Mit tierischen Vorurteilen aufgeräumt


von Tageblatt-Redaktion

Affen sollte man keinen Zucker geben, erfuhren die Besucher des weihnachtlichen Zoorundgangs gestern von Kathrin Witzenberger, der zoologischen Leiterin -links-.
Affen sollte man keinen Zucker geben, erfuhren die Besucher des weihnachtlichen Zoorundgangs gestern von Kathrin Witzenberger, der zoologischen Leiterin -links-.

Eines fiel den Besuchern des weihnachtlichen Zoospaziergangs gestern sofort auf: Im Zoo weht ein frischer, neuer Wind! Besucherin Margret Issel bemerkte dass als erstes an den vielen Schildern, die an verschiedenen Tiergehegen angebracht worden sind. Der Mäusekäfig war beispielsweise leer. „Uns ist es zu kalt geworden. Deshalb sind wir in das Winterquartier umgezogen“, stand da sinngemäß zu lesen. Das Publikum erfuhr auch, warum es nur noch ein Erdmännchen zu bestaunen gibt: Das Weibchen ist das letzte überlebende Tier einer Gruppe und bekommt ihr Gnadenbrot. Allein. Denn gegen neue Artgenossen könnte sie sich nicht mehr durchsetzen. Zu gegebenem Zeitpunkt ist die Bildung einer neuen Gruppe geplant. Für Margret Issel eine schöne Möglichkeit, die Besucher in puncto Tierbestand immer mit neuesten Informationen zu versorgen. „Da weiß man doch sofort, was los ist und muss sich nicht fragen, was aus den fehlenden Tieren geworden ist“, meinte die Seniorin, die auch Mitglied im Hoyerswerdaer Tierschutzverein ist.
Über fünfzig Gäste taten es ihr gestern gleich und nahmen die Einladung zur Zooführung an. Einer der Besucher bemerkte scherzhaft, dass man die Veranstaltung angesichts der milden Temperaturen auch durchaus „Osterspaziergang“ hätte nennen können. Der Spaß kam jedenfalls nicht zu kurz. Auch als Kathrin Witzenberger sich im übertragenen Sinn in ein Trampeltier verwandelte: Die zoologische Leiterin zeigte die Körperhaltung des Tieres und räumte mit Vorurteilen auf. Denn die Zooführung hatte auch erstmals ein Motto: Tiere näher vorzustellen die in Sprichwörtern vorkommen. „Das sind echt nette Kerle und absolut keine Trampel, sondern neugierige und liebenswerte Geschöpfe“, klärte sie auf. Weiter ging es zu den Lamas. „Die spucken doch gern“, meinte ein kleiner Junge keck. Aber auch hier konnte Kathrin Witzenberger beruhigen. Denn die Tiere machen das nur, wenn man sie ärgert. In ihrem Speichel befindet sich auch Magensäure, die zwar ungefährlich sei aber ziemlich stinke. Eine Reaktion, um sich zu wehren, mehr nicht. Die zoologische Leiterin machte die Probe aufs Exempel, stattete den Lamas in ihrem Gehege kurzerhand einen Besuch ab. Liebe ging aber auch hier durch den Magen. Ausgerüstet mit Futter wurde Kathrin Witzenberger sogleich von den Tieren belagert. „Die Lamas hätten mich aber auch ohne das Futter nicht angespuckt“, erklärte sie. Im gleichen Gehege warteten schon die Esel. Diese seien auch nicht störrisch, wie es im Volksmund immer behauptet wird. Stattdessen sind sie für die sprichwörtliche Eselsbrücke verantwortlich. Warum? Weil diese Tiere nicht durch Wasser laufen. Man muss ihnen eine Behelfsbrücke bauen. Deshalb der Begriff Eselsbrücke. „Wieder was dazu gelernt“, meinte Besucher Paul Mark aus Seidewinkel. Der Senior fand viele lobende Worte für die Führung. Natürlich laufe es anders als früher. Aber die jungen Menschen, in dem Fall das Zooteam um Kathrin Witzenberger, müsse man den Vortritt geben. Sie würden ihre Arbeit nicht schlechter machen als ihre Vorgänger.
So richtig lustig wurde es bei der anschließenden Besichtigung des Affengeheges. Die possierlichen Tierchen sind immer wieder ein Besuchermagnet. Zur Demonstration tat Kathrin Witzenberger etwas, was Besucher nie tun sollen: Sie fütterte die Tiere. Aber nicht mit Zucker, denn süße Leckereien schaden dem Gebiss. Auch wenn es einer Überlieferung nach heißt: Gebt dem Affen Zucker. Aber diese Art der Bestechung spielte gestern keine Rolle. Denn bei Laune gehalten werden musste hier keiner. Weder Mensch noch Tier. Also gab es Nüsse, die die Affen nicht wiederhergaben. Noch besser wäre Knoblauch gewesen. „Denn darauf fahren die Affen richtig ab“, bemerkte Kathrin Witzenberger lachend.
Eine gelungene Führung war das gestern, wenn auch mancher Besucher etwas vermisste: das Anfassen und Streicheln der Tieren, so wie in manchen Vorjahren schon geschehen. Aber davon hält Kathrin Witzenberger nicht viel. „Man kann die Tiere doch auch in ihren Gehegen gut sehen. Man sollte ihnen unnötigen Stress ersparen.“



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