Rathäuser in Hoyerswerda und Bernsdorf erstürmt


von Tageblatt-Redaktion

Wenn in Bernsdorf das Rathaus von den Karnevalisten gestürmt wird, dann geht es dort wie fast überall im Lande am elften Elften, elf Uhr elf zu. Zuerst kassieren die Narren die Stadtkasse und den Rathausschlüssel und dann wird gefeiert.
Wenn in Bernsdorf das Rathaus von den Karnevalisten gestürmt wird, dann geht es dort wie fast überall im Lande am elften Elften, elf Uhr elf zu. Zuerst kassieren die Narren die Stadtkasse und den Rathausschlüssel und dann wird gefeiert.

Eventuelle Montagsmuffel in der Bernsdorfer Stadtverwaltung hatten gestern keine Chance, sich schlechter Laune hinzugeben. Denn die wurde ihnen von den Karnevalisten des Bernsdorfer Karnevals Clubs (BKC) ausgetrieben, die pünktlich um 11.11 Uhr das frisch sanierte Rathaus stürmten.
Ruhe und Gelassenheit herrschte eine knappe Stunde vor dem Auftakt der närrischen Zeit. Nur im Vorzimmer des Bürgermeisters Harry Habel deutete etwas auf das bevorstehende Ereignis hin. Denn Habels Sekretärin Sandra Schneider hatte, sozusagen auf den letzten Drücker, eine kreative Idee noch flott umgesetzt. Sie hatte eine Landkarte gekonnt auf einen Deckel geklebt, mit Sonnenschirmchen verziert und dazu 61 Euro aufgeklebt. Zur 61. Session der örtlichen Narrenvereinigung ließ sich die Stadtverwaltung wieder mal was Besonderes einfallen. „Eine Stadtkasse mit Schokotalern auszuhändigen, das ist doch irgendwie langweilig“, meinte Harry Habel, der seine Narrenkappe mitgebracht hatte.
Rund 20 Karnevalisten seien angekündigt, erzählte der Bürgermeister, der seit 2003 Ehrenmitglied beim BKC ist. Wer die Karnevalisten anführen wird, wusste der Bürgermeister nicht. Die Präsidentin des Vereins werde es jedenfalls nicht sein, meinte er schmunzelnd. Denn für Peggy Grimmert war der 11.11. ein normaler Arbeitstag im Standesamt. So half sie Sandra Schneider bei den Vorbereitungen und vertraute darauf, dass ihre Karnevalisten „nicht so viel Konfetti verstreuen werden“. Die beiden öffneten die Sektflaschen, stellten Pappbecher auf einen Tisch. Und dann wurde gerechnet. Mit einer Flasche Sekt könne man sechs Becher füllen. Acht Flaschen habe man gekauft. Sandra Schneider: „Das muss reichen.“ Schließlich kenne man ja die hiesigen Karnevalisten und ihren Durst nach der Erstürmung. Kurz vor elf bat sie eine Mitarbeiterin, die übrigen Angestellten zu informieren, dass es gleich losgehe. Auf die Frage, ob denn auch alle dabei sein sollen, nickte sie. Sei Pflicht. Aber wer feiert nicht schon mal gerne, erst recht an einem Montag, für den sich einige der Karnevalisten sogar Urlaub genommen hatten? Was Bürgermeister Habel bemerkenswert fand. „So was nenne ich Idealismus“, lobt er dieses Engagement. Um kurz nach elf Uhr trat er auf den Balkon, schaute sich die Gruppe der Karnevalisten an, die sich dem Rathaus näherte. „Es geht los“, meinte er, setzte sich die grün-weiße Narrenkappe auf, griff zum überdimensionierten Rathausschlüssel und wurde um 11.11 Uhr, als die närrische Delegation das Rathaus gemächlich betrat, mit seinen Mitarbeitern mit einem Konfettiregen überschüttet. Dann gab es Sekt und Pfannkuchen, und nach einer halben Stunde zogen die Karnevalisten wieder ab. Wenn die Woche so anfange, meinte Bürgermeister Habel, werde sie richtig prima.

Uwe Blazejczyk übernimmt das Hoyerswerdaer Rathaus

Altstadt-Marktplatz, gestern 11 Uhr: Die Konfetti-Kanone ist auf das Rathaus-Portal ausgerichtet, der Glühwein-Kessel dampft, die Funken des Hoyerswerdaer Karneval Clubs (HKC) haben Aufstellung genommen. Pünktlich um 11.11 Uhr geht ein glitzernder Konfetti-Regen vor der Rathaus-Treppe nieder, sehen zahlreiche Schaulustige, wie die Verwaltungsspitze – eine weiße Fahne schwenkend – ohne Gegenwehr kapituliert. Es ist der 11.11., das heißt: In den kommenden Monaten hat der HKC im Rathaus das Sagen. Oberbürgermeister Stefan Skora und Bürgermeister Thomas Delling übergeben Stadtschlüssel und -kasse an das Prinzenpaar der Session 2013/14. Die Überraschung ist gelungen. Wie man gestern am Rande verrät, wussten nicht einmal hohe HKC-Kreise, wer genau demnächst die Geschicke Hoyerswerdas leiten würde: Hinter „Seiner Tollität Prinz Uwe III. und Ihrer Lieblichkeit Prinzessin Karina I.“ verbergen sich der Leiter des Foucault-Gymnasiums und SPD-Stadtratsfraktionschef Uwe Blazejczyk und seine Lebenspartnerin.
Bevor sich die bis dato amtierende Stadtspitze bis zum Aschermittwoch in den „Urlaub“ verabschiedet, stellt sie traditionell der neuen Regierung eine Aufgabe, die dem HKC bekannt vorkommen dürfte: Der Oberbürgermeister weist die Karnevalisten wie schon im letzten Jahr an, eine Sparmaßnahme zu formulieren, die der Stadtrat einstimmig durchwinkt. Aber auch für die Stadtverwaltung gibt es seitens des HKC einen Auftrag, der da lautet: „Bereichern Sie unsere karnevalistische Hauptveranstaltung zum 1. März in der Lausitzhalle mit der Darbietung eines selbst erarbeiteten Männertanzes…“ – alles brüllt vor Lachen – „hierfür sollen mindestens fünf männliche Personen aus der Stadtverwaltung die tänzerische Darstellung übernehmen.“ Bevor die Funken die Beine schwingen, kündigt der HKC gleich noch ein paar Änderungen für das Stadtleben an. So soll beispielsweise die Bautzener Allee zwischen Kreisverkehr WK I/II und Kreuzung Niederkirchner- bzw. Einstein-Straße zurückgebaut werden. Grund: die unverständliche Ampelregelung und der damit verbundene Stau. Das umstrittene Krokodil „Fidel Castro“ im Zoo bekommt eine Geschlechtsumwandlung („schnipp, schnapp“) verpasst und soll fortan vielleicht auf den Namen „Margot“ hören… Das Seenland-Festival wird eine Nummer kleiner und zieht an den Gondelteich, um dem Seenland-Charakter Rechnung zu tragen, klar. Ach ja, und die aus Versehen teilabgerissene „Stadtmauer“ wird wieder aufgebaut und gleich um die Stadt herum gezogen. Na dann, frohes Schaffen…



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Kommentare zum Artikel:

Internetauskunft schrieb am

Ich wusste gar nicht, dass der Karneval auch in Hoyerswerda auch so populär geworden ist! Klasse!

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