Reiches Futterangebot lockt Wildtiere in die Stadt


von Tageblatt-Redaktion

Joachim Wesolek (links) und Bernd Wilke sind Hoyerswerdas Stadtjäger.
Joachim Wesolek (links) und Bernd Wilke sind Hoyerswerdas Stadtjäger.

Wann haben Sie zuletzt ein Kaninchen durch Hoyerswerda flitzen sehen? Vermutlich ist das schon etwas her. „Myxomatose“, sagt Bernd Wilke und meint eine Virus-Krankheit, die einen Großteil des städtischen Karnickel-Bestandes hinweggerafft hat. Wilke ist einer der beiden Hoyerswerdaer Stadtjäger.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Joachim Wesolek kümmert er sich auf Bitten des städtischen Ordnungsamtes schon seit Jahren um Wildtiere im öffentlichen Raum der Stadt Hoyerswerda. Neuerdings ist das Ganze auch vom Landkreis Bautzen als Jagdbehörde mittels Bescheid sanktioniert, Bernd Wilke und Joachim Wesolek die „Ausübung der Jagd mit der Schusswaffe innerhalb der Ortsbebauung“ amtlich erlaubt.

Einerseits geht es darum, sich um tote oder kranke Tiere zu kümmern. „Sonst müsste die Stadt bei jedem toten Fuchs die Feuerwehr rufen und das ist teuer“, erklärt Joachim Wesolek. Andererseits kann es durchaus dazu kommen, dass ein Tier erlegt werden muss. Wesolek hat zum Beispiel auf dem Waldfriedhof schon einen 80 Kilo schweren Keiler geschossen, Wilke auf dem Gelände der früheren Orthopädie einen verirrten Rehbock.

Tätig werden die beiden in der Regel ausschließlich im öffentlichen Raum. „Auf Privatgrundstücken ist der Eigentümer zuständig“, erläutern sie. Das heißt: Wer sich von einem Fuchs im Garten gestört fühlt, weil er Löcher im Blumenbeet, im Komposthaufen oder unter der Laube gräbt, darf das Tier waidgerecht töten oder es fangen und dann wieder im Wald aussetzen.

Die Füchse, sagen die Stadtjäger, haben die Reviere in Hoyerswerda inzwischen fest aufgeteilt. Sie sind vor allem hier, weil sie auf Komposthaufen oder unter Neustadt-Balkonen weggeworfene Menschen-Nahrung finden, die ihnen als Futter dient. Experten sagen, dass der Abfall von nur vier Haushalten einen Fuchs ernähren kann. Jüngstes Beispiel waren fünf Füchse an der Heinestraße. Als Bernd Wilke einen schoss, zogen die anderen vier weiter östlich und stören nun die Bewohner der Gegend um die Gerhart-Hauptmann-Straße.

Aber auch andere Wildtiere sind in Hoyerswerda zu finden. Marderhunde etwa mögen das, was sie in unter freiem Himmel stehenden Katzenfutter-Näpfen finden. Auch mit Minken, den Amerikanischen Nerzen, kann man es in Hoyerswerda zu tun bekommen. Und Waschbären machen sich mittlerweile ebenso in der Stadt breit.

Die Stadtjäger prophezeien, es sei jetzt nur noch eine Frage der Vermehrung, bis die Waschbären wie schon in anderen deutschen Städten zur Plage werden. Denn wenn so ein Waschbär auf dem Dachboden herumpoltert, kann es einem leicht den Schlaf kosten.

Wildtiere hat es in Hoyerswerda schon immer gegeben. „Aber nicht in dem Maße wie jetzt“, sagt Joachim Wesolek. Einerseits wird wohl mehr weggeworfen, was den Tieren noch als Nahrung dienen kann. Andererseits weiten sich durch Abriss die unbewohnten Flächen aus. Und die beiden Jäger sagen, manche Tiere wären in der Stadt auch geschützter vor den neuerdings wieder in der Region lebenden Wölfen.

Dazu kommt wohl so etwas wie Gewöhnung. „Sehen Sie“, sagt Joachim Wesolek, „Füchse gehören nicht in die Stadt, sondern in den Wald. Aber dort haben die Tiere ja keine Ruhe mehr.“ Radfahrer, Pilzsucher oder Spaziergänger sind im Tann eben mittlerweile fast genauso zahlreich wie Passanten an der Einsteinstraße. Das sieht nach viel Arbeit für Bernd Wilke und Joachim Wesolek aus. Sie sind beide knapp über 70. Solange sie können, wollen sie weitermachen.



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