Musik-Theater für junge Erwachsene


von Tageblatt-Redaktion

„Schneewittchen und die sieben Kumpel“ wird von der Band Nachspiel nur noch in diesem Jahr aufgeführt.
„Schneewittchen und die sieben Kumpel“ wird von der Band Nachspiel nur noch in diesem Jahr aufgeführt.

Von Rainer Könen

Märchen vermitteln immer eine Botschaft. Einen tieferen Sinn. Sie sollen das haben, was man heutzutage unter einer Message versteht. Gibt es da ein Alter, in dem man für solch nachdenkenswerte Botschaften besonders aufnahmefähig ist? Ja, das könnte sicher die Lebensphase sein, in der man immerzu Antworten auf existenzielle Fragen sucht: die Pubertät.

Aber kann man den Heranwachsenden den Sinn des Lebens mit einem Märchen erläutern, etwa mit der nur zu gut bekannten Schneewittchen-Mär? Kann man. Nicht nur, weil diese Grimm’sche Erzählung eigentlich jedem geläufig ist. Weitaus prägnanter wird diese Story, wenn man sie modernisiert, sie in die heutige Zeit transformiert, wie das die Band „Nachspiel“ der Hoyerswerdaer Musik- und Kunstschule Bischof gemacht hat. „Schneewittchen und die sieben Kumpel“ heißt deren Programm, mit dem die fünf Musikschüler auf den Jugendweihe-Verantaltungen der Region auftreten.

„Wir wissen natürlich, dass bei diesen Feiern nicht nur Jugendliche im Saal sitzen, sondern mehrere Generationen“, so der Musikschulleiter André Bischof. Da sei es Grundvoraussetzung, einen Konsens zu finden. So, dass alle gut unterhalten werden. Bisher gelang das jedes Mal recht gut. Wer sich mit der musikalischen Interpretation der 2006 gegründeten Band schwertut, wird spätestens dann begeistert sein, wenn die fünfköpfige Gruppe im Laufe des Programms das Fach wechselt, sich als Comedians präsentieren.

Martin Volkmer und Christin Angermann gehören seit einigen Jahren zur Musikschul-Band. Sie haben dieses Werk mitkreiert. Das, was sie vor zwei Jahren konzipierten, ist eine Art musikalisches Theaterstück. Welche Erfahrungen haben sie bei den Jugendweihe-Feiern gemacht? Dass sie die mit diesem im Stück aufgegriffenen Themen die Jugendlichen berühren, so Bandmitglied Christin Angermann.

Mit Themen, die ein Bestandteil eines immer wiederkehrenden Rituals sind. Eines sinnstiftenden, Solidarität schaffenden und Sicherheit vermittelnden Brauches. Zu DDR-Zeiten war die Jugendweihe mit einem Katalog von rhythmisch wiederkehrenden Zeremonien entwickelt worden. Mit Fahnen und Fanfaren, mit sozialistischen Gelöbnissen und proletarischen Beschwörungen. War das Interesse an der Jugendweihe nach der Wende eingebrochen, wird diese Tradition heutzutage wieder mehr gepflegt. Was wohl mit der Sehnsucht nach Eingebundenheit und Zugehörigkeit zusammenhängt, auch mit der spirituellen Sinnstiftung.

Vermittelt wird das auf diesen Jugendweihe-Veranstaltungen zumeist von Festrednern. Doch beim Sächsischen Verband für Jugendarbeit und Jugendweihe geht man schon seit einigen Jahren mit dem Zeitgeist. Präsentiert man auf den Feiern herkömmliche Botschaften im neuen Gewande. Das wird man auch am Samstag in der Lausitzhalle erneut beobachten können. Keyboarder Martin Volkmer erzählt davon, dass es diese Mischung ist, die diese Veranstaltungen so kurzweilig macht. Musik und Sketche.

„Bei uns benötigt man weder Entertainer noch Festredner“, erklärt Martin Volkmer. Bei „Schneewittchen und die sieben Kumpel“, einem knapp 75 Minuten währenden musikalischen Theaterstück, werden Dinge angesprochen, „mit denen Jugendliche in ihrem Alltag ständig konfrontiert werden“, erzählt Christin Angermann. In dieser adaptierten Schneewittchen-Version werden gesellschaftlich-relevante Aspekte behandelt, wird auf das eingegangen, was die jungen Menschen in diesem Abschnitt ihres Lebens berührt, bewegt. So geht es in diesem Stück um die Loslösung vom Elternhaus, dreht sich einiges um das Älterwerden und die damit verbundenen Pflichten, auch Freundschaften spielen in diesem Stück eine zentrale Rolle, werden auch Konfliktlösungsstrategien angeboten.

Es ist ein thematisch ziemlich kompaktes Stück, mit dem Nachspiel nun im dritten Jahr auftritt. Der Erfolg auf den bisherigen Jugendweihe-Veranstaltungen sei beträchtlich gewesen, berichtet André Bischof. Das war sicher auch mit ein Grund, warum man sich vorerst nicht um ein neues Programm gekümmert habe. „Das machen wir erst in einigen Monaten“, so Bischof weiter. Respektive die Mitglieder seiner Musikschulband. Gebucht ist die Gruppe in diesem Jahr für sechs Jugendweiheveranstaltungen in der Region. So werden sie in diesen Wochen in Laubusch, Hoyerswerda und Bischofswerda zu sehen und zu hören sein.

Schüler der Hoyerswerdaer Musikschule sind schon seit knapp 20 Jahren für den unterhaltenden Part auf den Jugendweiheveranstaltungen mit verantwortlich. Was daran liegt, dass die Schüler der Hoyerswerdaer Kunst- und Musikschule jedes Mal die Verbindung zwischen den Generationen herstellen könne. Märchen bieten sich da als Bindeglied zwischen Alt und Jung geradezu an. Der Symbolik wegen.

Andreas Angermann bekommt die Resonanz des Jugendweihe-Publikums deutlich zu spüren. Er ist der Tontechniker der Band. An ihm „kommt keiner so einfach vorbei“, wie Christin Angermann es beschreibt. Heißt: Er erlebt am Mischpult die Reaktionen der Besucher hautnah. Und bisher waren die alle „ziemlich begeistert“, so der Tontechniker. Nach den diesjährigen Jugendweihe-Auftritten kommt das Schneewittchen-Werk ins musikalische Archiv. Dann werden Ideen gesucht, fürs neue musikalische Programm. Was es sein wird, nun, das sei derzeit noch völlig offen, so Keyboarder Martin Volkmer.

Aber auf jeden Fall soll es wieder eines mit einer essenziellen Botschaft sein. Wie wäre es da mit „Hans im Glück“?



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