Potenzial für die Zeit nach der Sanierung


von Tageblatt-Redaktion

Der Knappensee wird während der Sanierung das Leben in Groß Särchen und Koblenz beeinträchtigen. Doch hier wird auch kräftig investiert.
Der Knappensee wird während der Sanierung das Leben in Groß Särchen und Koblenz beeinträchtigen. Doch hier wird auch kräftig investiert.

Die Gemeinde Lohsa hat in den vergangenen Jahren die Pro-Kopf-Verschuldung auf unter 400 Euro je Einwohner drücken und damit praktisch halbieren können. Andererseits ist das Aufkommen der Gewerbesteuer in den vergangenen beiden Jahren von rund 400 000 Euro auf derzeit etwa 800 000 bis 900 000 Euro gestiegen. In der Verwaltung muss man mit drei Personalstellen weniger auskommen. In den kommenden Monaten kann viel Geld in Bauprojekte gesteckt werden – Tageblatt sprach dazu mit Bürgermeister Udo Witschas (CDU).

Herr Witschas, 2014, wird das eher ein fettes oder ein mageres Jahr für Lohsa?
So bezeichnet wird das wohl ein fettes Jahr. Unsere Haushalts- und Wirtschaftszahlen sind so positiv, dass wir nach jetzigem Erkenntnisstand 2014 in verschiedenen Bereichen kräftig investieren können.

Wo wird am meisten investiert?
Wir werden umfangreich investieren in unsere Grundschule in Groß Särchen, haben dort vor, die Heizungsanlage in Gänze zu erneuern für die Objekte Schule, Turnhalle und Kindergarten. Die Planungen laufen aber noch. Wir werden in den Bereich Straßenbau sehr stark investieren, im Bereich Groß Särchen die Brücke Am Flusswinkel mit einem Volumen von rund 300 000 Euro erneuern. Wir haben vor, im Ortsteil Weißkollm in den Bereich Abwasserentsorgung umfangreich zu investieren und wir werden auch in Koblenz in den ersten Bereichen beginnen, das Abwasserkonzept umzusetzen. Und wir wollen auch im Feuerwehrwesen weiter tätig werden.

Wann, denken Sie, werden Koblenz und Groß Särchen an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen sein?
Es wird ein straffer Zeitplan. Laut Gesetz müsste es ja zum 1. Januar 2016 passieren. Wir wollen zumindest versuchen, die Entsorgung zum 1. Januar 2015 an einen neuen Entsorger zu realisieren. Das heißt die bis dahin angeschlossenen Grundstücke in Groß Särchen und Koblenz. Alles 2014 und 2015 zu schaffen, das bezweifle ich. Aber selbst in den drei Jahren 2014, 15 und 16 die komplette Abwassererschließung vorzunehmen, wird ein großes Vorhaben.

Sie sind gerade in Sachen Leitbild unterwegs in den Ortsteilen. Wann ist mit dem Leitbild für die Gemeinde Lohsa zu rechnen?
Die Bevölkerungsbefragung wird voraussichtlich im April abgeschlossen. Dann werden wir alle Daten komprimieren und auswerten, die Redaktionsgruppe wird arbeiten und spätestens im vierten Quartal 2014 dürfte das Leitbild dem Gemeinderat zum Beschließen vorliegen, um es auch für die Haushaltsplanung 2015 nutzen zu können. Unabhängig davon will ich die Bürgermeisterstammtische monatlich jeweils in einem anderen Ortsteil weiterführen.

Kristallisiert sich schon etwas heraus, was vielen Einwohnern wichtig ist?
Es war eindeutig in den Ortsteilen Groß Särchen und Koblenz zu verspüren, dass die Frage der Abwasserentsorgung oberste Priorität hat. Auch die touristische Entwicklung nach der Bergbausanierung spielt eine Rolle. In Weißkollm gibt es ein großes Interesse daran, was aus dem ehemaligen Grundschulstandort wird. Hier stecken wir jetzt auch noch einmal Kraft in die Vermarktung. Ein Gesamttenor ist, dass sich die Gemeinde künftig senioren- und familienfreundlich ausrichten möge. Auf die Tourismusentwicklung wird sehr viel Wert gelegt und auch auf Infrastruktur wie straßenbegleitende Radwege zwischen den Ortsteilen. Man legt viel Wert auf die Dorfgemeinschaftshäuser, die das gesellschaftliche Leben prägen.

Macht das den Orten Hoffnung, die bislang bei den Dorfgemeinschaftshäusern leer ausgegangen sind?
Da will ich realistisch bleiben. Man muss alles nachhaltig tragen können. Es hilft niemandem, zu sagen: Wir schaffen zu den jetzigen Häusern neue, weil es schon eine gewisse Kraft braucht, die jetzige Infrastruktur zu halten. Ich will aber als Grundsatz nehmen: Was ist den Leuten wirklich wichtig? Denn es geht letztlich darum, den mehrheitlichen Bürgerwillen umzusetzen.

Ab 1. Mai 2014 wird der Knappensee komplett gesperrt sein. Was geben Sie den Groß Särchenern und Koblenzern mit auf den Weg, die jetzt für acht Jahre ihre Tourismusgrundlage verlieren?
Ein äußerst schwieriges Thema. Wir wollen als Kommune zumindest versuchen, die Zeit nach der Bergbausanierung so zu gestalten, dass wir ein Potenzial haben, um eine ordentliche touristische Entwicklung am Knappensee wieder vonstattengehen zu lassen. Ich bin sehr froh, dass die touristischen Partner am See mit uns eine gemeinsame Sprache sprechen. Ich hoffe da auch weiterhin auf die Unterstützung der Bevölkerung im Sinne des Rückenhaltes bei den Forderungen nach den Wasserverbindungen. Wenn wir nach der Sanierung ein höheres Anziehungspotenzial haben als bisher, nur dann können wir auch nachhaltigen Tourismus wieder aufbauen. Wir wollen die Betroffenen insbesondere am Knappensee in die Bauleitplanung, die wir in den nächsten Monaten angehen wollen, integrieren. Letztendlich soll nicht der Wille der Verwaltung umgesetzt werden, sondern der derer, die vor Ort sind, damit leben müssen und auch wirtschaften wollen.

Fragen: Uwe Schulz



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