Neue Plastik versus Baum


von Tageblatt-Redaktion

Helge Niegel mit dem Modell der Plastik, die vor dem Bürgerzentrum stehen soll.
Helge Niegel mit dem Modell der Plastik, die vor dem Bürgerzentrum stehen soll.

Von Uwe Schulz

Am Bürgerzentrum Braugasse 1 laufen derzeit unter anderem die Arbeiten an den Außenanlagen. Immerhin soll Ende August alles fertig sein, bevor das Bürgerzentrum eingeweiht wird. Doch ein Detail ist noch zu klären, nämlich ob der Verein Kulturfabrik Hoyerswerda e. V. auf dem Vorplatz eine sechs Meter hohe Edelstahlplastik aufstellen darf und, wenn ja, zu welchen Rahmenbedingungen. Der Antrag auf die Errichtung liegt der Stadtverwaltung seit knapp zwei Monaten vor. Demnach würde der Hoyerswerdaer Künstler Helge Niegel, der in den 1980er-Jahren auch schon die Brunnenplastik für den heutigen Lausitzer Platz schuf, die Edelstahlplastik schaffen.

Über Sponsorengelder sind offenbar sowohl der Bau der Plastik als auch deren Aufbau, wofür es eines entsprechenden Fundamentes bedarf, finanziell gesichert. Der Kulturfabrik-Verein müsste sich auch dauerhaft um den Erhalt, die Pflege und die Versicherung der Plastik kümmern. Ein Übergang an die Stadt ist demnach ausgeschlossen. Da hat man seine Lektion beim Hickhack um „Die Liegende“ im Zentralpark in der Neustadt gelernt.

Allerdings ist nun nach der Debatte um die grün schimmernde Glasfassade des Bürgerzentrums-Anbaus auch die Plastik selbst nicht unumstritten. Im Ausschuss wurden Bedenken geäußert, dass die wie gefaltet wirkende Plastik mit den anderen Kunstwerken in der Umgebung optisch kollidieren könnte. In Sichtweite stehen die Woyski-Werke Trompeter (Bronze/1956), Taubenpaar (Sandstein/1998), das Lange-Werk Domowina-Stele (Keramik/1987) und eine stilisierte Erdkugel aus Metall (Kolpingwerk Wittichenau/2008). Die sind bei der Frage nach den Gemeinsamkeiten freilich weder einer Epoche noch einer Formensprache oder einem Thema zuzuordnen. Und eine Debatte darüber, welche Kunst nun schön sei oder nicht, betonte Oberbürgermeister Stefan Skora mit seiner „ganz privaten Meinung“, die wolle er ganz bestimmt nicht führen. Außerdem fragte er, welchen Kreis man denn bei dieser Betrachtung um das neue Kunstwerk ziehen wolle – sogar bis zum Markt mitsamt der Postmeilensäule?

Im Technischen Ausschuss wurde die Beschlussfassung jedenfalls auf Antrag von Günther Jahnel (SPD) in den nächsten Stadtrat verwiesen. Nach Gesprächen mit der Stadtverwaltung hatte der Kulturfabrik-Verein einen konkreten Standort vorgeschlagen. Demnach müsste einer der vier Mehlbeerbäume vor dem Anbau gefällt werden. Die Fällung müsste die Stadt als Grundstückseigentümerin beim Landratsamt beantragen. Dieser formelle Akt scheint allerdings nicht das Problem zu sein. Vielmehr steht die Frage, warum die Plastik nicht einfach ein Stück weiter errichtet wird, sodass man den Baum, der ja sonst wohl gesund sein dürfte, gar nicht fällen muss. Und wer bezahlt die Ersatzpflanzungen, wo sind diese auszuführen?

 Dr. Gitta Kaltschmidt fürchtet zudem, dass es durch die abgewinkelten Metallflächen der Plastik bei Sonnenschein zu unangenehmen Reflexionen oder gar gefährlichen Blendungen von Autofahrern kommen könnte. Stefan Skora regte daher an, dass es vor der nächsten Stadtratssitzung noch einen Vor-Ort-Termin für die Räte geben sollte. Bei dem soll auch der Künstler zugegen sein. Auf jeden Fall kollidieren die Arbeiten zur Außengestaltung am Objekt nicht mit dem Bau des Kunstwerks. Letzteres könnte durchaus auch später noch aufgestellt werden. Eine Lücke wird in dem Bereich jedenfalls nicht gelassen. Andererseits lassen sich die Arbeiten immer noch miteinander koordinieren.

Teil zwei der vertagten Beschlussvorlage beinhaltet übrigens die Beschriftung des neuen Bürgerzentrums. Demnach soll die sorbische Variante am Historischen Gebäudeteil in Richtung Markt angebracht werden, das deutsche Pendant um die Ecke in Richtung Sparkasse.



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