Riesen-Gräben legen Zerrer Keller trocken


von Tageblatt-Redaktion

Horst Trapp zeigt einen der Gräben, die dafür sorgen, dass sein unweit davon stehendes Haus seit Monatsanfang trocken ist.
Horst Trapp zeigt einen der Gräben, die dafür sorgen, dass sein unweit davon stehendes Haus seit Monatsanfang trocken ist.

Es war im Mai 2007. Der Keller von Familie Trapp in Zerre war frisch saniert. Da kam das Grundwasser zum ersten Mal. Es stand zwei Wochen. Im Januar 2008 wurde der Keller erneut nass. Dieses Mal trocknete er bis Mai nicht aus. Im Dezember 2009 mussten Trapps wieder die Gummistiefel anziehen. Das Wasser wich von Stund an gar nicht mehr. Pumpen liefen ohne Unterlass. Und dennoch stand die Brühe mitunter 15 Zentimeter hoch – bis am Heiligen Abend nichts mehr nachkam. Seit Monatsanfang sind die letzten Pfützen verschwunden. Der Keller trocknet langsam und Christa Trapp ist glücklich: „Weil wir so viel durchgemacht haben, genießen wir das.“

Im Spätsommer vorigen Jahres hatte der Bergbausanierer LMBV damit begonnen, zwei riesige Entwässerungsgräben durch das Dorf zu ziehen – bis zu 4,20 Meter tief, bis zu 14 Meter breit und insgesamt fast zwei Kilometer lang. So, wie es aussieht, wirken sie. Nach und nach wich aus den Kellern in Zerre das Grundwasser. Trapps waren fast die letzten, bei denen es noch nass war. „Wir sind Bürgermeister, Gemeinde und LMBV sehr dankbar“, erklärt Christa Trapp. Ihr Nachbar Detlef Paech nickt, sagt aber auch: „Ohne die Bürgerinitiative hätten wir das nicht geschafft.“ Er meint den 2008 gegründeten Zusammenschluss mit Beteiligten aus allen Spreetaler Ortsteilen, der für trockene Keller kämpft.

„Erst jetzt sieht man die Schäden so richtig“, sagt Christa Trapp. Wände sind schimmlig, Putz ist abgebröckelt, der Kellerfußboden ist rissig. Detlef Paech muss den angefaulten Holzfußboden im Schlafzimmer austauschen lassen. Das Wasser stand schließlich in Höhe der Rasenkante. Wenigstens sind die Zeiten vorbei, in denen nachts die lärmenden Pumpen ansprangen und in denen winters zugefrorene Schläuche enteist werden mussten. „Was wir da für Stunden hineingesteckt haben“, schüttelt Paech den Kopf.

„Und die Nerven erst“, fügt Christa Trapp an. Sie ist 62, ihr Mann 66, Detlef Paech 68. Einen geruhsamen Lebensabend hatten sie sich anders vorgestellt als die letzten Monate. Ihr gemeinsamer Nachbar Sepp-Dietrich Matthiae, etwa im selben Alter, hat es nicht ausgehalten. Erst war der Keller nicht trocken zu bekommen, dann stieg die neue Kläranlage aus. Im Oktober zog er schließlich nach Hessen um. „Er konnte einfach nicht mehr“, sagt Detlef Paech.

Er hatte 2008 LMBV-Chef Mahmut Kuyumcu in seinem nassen Keller. Der versprach damals: „Die LMBV will den Bürgern zur Seite stehen.“ Immerhin 350 000 Euro fließen nun in die beiden Zerrer Gräben, die in Spree und Mühlgraben enden. An der Spree muss für den Fall von Hochwasser eigens ein Schöpfwerk gebaut werden. Nun kommen sich immer häufiger auch Leute aus anderen betroffenen Orten die Zerrer Entwässerung ansehen. Akute Probleme gibt es zum Beispiel in Burgneudorf sowie in Neustadt/Spree.

In Zerre atmet man zunächst tief durch. Aber Experten, so sagt Christa Trapp, hätten darauf hingewiesen, dass man erst in zwei Jahren sicher sagen könne, wie leistungsfähig die Gräben wirklich sind. Immerhin stieg das Grundwasser in den letzten Jahren zuverlässig um jeweils rund zehn Zentimeter an. Gummistiefel und Schläuche haben Trapps vorsichtshalber erst einmal noch nicht so weit weggepackt.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte rechnen Sie 3 plus 8.