahre ich Oldtimer“, versichert der Hoyerswerdaer. Auch wenn es nicht immer einfach ist: „Leider ist die Akzeptanz und Toleranz gegenüber Oldtimern im Straßenverkehr sehr gering geworden. Es wird gedrängelt, gehupt, geschoben und die Vorfahrt genommen. Das hält mich jedoch nicht davon ab, weiter Oldtimer zu fahren. Heutige Fahrzeuge haben zwar mehr Leistung. Doch der Benzinverbrauch ist immer noch der gleiche wie früher.“



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