Nur die Stadtzentren bleiben trocken


von Tageblatt-Redaktion

2010 stand das Wasser in der Schwarzen Elster an der Görlitzer Brücke sehr hoch.
2010 stand das Wasser in der Schwarzen Elster an der Görlitzer Brücke sehr hoch.

An einem Fluss zu wohnen, hat viele angenehme Seiten. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem er wegen Hochwassers über die Ufer tritt. Im September 2010 bekam Hoyerswerda einen Eindruck, wie stark die Schwarze Elster anschwellen kann. Die Kernstadt blieb verschont. Doch in Groß Neida meldete man Land unter. Südlich vom Globusmarkt floss das Elsterwasser schon über die Bundesstraße Richtung Wittichenauer Straße. Wenn es hart auf hart kommt, könnten allerdings weite Teile Hoyerswerdas sowohl in der Neu- als auch der Altstadt geflutet werden.
Was man bei den Behörden seit vielen Jahren weiß, sollte jetzt auch im Internet für jeden mit wenigen Mausklicks nachvollziehbar werden. Sachsens Umweltminister Frank Kupfer und Bernhard Gause vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) haben dazu die Internetseite www.zuers-public.de freigeschaltet. Wenn man eine beliebige Adresse in Sachsen eingibt, soll das Programm zeigen, wie stark die Gefahren von Unwetterschäden, verursacht durch Hagel/Sturm, Starkregen und Blitzschlag/Überspannung oder eben Hochwasser, sind. Für die ersten drei Kategorien bekommt man nur grobe Einschätzungen auf der Deutschlandkarte präsentiert. Vor Starkregen ist man in Deutschland nirgends sicher, was Hagel und Sturm anbelangt, sieht es bei uns erwartungsgemäß besser aus als im äußersten Westen der Republik, Blitzschlag gibt es hier dafür etwas mehr. Detaillierter ist da schon das Kartenmaterial für Hochwasser. Hoyerswerda ist sicher, könnte man meinen. Wenn eine Überschwemmung droht, dann Groß Neida und Teilen Dörgenhausens – und das schon bei relativ kleinen Hochwassern. Doch diese Darstellung ist eher eine nette Spielerei als eine Information über die tatsächlichen Gefahren. Mal abgesehen davon, dass für andere Gebiete wie Groß Särchen derzeit keine farbliche Unterlegung angezeigt wird und man nur erahnen kann, was da alles unter Wasser stehen könnte.

Wer wissen will, wie es wirklich kommen kann, der sollte sich lieber gleich beim Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfUG) informieren. Hier muss man sich zwar erst ein bisschen in das Kartenmaterial hineindenken und kann auch keine exakte Adresse zur Suche eingeben. Aber dafür sind die Karten ziemlich gut zu lesen, auch wenn sich der Nutzer wünscht, er könne die Karte auf dem Monitor selbst vergrößern.
Auf der Intensitätskarte ist gut sichtbar, wie weit sich das Wasser ausdehnt, wenn es ungefähr so hoch steigt, wie es im Durchschnitt nur alle hundert Jahre vorkommen soll. Man spricht dann von einem Bemessungswert HQ 100. Dann stehen nicht nur Groß Neida, Teile Dörgenhausens und die Felder westlich von Zeißig unter Wasser, sondern auch der Gondelteich läuft über. Die Wassermassen stoppen an der Südstraße. Vom Festplatz am Gondelteich schaut wohl nur noch die Mitte heraus. Das Familienbad scheint hoch genug zu stehen. Aber nicht bei einem HQ-Extrem. Vorausgesetzt, die Elsterdeiche halten, dehnt sich das Wasser bis ins Stadtzentrum aus, und das Foucault-Gymnasium bekommt ebenso nasse Füße wie das Lausitzbad oder der Globus-Markt. Aber selbst dann ist in der Altstadt noch alles ruhig, von dem viel zu tief gebauten Schulhof des Gymnasiums Johanneum mal abgesehen.
Doch was passiert, wenn die Deiche nicht standhalten? Wer das wissen will, der muss sich auf der LfUG-Seite die Gefahrenhinweiskarte für die Raumplanung anschauen. Denn die zeigt, wie sich das Wasser bei Extrem-Hochwasser ausbreiten würde, wenn es denn den vorgegebenen Elsterkanal irgendwo seitlich verlassen kann. In der Neustadt steht fast alles unter Wasser, was sich südlich vom Klinikum und westlich der Stauffenberg-Straße befindet. Je nach tatsächlichem Wasserstand wird aber auch Wasser in Teile des WK VIII und in den Keller des Klinikums eindringen. Lediglich das Stadtzentrum mit Kaufhaus, Lausitzhalle und Lausitz-Center bleibt trocken. Bricht der Deich auf der Altstadtseite, wird die östliche Altstadt samt Zoo und Elsterbogen geflutet. Der alte Stadtkern mit Markt und Johanneskirche bleibt zum großen Teil über dem Wasser. Je nach Wasserstand können aber auch Grundstücke bis zur Schulstraße und Luxemburgstraße betroffen sein. Ganz so grundstücksgenau ist die Karte dann doch nicht.

Immerhin ist es ein Anhaltspunkt für Grundstücksbesitzer und solche, die es werden wollen. Denn die Prognosen für den Klimawandel sind beim Deutschen Wetterdienst recht konkret. Klaus-Jürgen Schreiber vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erklärte erst in der vergangenen Woche, dass in unserer Region die Sommer immer heißer und trockener, die Winter milder und regenreicher werden. Vermehrte Starkregen im Winterhalbjahr bedeuten aber auch öfter mal Hochwasser. Die Deiche der Schwarzen Elster an sich sind sicher. Was noch zu verbessern war, das ist erledigt oder wird abgearbeitet oder ist nicht machbar – wie der Schutz von Groß Neida. Immerhin: Die Pappeln entlang der Schwarzen Elster im Stadtgebiet sind vor Jahren gefällt worden, hunderte Meter Deich wurden geschlitzt und mit einer zusätzlichen Dichtwand versehen. Die bereits 2005 empfohlene Nachrüstung eines Hochwassermesspegels direkt bei Hoyerswerda ist aber bis heute nicht erfolgt.

 www.umwelt.sachsen.de/umwelt/wasser



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