Raus in den Garten!


von Tageblatt-Redaktion

Das Insektenhotel ist Marke Eigenbau. Reinhard Drzisga bewirtschaftet seinen jetzigen Garten seit 1975. Doch so lange wie in diesem Jahr musste er noch nie auf das Frühjahr warten. Dafür häuft sich jetzt die Arbeit. Foto: Silke Richter
Das Insektenhotel ist Marke Eigenbau. Reinhard Drzisga bewirtschaftet seinen jetzigen Garten seit 1975. Doch so lange wie in diesem Jahr musste er noch nie auf das Frühjahr warten. Dafür häuft sich jetzt die Arbeit. Foto: Silke Richter

Der Frühling ist bunt. Eigentlich. Aber Farbe ist derzeit in der Natur eher Mangelware. Nach dem langen Winter beherrschen noch immer triste Grau-Töne den Alltag.

Die meisten Rasenflächen sind eher bräunlich-gelb als saftig grün. Schön, wenn man in den Kleingärten bunte Farbtupfer sieht, die gleich mehr Lust auf die wärmere Jahreszeit machen.

Über dreißig Stiefmütterchen hat Reinhard Drzisga vor ein paar Tagen in den Boden eingepflanzt. Der Regen am Wochenende tut den Blumen gut. Es ist ein Anfang. Die Abstände der einzelnen Pflanzlöcher sind perfekt und fast schon millimetergenau. Der Senior setzt auf Einfarbigkeit. Aber warum nicht kunterbunt? „Ich mag Gelb. Die Farbe passt wunderbar zum Frühling und es macht noch mehr Lust auf Gartenarbeit. Wird ja auch höchste Zeit.“

Jetzt wird sogar die Gartennachbarin von Reinhard Drzisga etwas neidisch. Man kennt sich. „Wo hast du denn die schönen Stiefmütterchen her? Ich hätte sie fast ausgebuddelt für meinen Garten“, scherzt sie froh gelaunt und gräbt weiter ihre Beete um. Auch sie will direkt in eine Gärtnerei in Hoyerswerda gehen und Frühjahrsblüher zum Einpflanzen kaufen.

Schon seit 1964 betreibt Reinhard Drzisga einen Kleingarten. Anfangs dort, wo heute Einfamilienhäuser in der Fritz-Heckert-Siedlung stehen. Im Zuge der damaligen Bebauung im Mai 1975 zog Reinhard Drzisga deshalb ein paar Meter weiter und übernahm gezwungenermaßen eine Parzelle in der Sparte „An der Thrune“. Und wieder fängt der Hoyerswerdaer ganz von vorne an. Ist doch sein zukünftiger Garten zum damaligen Zeitpunkt nur eine grüne Wiese, die erst einmal von Unkraut und Wildwuchs befreit werden muss.

Seit fast fünfzig Jahren kennt der Kleingärtner die Herausforderungen der Natur. Aber an solch einen langen Winter, wie er in den letzten Monaten herrschte, kann sich der Senior nicht zurück erinnern. Eigentlich sollte schon seit ein paar Wochen ein Großteil der Beete bestellt sein. An den beiden Apfelbäumen waren im vergangenen Jahr schon zur Osterzeit erste, zarte, saftige, grüne Triebe zu sehen.

„Aber hier guckt noch gar nichts richtig raus“, meint Reinhard Drzisga und schaut dabei ganz genau auf die winzig-kleinen Knospen und Blütenansätze. Und auch seine Erdbeerpflanzen hätte der 74-Jährige jetzt schon längst gesäubert und aufgelockert. „Aber nix da. Natürlich juckt es schon lange in den Fingern und der Frust über den Schnee ist groß. Das wird wohl jedem so gehen. Aber bei Wetter muss man Geduld üben, auch als Kleingärtner. Denn ändern kann man es sowieso nicht.“

Reinhard Drzisga hat sich auch längst damit abgefunden, dass seine mehrjährigen Narzissen etwas blühfaul geworden sind. Demnächst will er neue Blumenzwiebeln dieser Art nachpflanzen. Natürlich wieder in der Farbe Gelb. Spätestens Anfang Mai sollen dann auch Sonnenblumenkerne in die Erde. Zum einen als Sichtschutz und zum anderen weil der Senior diese groß wachsenden Blumen mag, an denen viele Vögel zum Fressen gern Halt in seinem Garten machen. Natürlich ist auch das Tomatenhaus Marke Eigenbau noch leer.

Jetzt will Reinhard Drzisga erst mal alles gründlich aufräumen, Rasen abharken und Beete für die Bepflanzung vorbereiten. „Bloß nicht gleich übermütig werden beim Thema Bepflanzung und Aussäen. Es gibt da das sächsische Sprichwort: Steckst du mich im April, komm ich, wann ich will, steckst du mich im Mai komm ich glei.“ Für Grillabende hat der 74-Jährige noch keine Zeit. Die Sitzecke ist deshalb auch noch mit einer Plane abgedeckt.
„Erst die Arbeit und dann das Vergnügen. Ich freu mich schon drauf“, sagt er, reibt sich vergnügt die Hände und greift beherzt zum Spaten.



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