Kühnichter Pilzzucht will aus der Verlustzone


von Tageblatt-Redaktion

Aus solchen Substratblöcken wachsen bei der Integra Hoyerswerda GmbH die Pilze, die abgeerntet, weiterverarbeitet und verkauft werden. Das Unternehmen sieht sich langsam auf dem Weg zur schwarzen Null bei den Firmen-Finanzen.
Aus solchen Substratblöcken wachsen bei der Integra Hoyerswerda GmbH die Pilze, die abgeerntet, weiterverarbeitet und verkauft werden. Das Unternehmen sieht sich langsam auf dem Weg zur schwarzen Null bei den Firmen-Finanzen.

Von Uwe Schulz

Die Rechnungsprüfer sorgen derzeit für reichlich Unruhe in den Hoyerswerdaer Wirtschaftsbetrieben. Nun gut – die Pilze in den Regalen der Integra Hoyerswerda GmbH wachsen davon völlig unberührt weiter. Der Verkauf dieser Pilze sichert elf Mitarbeitern und ihrem Geschäftsführer Arbeit und Einkommen. Sechs der Mitarbeiter sind behindert, vier davon sind Taubstumme. Robert Rys, der das Unternehmen leitet, ist zufrieden mit der Entwicklung, die die Pilzzucht in den Jahren ab 2013 genommen hat, seit also die Energieerzeugungsgesellschaft Hoyerswerda (EEH) sie zu ihrer Tochterfirma machte und so aus der Insolvenz holte.

Abläufe wurden optimiert. Laut Robert Rys produzierte die Pilzzucht 2013 genau 28,3 Tonnen, in diesem Jahr sind 44,6 Tonnen als realistisches Ziel angepeilt. Von der schwarzen Null ist das Unternehmen aber nach Schätzungen seines Geschäftsführers noch gut zwei Jahre entfernt. Ohne die Einführung des Mindestlohns allerdings wäre es wohl schon in diesem Jahr so weit gewesen.

„Wir produzieren längst nicht nur Shii-take-Pilze“, sagt Rys, und führt im Gewerbegebiet Kühnicht durch die einzelnen Räume, in denen für die verschiedenen Pilze die jeweils optimalen Bedingungen erzeugt werden. Zum Shii-Take sind längst der Kräutersaitling und der weiße Buchenpilz hinzugekommen. Der Kräutersaitling wird in etlichen Gaststätten der Gegend verwendet. Robert Rys nennt beispielsweise „Grafschaft“, „Anker“, „Leuchtturm“, „Kobermühle“ und den „Westphalenhof“ als Kunden. Derzeit testet man auch die Produktion des Gelben Limonensaitlings. Mit einer Woche Vorlauf kann Integra auf Bestellung produzieren.

Eine Sonderrolle nimmt der Grünspanbecherling ein. Der soll nicht gegessen werden, sondern im Substratblock, auf dem er wächst, Sporen hinterlassen, aus denen man wiederum eine grüne Naturfarbe gewinnen kann. Hier arbeitet Integra mit Kremer-Pigmente aus dem Allgäu zusammen. Geforscht wird auch. Die BTU Cottbus-Senftenberg widmet sich der gesundheitlichen Wirkung der Pilze, derweil die TU Dresden an der Bioverfahrenstechnik interessiert ist. Die Pilze „made in Hoyerswerda“ scheinen also ganz schön gefragt zu sein.

Ein öffentlicher Auftrag, wie es ein kommunales Unternehmen haben müsste, lässt sich daraus nicht wirklich ableiten. Auch die Beschäftigung behinderter Mitarbeiter hilft da nicht wirklich. Zumindest hatte die Rechtsaufsicht in Bautzen aber ursprünglich gegen diese Firmengründung nichts einzuwenden. Eine Schließung kann nicht gefordert werden, ein Verkauf gehört hingegen zu den Optionen. Aber das steht noch in den Sternen und die Hoyerswerdaer Pilze wachsen ungestört weiter.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte rechnen Sie 3 plus 6.