Notärzte dringend gesucht


von Tageblatt-Redaktion

Wenn der bodengebundene Notarzt in Hoyerswerda schon unterwegs oder aber gar nicht da ist, kommen die Retter aus der Luft – entweder aus Bautzen oder aus Senftenberg. Die Zahl der Flüge nach Hoyerswerda hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
Wenn der bodengebundene Notarzt in Hoyerswerda schon unterwegs oder aber gar nicht da ist, kommen die Retter aus der Luft – entweder aus Bautzen oder aus Senftenberg. Die Zahl der Flüge nach Hoyerswerda hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Sollten die Umstände so bleiben wie bisher, wofür einiges spricht, sollten Sie in den ersten zwei August-Wochen wohl besser nur montags zwischen 7 und 16 Uhr so schwer krank werden, dass ein Notarzt nötig wird! Der entsprechende Dienstplan für die hiesige Rettungswache ist in diesen zwei Wochen nämlich vorwiegend leer. Die neun Stunden am Montag sichert seit einiger Zeit das Seenland-Klinikum. Als dessen Kardiologie-Chefarzt Dr. Olaf Altmann vor ein paar Tagen bei einer Weiterbildungsveranstaltung den Dienstplan gesehen und dazu Erläuterungen von Marcus Meixner gehört hatte, meinte er: „Es ist unverkennbar, dass man an dieser Situation arbeiten muss.“
Meixner ist niedergelassener Arzt in Hoyerswerda und arbeitet nebenher als Notarzt. So ist das in Sachsen nämlich geregelt: Notarzt-Dienste werden hier von niedergelassenen und Klinik-Ärzten zusätzlich geleistet. Meixner hat das bis Ende 2011 koordiniert und mit viel Aufwand auch Ärzte von weit her „eingekauft“. Seit die Arbeitsgemeinschaft Notärztliche Versorgung in Sachsen (Arge Näv), die überall im Land mit Löchern kämpft, die Koordinierung übernommen hat, gibt es nun auch in Hoyerswerda Lücken in den Dienstplänen (TAGEBLATT berichtete).
Was das für Folgen haben kann, machte Marcus Meixner in seinem Vortrag, in dem es um die Versorgung von Herzinfarkt-Patienten ging, deutlich. „Richten Sie sich darauf ein, dass Sie solche Notfälle allein betreuen müssen“, sagte der Mediziner seinen niedergelassenen Kollegen und empfahl für den Fall, dass ein Notarzt fehlt, eine „Crashrettung“. Instabile Herzinfarkt-Patienten dürfen nämlich einfach nicht allein von den allgemein schon recht gut ausgebildeten Rettungsassistenten aus der Hausarztpraxis ins Krankenhaus gefahren werden. Würde der Hausarzt ihnen so einen Patienten einfach übergeben, wie er es im Normalfall mit einem Notarzt tut, und es gibt Komplikationen, würde er sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig machen. Also bleibt ihm nichts übrig, als seine Praxis alleinzulassen und mit in den Rettungswagen zu steigen – besagte Crashrettung.
Nur ist auch das nicht ganz komplikationslos, wie Marcus Meixner verdeutlichte. Die Kassenärztliche Vereinigung nämlich sei der Auffassung, dass „Fremde“ im Rettungswagen aus Versicherungsgründen nichts zu suchen haben. Die Hausärzte müssten also bitte im eigenen Auto hinter dem Rettungsfahrzeug herfahren. Allerdings sollte sich diese Meinung wohl aus der Welt schaffen lassen, denn nicht nur die Arge Näv sieht das ganz anders. Der Leiter des Sachgebietes Rettungsdienst im technisch zuständigen Landratsamt Bautzen, Volker Sanderhoff, ließ Meixner in einer schriftlichen Stellungnahme wissen: „In unseren Fahrzeugen besteht selbstverständlich Versicherungsschutz für Mitfahrende.“
Das Problem aus der Welt zu schaffen, wird wohl etwas dauern. Notärzte wie Marcus Meixner hoffen auf das Klinikum, sprich auf mehr als die neun Stunden an den Montagen. Nur fallen Notärzte eben auch dort nicht vom Himmel. Sie müssen ausgebildet werden. Es gibt hierfür einen mehrmonatigen Weiterbildungszwang sowie die Pflicht zum Nachweis einer bestimmten Anzahl von Praxisstunden – unter Anleitung eines Notarztes. Und schließlich wird auch noch eine Prüfung vor der Landesärztekammer nötig. Und solange es so ist, kann man für sich und seinen Hausarzt wohl nur hoffen, dass der Dienstplan so aussieht wie in diesem Monat. Die Lücken liegen etwa bei den seit Jahresanfang üblichen zehn Prozent.



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