Nachwuchs an Ostereierverzierern ist gesichert


von Tageblatt-Redaktion

Neuwieser Besonderheit - Waltraud Hartmann verteilte Osterbrot an die Schülerinnen des Lessing-Gymnasiums Hoyerswerda.
Neuwieser Besonderheit - Waltraud Hartmann verteilte Osterbrot an die Schülerinnen des Lessing-Gymnasiums Hoyerswerda.

Mit dem Segen Gottes, erteilt durch Superintendent i.R., Friedhart Vogel, wurde am Sonnabend der 24. Mittellausitzer Ostereiermarkt in Neuwiese eröffnet. In seinem Grußwort erinnerte Friedhart Vogel an die Tradition des Ostereierverzierens als Symbol der Fruchtbarkeit des Eies, welche bis in die vorchristliche Zeit zurückreicht. Zugleich verwies er darauf, dass es in Neuwiese nach der politischen Wende überhaupt den ersten Ostereiermarkt in der Lausitz gab. Waltraud Hartmann, langjährige Vorsitzende des „Vereins zur Pflege der Regionalkultur der mittleren Lausitz e.V.“ hatte im November den Vorsitz an Werner Böhme übergeben. Er sagte gegenüber TAGEBLATT, dass die Traditionspflege und dabei der sorbische Brauch des Ostereierverzierens den Schwerpunkt der Vereinsarbeit bilden. „Die sorbischen Muster auf den Ostereiern werden in den Familien weitergegeben, dazu kommen neue, moderne Dekors. Das ist gut so, eine Weiterentwicklung muss es schließlich überall geben.“ Davon konnten sich die Ostereiermarktbesucher bei einigen Hobbykünstlern ein eigenes Bild machen, so bei Emilia Kasper aus Seidewinkel und bei Beate Pfalz aus Panschwitz-Kuckau. Beate Pfalz betonte, dass ihre Muster in den traditionellen sorbischen Elementen auch neue Ideen beinhalten, die ihrer eigenen Kreativität entspringen. Nach den Worten von Werner Böhme ist die beim Ostereiermarkt in Neuwiese betriebene Traditionspflege auch eine Plattform für die Förderung junger Künstler und Schüler, die sich durch ihre Verbundenheit zum sorbischen Brauchtum und besonders zum Erhalt der sorbischen Sprache auszeichnen. Das sind beispielsweise die Kinder aus Neuwiese und die Mädchen und Jungen der Klassen 5 und 6 des Lessing-Gymnasiums Hoyerswerda. Der Auftritt der Kinder in der Sorbischen Hoyerswerdaer Tracht mit ihren Liedern, Instrumentalstücken, Gedichten und Sketchen erfreute die Ostereiermarktbesucher. Auch der Chor Seidewinkel, die Volkstanzgruppe Bröthen/Michalken und die Blaskapelle HojaMusch präsentierten sich. Traditionell gab es Osterbrot – das gibt es nur auf dem Ostereiermarkt in Neuwiese. Und noch eine Besonderheit tat sich auf: In Bluno und Neuwiese geborene Ostereierverzierer verschlug die Liebe einst nach Eisenach und Chemnitz. Sie haben das erlernte künstlerische Handwerk in ihre neuen Heimatstädte mitgenommen und nicht nur bewahrt, sondern sind immer wieder in der Elsterheide , wenn die Osterzeit naht.

Umfrage: Was verbinden Teilnehmer des Marktes mit dem Ostereierverzieren und der sorbischen Tracht?
Emilia Kasper
aus Seidewinkel ist ganz stolz auf ihre Hoyerswerdaer Tracht. „Besonders beim Ostereiermarkt hier in Neuwiese trage ich sie gern. Mit fünf Jahren habe ich mit dem Eiermalen begonnen, und seitdem bin ich auch in Neuwiese dabei.“ Das Ostereierverzieren hat die Achtjährige von ihrer Mutter gelernt, in der Wachsbossiertechnik. „Mit marmorierten Ostereiern habe ich auch eine moderne Variante entdeckt.“

Die Ehe hat Petra Nakoinz 1975 nach Schleife gebracht. „Mit dem sorbischen Brauchtum habe ich mich sehr schnell angefreundet“, erzählte die 59-Jährige. „Wie heute hier in Neuwiese gehe ich überall zu Ostermärkten in der Schleifer Sorbischen Ausgangstracht einer verheirateten Frau.“ Die Ostereier verziert sie in der Wachsbatik- und Wachsbossiertechnik und hat die Tradition inzwischen an die Kinder und Enkel weitergegeben.

„Unsere Familie hat das Ostereierverzieren durch die Kinder gelernt“, erzählte der Cottbuser Wolfgang Roßbach. „Quasi ein Umkehrschluss von Jung auf Alt. Den muss man erst einmal begreifen.“ Die Kinder besuchten das Niedersorbische Gymnasium in Cottbus und trugen das Ostereierverzieren von der Schule in die Roßbachsche Wohnung. „Nun sind wir mit meiner Frau seit 15 Jahren im Ostereierverzierperfektionismus gelandet.“

Silke Raak stammt aus Seidewinkel und lebt heute in Rothstein. „Wie schön, wieder einmal in Neuwiese sein zu können“, freute sich die 37-Jährige. Ostereier verziert sie in der Wachsbossiertechnik seit jüngster Kindheit. „Gelehrt hat mich das meine Oma Helene.“ In Neuwiese war Silke Raak von Anfang an dabei. Ihre Hoyerswerdaer Tracht hat sie in die neue Heimat bei Bad Liebenwerda mitgenommen.“ Ich werde sie pflegen und behüten.“



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