Nach dem Kirchgang geht es zur Stimmabgabe


von Tageblatt-Redaktion

Sonntag ist Wahlsonntag. Wilfried Leiser verbringt ihn als Wahlhelfer im Frentzelhaus.
Sonntag ist Wahlsonntag. Wilfried Leiser verbringt ihn als Wahlhelfer im Frentzelhaus.

An diesem Sonntag wird der Schwarzkollmer Wilfried Leiser für die Demokratie zeitiger als sonst aufstehen. Der 63-Jährige gehört zu den 242 ehrenamtlichen Helfern, die in den Wahllokalen Hoyerswerdas Dienst tun. Sein Arbeitsbeginn ist um sieben Uhr.

Für Leiser und seine Kollegen ist dieser Sonntag so etwas wie ein Großkampftag. Neben der Bundestagswahl werden die Bürger auch darüber entscheiden, wer in den nächsten sieben Jahren Hoyerswerdas erster Bürger sein wird.
Leiser hat es am Sonntagmorgen nicht weit bis an seinen Einsatzort. Der frühere Hoyerswerdaer Berufsfeuerwehrmann wohnt im Gerätehaus der Schwarzkollmer Wehr, das Wahllokal ist nur ein paar Schritte entfernt, befindet sich im Frentzelhaus. Für den gebürtigen Wittichenauer ist diese Tätigkeit mehr als nur eine Ehrensache. „Hier zu helfen, das gehört einfach zu meinem Demokratieverständnis“, meint der Ruheständler.

 Er zählt zu den erfahrenen Kräften des vierköpfigen Wahlvorstandes, Wie oft er in den vergangenen Jahren schon als ehrenamtlicher Helfer bei Wahlen dabei war, er zuckt mit den Schultern: „Ich weiß es nicht mehr“. Als Beisitzer schaut er an diesem Sonntag darauf, dass bei der Stimmabgabe alles korrekt abläuft. Bevor er und seine drei Kollegen sich ihren Aufgaben widmen, werden sie vereidigt. Dann werden die Wahlkabinen aufgebaut, ein Umbau, der meist rasch vorangeht, auf den Tischen wird eine große Pappe aufgestellt, um als Sichtschutz das Wahlgeheimnis zu sichern.

Dann noch ein prüfender Blick in die Urnen bevor sie versiegelt werden. Wenn um acht Uhr das Wahllokal aufgeschlossen wird, dann, so Leisers Erfahrungswerte, „warten da sicher schon einige Leute“. Er bekommt, wie die anderen freiwilligen Helfer, an diesem Tag eine Aufwandsentschädigung. 50 Euro betrage die, weil ja zwei Wahlen anstehen, so Leiser. Zu seinem Job gehört die Ausgabe der Stimmzettel, die Überwachung der Geheimhaltung, der Vermerk ins Wählerverzeichnis.

Und so ganz nebenbei ist für ihn das eine prima Gelegenheit, wieder einmal mit den Schwarzkollmern ins Gespräch zu kommen. Jedoch „erst, nachdem gewählt worden ist“, darauf legt er Wert. Denn ablenken wolle er niemanden. Seit 1998 lebt Leiser in Schwarzkollm, ist Mitglied der dortigen freiwilligen Wehr. Der Mann ist das, was man unter einem gestandenen Vollblut-Feuerwehrmann versteht. Einer, der seit 45 Jahren dabei ist und einen großen Teil seines Lebens bei der Hoyerswerdaer Berufsfeuerwehr verbracht hat. Brennt in einem Wahllokal denn eigentlich auch mal die Luft? Ach was, grinst er, vielmehr müsse man da phasenweise gegen die Langeweile ankämpfen.

Leiser leistet seinen Dienst in Schwarzkollms einzigem Wahllokal. Die ehrenamtlichen Helfer in Hoyerswerda rekrutieren sich aus Freiwilligen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung. In manchen Kommunen Sachsens müssen Bürger für diese ehrenamtliche Tätigkeit zwangsverpflichtet werden, aber nach Auffassung von Beate Gröger, der stellvertretenden Wahlleiterin, ist das in Hoyerswerda nicht nötig. Am Sonntag habe man „alle Wahlvorstände ausreichend besetzen können“, so Gröger weiter.

Wie hoch die Wahlbeteiligung am Sonntag in Schwarzkollm sein wird, das weiß Leiser natürlich nicht. Er weiß nur, dass es an diesem Tag im Frentzelhaus nicht hektisch zugehen wird. Die Wähler kämen in der Regel in Wellen, zu gewissen Stoßzeiten. Die erste Woge schwappt meist nach dem Kirchgang ins Wahllokal. Die zweite zur besten Kaffeezeit am Nachmittag. „Da wird es hier auch voll“. Obwohl, das mit dem voll, erklärt er, das müsse man schon relativieren. Denn Wartezeiten oder gar Schlangen vor den Wahlurnen, so etwas kommt so gut wie nicht vor. Spannend wird es für den vierköpfigen Wahlvorstand, wenn das Wahllokal um 18 Uhr schließt. In den zurückliegenden Jahren hatten einige Bürger die Gelegenheit genutzt, um beim Auszählen der Stimmen zuzuschauen. „Das ist möglich“, erklärt Leiser. Das Auszählen sei eine öffentliche Sache. Auch die Briefwahlen werden an diesem Abend ausgewertet.

Wann er am Sonntag Feierabend haben wird, weiß Leiser nicht. Aber um 20 Uhr werde er wohl noch nicht zu Hause sein. So lange dauerte es im Frentzelhaus vor einigen Wochen, als die Stimmen für den ersten OB-Wahlgang gezählt wurden.

Doch dieses Mal, davon ist Wilfried Leiser überzeugt, werde es sicher ein langer Abend werden. Das sei aber kein Problem. Denn schließlich hat der 63-Jährige keinen weiten Heimweg. Und am nächsten Tag kann er ja ohnedies ausschlafen.



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