Neue Ideen für die alte Energiefabrik


von Tageblatt-Redaktion

Nur wenige Besucher kennen bislang die Westseite der Energiefabrik Knappenrode. In einigen Jahren könnte von hier aus der Zugang zu dem Komplex erfolgen
Nur wenige Besucher kennen bislang die Westseite der Energiefabrik Knappenrode. In einigen Jahren könnte von hier aus der Zugang zu dem Komplex erfolgen

Von Uwe Schulz

Die Energiefabrik Knappenrode hat schon einige Konzepte gesehen, wie es mit ihr in der Zukunft weitergehen soll. Meistens wurde dann nur ein großes Einzeldetail des jeweiligen Konzeptes umgesetzt. Jetzt steht wieder eine Neuausrichtung an, angestrebt vom Landkreis Bautzen als Eigentümer des Industriemuseums. „Die Fabrik befindet sich in der dritten Phase ihres Aufbaus“, heißt es in einem Arbeitspapier des Landkreises. Die erste Phase war demnach die Rettung der Fabrik und vieler Bergbaugerätschaften vor zwanzig Jahren, die zweite die Konsolidierung. Nun also die Straffung, denn das große Gelände wird langsam zur finanziellen Belastung, die den Museumsbetrieb mittelbar gefährdet.

Von der Ausdehnung her ist das Museum eine große, von der finanziellen Ausstattung, den Besucher- und den Mitarbeiterzahlen her aber eher eine kleine museale Einrichtung. Dafür sind 27 Hektar Grundstücksfläche, über 20 einzelne Gebäude und 120 ungeschützt im Freien stehende Großgeräte auf Dauer einfach zu viel. Die Frage ist also: Wie macht man aus diesem Koloss ein Museum, das leicht zu handhaben, aber gleichzeitig attraktiv ist, und senkt dabei auch gleich noch die Betriebskosten? Allein für die Speisung der vor zwanzig Jahren noch modernen Nachtspeicherheizungen werden derzeit laut der Beigeordneten Birgit Weber jährlich 100 000 Euro ausgegeben.

Um das zu ändern, muss man Geld in die Hand nehmen. Seit 2008, als der Kreis von der Stadt Hoyerswerda im Rahmen der Kreisgebietsreform die Energiefabrik übernahm, haben sich die Fachämter vor Ort umgeschaut, einen Überblick verschafft. Man hat gerechnet, überlegt, geplant und kam zu dem Schluss: Man kann die Fabrik fit für die nächsten 20 Jahre machen, wenn man rund 5,1 Millionen Euro in die Hand nimmt. Dabei geht der Kreis noch nicht einmal von Unterstützung seitens großzügiger Sponsoren, wie es bislang Vattenfall war, oder eines Eigenanteils des Fördervereins des Bergbaumuseums aus.

Doch das Geld hat auch der Landkreis nicht einfach übrig, zumal einige Kreisräte offenkundig mit der Fabrik nicht sonderlich viel anfangen können. Dennoch fassten sie am Montag mehrheitlich den Grundsatzbeschluss für den Umbau. Damit ist für die Kreisverwaltung nun der Weg geebnet, sich um Fördermittel und weitere Gelder für den Umbau zu bemühen. Eine Freigabe von Geldern, quasi als Blankoscheck, gaben die Kreisräte nicht. Landrat Michael Harig betonte, dass die Verwaltung ohnehin nur vorhabe, den Eigenanteil von maximal 2,04 Millionen Euro aufzubringen, wenn man eine Zweidrittel-Förderung hinbekommt. Außerdem erhofft man sich Einnahmen aus der Vermarktung frei werdender Gebäude und eben aus der Energieeinsparung. Über den jeweiligen Stand sollen die Kreisräte informiert werden, bevor tatsächlich über Geld gesprochen wird. Allerdings drückt die Verwaltung aufs Tempo. Die Planungen sollen anlaufen, sodass 2015 die ersten Investitionen erfolgen. In den beiden Folgejahren würde dann am stärksten investiert werden. Nach dem jetzigen Stand der Dinge ist geplant, die gesamte Zugangssituation zu ändern. Die Straße aus Richtung Koblenz soll reaktiviert werden, sodass auf der bislang von Besuchern praktisch nicht genutzten Fläche auf der Westseite der Fabrik ausreichend bemessene Parkplätze und eine entsprechende Eingangssituation geschaffen werden könnte. Damit würde auch der Ort Knappenrode entlastet werden.

Der Besucher würde das Museum praktisch durch das Fabrikgebäude, das ja für sehr viele Gäste die Faszination Fabrik überhaupt erst ausmacht, betreten und in einen noch zu errichtenden Neubau gelangen, in dem Verwaltung, Shop, Café und alle anderen besucherrelevanten Einrichtungen zu finden sind. Von hier aus soll man dann zu den einzelnen Bereichen geleitet werden, sei es zum „Weg der Kohle“ oder zum Draisinenbahnhof, sei es zur Ofenausstellung „Heiß geliebt“ oder zu einem noch zu gestaltenden neuen Ausstellungsteil. Und viele der bislang im Freien stehenden Fahrzeuge und Geräte will man zusammenführen, mit Wetterdächern wenigstens vor den gröbsten Witterungsunbilden schützen. Und bei all dem soll das Museum noch interessanter werden – für Fachleute ebenso wie für Laien, für den Einzelbesucher wie für Schulklassen.

Immerhin will man die Energiefabrik, die schon in wenigen Jahrzehnten das letzte sichtbare Überbleibsel des Braunkohletagebaus und der Brikettherstellung in der Lausitz sein könnte, als Zentrum für Energie- und Montangeschichte überregional platzieren. Die Fabrik besitze dafür alle Möglichkeiten, ist man im Landratsamt überzeugt. Birgit Weber spricht von einem Hotspot im Lausitzer Seenland. Zudem müsse man nicht alles vor Ort zeigen, sondern könne bei bestimmten Themen auch quer verweisen auf Außenstandorte – eine original eingerichtete Fabrikarbeiterwohnung in Knappenrode ist beispielsweise immer noch im Gespräch.

Man denkt auch über Stellplätze für Caravans, einen Fahrradverleih und andere touristische Angebote nach. Hierbei setzt man allerdings künftig auf Partner, die sich beispielsweise in den frei werdenden Gebäuden ansiedeln könnten.
Allerdings ist es noch zu früh zu sagen, was es in der Energiefabrik in drei Jahren nicht mehr geben wird. Denn die Grundidee muss jetzt mit Detailplanungen untersetzt werden. Gut möglich, dass es nicht das letzte Konzept für den Umbau der Energiefabrik ist.



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