Notstand bei Senioren-Wohnungen?


von Tageblatt-Redaktion

Dieses ältere Paar hat offensichtlich die passende Wohnung gefunden.
Dieses ältere Paar hat offensichtlich die passende Wohnung gefunden.

Für den Landkreis Bautzen haben Experten berechnet, dass im Jahr 2025 rund 8 700 altengerechte Wohnungen fehlen werden. Das geht aus einer aktuellen Regional-Untersuchung zur „Wohnsituation im Alter“ hervor. In Hoyerswerda wird den beiden Großvermietern hingegen mal unterschwellig, mal offen vorgeworfen, seniorengerechten Wohnraum eher abzureißen, denn zu erhalten.
Das Argument lässt Margitta Faßl, Geschäftsführerin der Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda (WH) so nicht gelten. Von den 8 782 Wohnungen, die das Unternehmen Ende 2009 hatte, schätzte Margitta Faßl jüngst vor dem Stadtrat 5 071 als seniorenfreundlich ein. Damit sind alle Wohnungen im Erd- und ersten Obergeschoss sowie alle Fahrstuhletagen in den Hochhäusern gemeint. Was sich wiederum nicht nur auf die Elfgeschosser bezieht, sondern auch die denkmalgeschützten Achtgeschosser in der Bautzener Allee und die Würfelhäuser umfasst, die allesamt Aufzüge besitzen.
Die LebensRäume schätzen von ihren 7 929 Wohnungen, die sich aber nicht alle in Hoyerswerda befinden, selbst 2 919 als altenfreundlich ein. Die Genossenschafter haben mit dem Bau des Grünen Hains in der Hufelandstraße und dem Umbau des Neustädter Ecks gezeigt, was mit großem Aufwand beim Thema seniorengerechter Wohnraum möglich ist. Nicht weit von der Klinikums-Kreuzung entfernt soll ab Ende des Jahres das Projekt „Kiefernhaag“ in die Realität umgesetzt werden, unter anderem mit seniorengerechtem Wohnraum.
Die Wohnungsgesellschaft leistete 1997 doppelte Pionierarbeit, indem das Hochhaus Lipezker Platz 1/2 nicht nur um drei Etagen gekürzt, sondern anschließend auch seniorengerecht umgebaut wurde. Der „Lausitztower“ wurde so gebaut, dass der Aufzug auf jeder Etage hält. Und in der Altstadt soll die Spremberger Straße 11 abgerissen und neu gebaut werden. Von den zwanzig angekündigten Wohnungen sind etliche seniorengerecht geplant. Abriss einerseits und Neubau andererseits schließen sich nicht aus. Denn rein theoretisch wäre ja ein Teil des berechneten Notstandes an altengerechten Wohnungen im Landkreis damit zu kompensieren, wenn Senioren vom Land in die Stadt ziehen würden. Doch das ist eher ein Wunsch als die Realität.
Und so wird Hoyerswerda nach den derzeitigen Berechnungen im Jahr 2035 nur noch rund 20 000 Einwohner haben, was vor allem zu Lasten der Neustadt geht. 10 000 Wohnungen, so die grobe Schätzung der Wohnungsgesellschaft, werden wohl in diesem Zusammenhang noch abzureißen sein. Das entspräche, nur um die Größenordnung zu veranschaulichen, über 80 Elfgeschossern, wie sie an der Südstraße abgerissen wurden, oder rund 300 kleinen Wohnblöcken, wie sie im WK IV stehen. Über 50 Prozent der Einwohner dürften dann 65 Jahre und älter sein. Wenn sich aber der Wohnraum der Stadt dann zu großen Teilen auf die Altstadt und die dörflichen Ortsteile verteilt, wird das Problem des altengerechten Wohnraums weniger eines der beiden Großvermieter, sondern eines der vielen Eigentümer von Mietimmobilien und der Besitzer von selbstgenutztem Wohneigentum sein.



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