Phenol-Gestank am Schleichgraben in Lauta


von Tageblatt-Redaktion

An dieser Stelle am Rande des Lautaer Stadtparks mündet ein Rohr aus der phenolverseuchten „Blauen Donau“ unter Wasser im Schleichgraben. Das ist nicht nur an einer dunklen Wasserfärbung erkennbar, sondern auch am Geruch.
An dieser Stelle am Rande des Lautaer Stadtparks mündet ein Rohr aus der phenolverseuchten „Blauen Donau“ unter Wasser im Schleichgraben. Das ist nicht nur an einer dunklen Wasserfärbung erkennbar, sondern auch am Geruch.

Mit der Wasserqualität im Schleichgraben beschäftigte sich eine Anfrage von Antje Hermenau (Bündnisgrüne) im Sächsischen Landtag. Die Abgeordnete unterstellt, dass der Schleichgraben in seinem Verlauf durch Altlasten der Rotschlammhalden bei Torno und der ehemaligen Teerteiche auf dem Lautawerks-Areal belastet wird. Daher wollte sie unter anderem wissen: „Welche Schadstoffe führt das Wasser des Schleichgrabens in Torno (vor der Rotschlamm-Aschehalde), in Laubusch und in Lauta vor der Entwässerung in den Erikasee?“ Auch hinterfragte Antje Hermenau bei der Gelegenheit, ob Sanierungsarbeiten am Schleichgraben geplant sind, um die Wassergüte zu verbessern. Konkret sprach sie von Schlammentfernung.

Gerade letzteres ist ja auch etwas, was die Bewohner der Laubuscher Siedlung gern sehen würden, die ihre Keller mit Drainage-Anlagen vor Wasser schützen müssen und als Ursache dafür den hohen Wasserstand im Schleichgraben benennen (TAGEBLATT berichtete).

Inzwischen liegen Antworten auf die Hermenau-Fragen von Umweltminister Frank Kupfer vor. Danach gebe es zwei repräsentative Messstellen. Eine befindet sich oberhalb des Sanierungsgebietes unmittelbar nach dem Landschaftsschutzgebiet, die zweite an der Mündung des Schleichgrabens in die Schwarze Elster. An diesen Messstellen „wiesen die letzten vorliegenden Untersuchungsergebnisse keine erhöhten Schadstoffgehalte auf“. Auffällig seien lediglich „hohe Eisengehalte im schwebstoffbürtigen Sediment“, so die Formulierung.

Allerdings ist in der Minister-Antwort auch die Rede davon, dass sich „der Schleichgraben in einem schlechten ökologischen Zustand befindet“. Die Vorgaben für den chemischen Zustand würden allerdings eingehalten. Hinsichtlich geplanter Sanierungsarbeiten ergeht der Hinweis, dass die Städte Lauta und Hoyerswerda beim Schleichgraben für die Gewässerunterhaltung zuständig seien. Unter anderem würden diese Grundberäumungen durchführen. „Darüber hinausgehende Sanierungsarbeiten am Schleichgraben zur Verbesserung der Gewässergüte bzw. Gewässerstruktur sind der Staatsregierung derzeit nicht bekannt“, heißt es abschließend.

Für Jens Bitzka sind die Antworten des Ministers unbefriedigend. Der Bautzener Kreisvorsitzende der Bündnisgrünen wohnt pikanterweise in Lauta direkt am Schleichgraben. „Ich finde es sehr schade, dass es von Seiten des Umweltministeriums beziehungsweise der Wasserbehörde nicht möglich war, das Wasser des Schleichgrabens in Höhe des Stadtparks Lauta und in Laubusch zu überprüfen.“ Da wären aus seiner Sicht definitiv Schadstoffe feststellbar. Der Phenolgeruch, den er und auch die Anwohner der Parkstraße fast permanent wahrnehmen, kommt nicht von ungefähr.

Dafür, dass am Einlauf des Schleichgrabens in die Schwarze Elster keine erhöhten Schadstoffgehalte festgestellt werden, hat Jens Bitzka eine einfache Erklärung. „Mögliche Schadstoffe werden durch das Wasser des Erikasees, durch den der Schleichgraben fließt, sehr, sehr stark verdünnt.“ Nicht umsonst, so sein Verweis auf die Hermenau-Anfrage, wurde nach „Schadstoffen vor der Entwässerung in den Erikasee“ gefragt.

Dem Bündnisgrünen kommt es so vor, als wären die Messstellen absichtlich so eingerichtet, wie es der Fall ist. „Aus meiner Sicht ist das etwa so, als wird am Wasserhahn eine Probe genommen und dann erst wieder am Auslauf einer Kläranlage. Das bedeutet aber nicht, dass das Wasser dazwischen sauber ist.“

Die Landesbehörden, so findet Jens Bitzka, sollen „mit offenen Karten spielen“. Die Stadt Lauta ermuntert er dazu, sich dafür einzusetzen, dass Wasserproben im Schleichgraben im Bereich des Stadtparks genommen werden.



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Kommentare zum Artikel:

Albert Liesk schrieb am

Während einer Parkbesichtigung in Lauta entdeckten wir im Bereich der Brücke (Nähe Parkstraße) ein Rohr, welches in den Schleichgraben mündet. Durch dieses Rohr gelangt eine fast schwarze, übel riechende Flüssigkeit in den Schleichgraben. Der faulige Geruch zieht bis ins anliegende Wohngebiet. Ich habe mich im Internet belesen, musste jedoch mit großem Entsetzen feststellen, das dieses Problem nicht ernst genug genommen wird. Erstaunlich ist auch, dass sich die betroffenen Bürger diese Belastung bieten lassen. Hier fehlt mal richtiger Druck. Was sagt denn die Stadtverwaltung zu so einem Skandal? A.Liesk

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