Ponys haben festen Boden unter den Hufen

Bei der Einweihung neuer Straßen, Brücken oder Gebäude werden üblicherweise Bänder durchgeschnitten und Sekt herumgereicht. Die Einweihung der neuen Rundbogenhalle, sozusagen des Grundstocks für die umgesiedelte Erlebniswelt Elsterheide „Terra Nova“, fiel gestern ein wenig aus dem Rahmen und sorgte für Vergnügen bei den Anwesenden. Anstatt ein Band zu kappen, führten Herbert Wolff, Staatssekretär im sächsischen Umweltministerium, und Manfred Kolba, Sanierungsbereichsleiter Lausitz bei der LMBV, die beiden Shetland-Ponys „Bacchus“ und „Wim“ symbolisch zu ihren Boxen in der Halle. Und statt Sekt wurden Glühwein und heiße Suppe ausgeschenkt – bei erfrischenden fünf Grad unter null griffen die Anwesenden da gern zu.
„Terra Nova“, der Ponyhof der Bergener Landschafts-, Nutz- und Wildtierpflege GmbH (LNW), ist eines der Unternehmen, die von der Rutschung im Spreetaler Kippengebiet vor knapp eineinhalb Jahren betroffen sind. Mitten im Sperrgebiet liegt der ursprüngliche Standort des Ponyhofes, der monatelang nur im Notbetrieb arbeiten konnte. Für das wirtschaftliche Überleben von „Terra Nova“ sei der Umzug unvermeidlich gewesen, sagte Manfred Kolba gestern zu LNW-Mitarbeitern, Kollegen, Kommunalpolitikern und Touristikern. Der Bergbausanierer LMBV hatte dem Landwirtschaftsbetrieb ein Ersatzgrundstück angeboten, zehn Hektar groß, etwa einen Kilometer nördlich vom alten Standort, Gemarkung Seidewinkel, auf gewachsenem Boden (TAGEBLATT berichtete). Ein kleiner Folienstall war im vergangenen Sommer der Beginn des Neubeginns. Seit Ende Dezember steht daneben nun die imposante Folienhalle, 16 Meter breit, 40 Meter lang, bis zu acht Meter hoch. Zäune und Koppeln daneben. 14 Pferdeboxen sind eingebaut, dazu Hütten aus hellem Holz. Sie dienen als Sattelkammer, Büro und Aufenthaltsraum. So hat die Erlebniswelt ein Provisorium verlassen, um mit einem weiteren Provisorium neu zu starten.
„Terra Nova bedeutet nicht aufgeben in einer schwierigen Situation“, sagte Herbert Wolff treffend. Er bedankte sich für die unkomplizierte Zusammenarbeit zwischen Behörden, Unternehmen und Kommune, so dass der Umzug zügig in die Wege geleitet werden konnte. Mit einem sechsstelligen Betrag beteiligte sich die LMBV an den Umzugskosten. Auch einen großen Teil ihrer gesperrten Flächen kann die LNW wieder landwirtschaftlich nutzen. Geschäftsführer Mario Stenske bekräftigte ebenfalls, dass Finanzierung und Baugenehmigung schnell über die Bühne gegangen sind. „Das macht Hoffnung für weitere Projekte im Seenland.“
Pferdewirtin und Reitlehrerin Katrin Eichhorst arbeitet schon seit dem Jahr 2000 auf „Terra Nova“. „Dass es jetzt wieder von vorn losgeht, das stemme ich nochmal“, sagte sie zum Ponyhof-Umzug. Sie fühle sich hier, auf gewachsenem Boden, einfach sicherer. Den Pferden allerdings habe die erste Nacht im neuen Stall nicht so gefallen. „Die sind sonst nur draußen.“ Ein Großteil der Pferde befindet sich nach wie vor am alten Standort, ebenso die Schafe. „Erstmal klein anfangen und schauen, wie sich alles einschleift“, sagt Katrin Eichhorst über die weitere Arbeit auf dem Ponyhof im Aufbau. Ein Reitplatz und ein Spielplatz fehlen beispielsweise noch. Ab Ostern, so Mario Stenske, soll es aber wieder mit Veranstaltungen losgehen. Besucher aus Richtung Hoyerswerda haben zwar eine etwas weitere Anreise, jedoch ist der Ponyhof über die B 97n gut erreichbar. Mario Stenske geht davon aus, dass nach Ende der Bauarbeiten in unmittelbarer Nähe am Überleiter 1, dem Kanal zwischen Spreetaler und Sabrodter See, die Trasse der alten Fernverkehrsstraße 97 als alternative Zufahrt hergestellt wird. Das wird jedoch nicht vor 2014 passieren. „Bis dahin müssen wir hier mit dem Lkw-Verkehr leben.“
Zur Stromversorgung rattert an der Halle ein Dieselaggregat. Mario Stenske ist aber mit der LMBV in Verhandlungen, „Terra Nova“ mit ans Stromnetz anzuschließen. Strom wird ohnehin für die Schleuse im Überleiter 1 benötigt. Und auch ein Wasseranschluss ist im Gespräch. Den gab es am alten Standort nicht.
Wann auf „Terra Nova“ jedoch feste Bauten entstehen können, ist noch unklar und auch eine Frage des Geldes. Perspektivisch sollen hier unter anderem ein Pferdestall, Reithalle und Reitplatz und ein Sozialtrakt entstehen. Der Elsterheider Gemeinderat hatte im Juli beschlossen, dass ein Bebauungsplan aufgestellt wird. Weiter ist zunächst nichts passiert. Mario Stenske befindet sich nach eigener Aussage auch hierzu in Gesprächen.
Anfahrt aus Richtung Hoyerswerda: B 97n Richtung Schwarze Pumpe–an der Ampelkreuzung links Richtung Sabrodt abbiegen–geradeaus vorbei am Wohngebiet Schwarzlugk–nach rund 500 Metern befindet sich Terra Nova links.
Kommentare zum Artikel:
Peter Schubert schrieb am
Hallo,
ist denn nun endlich wieder möglich, die Weiden mit den Schafen, den Heckrindern und den Przewalski's aufzusuchen und zu fotografieren. Ich bin mittlerweile über 60 und habe begeistert fotografiert - mir läuft die Zeit weg.
mfg
PSchubert
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