Mit Natur und Technik auf der Ãœberholspur


von Tageblatt-Redaktion

Zu den Veranstaltungs-Höhepunkten im Natz gehören die Wettbewerbe an der Autorennbahn.
Zu den Veranstaltungs-Höhepunkten im Natz gehören die Wettbewerbe an der Autorennbahn.

Es ist das Jahr der Weltraumforschung: 1972 schwenkt die Nasa-Raumsonde Mariner 9 als erster irdischer Flugkörper in die Umlaufbahn eines fremden Planeten. Mit Apollo 17 startet die letzte Mondmission der Vereinigten Staaten. Und Pioneer 10 erforscht den größten Planeten des Sonnensystems, den Jupiter. Der Forscherdrang macht auch vor Hoyerswerda nicht Halt. Im Pionierhaus „Grete Walter“ wird das heutige Naturwissenschaftlich-Technische Kinder- und Jugendzentrum (Natz) gegründet. Dabei hatte alles schon viel früher begonnen.
Mit dem Aufbau des Aluminium-Werkes Lauta entsteht 1953 die „Station Junge Naturforscher und Techniker“ mit den vier Arbeitsgemeinschaften Flugmodellbau, Bautechnik, Junge Bastler und Holzverarbeitung. Schon in den Anfangsjahren werden Kreisfeste der Naturwissenschaften und Technik zum Erfahrungsaustausch organisiert. Außerdem finden berufsvorbereitende Foren statt, die von den Betrieben im Umland unterstützt werden. 1972 wird die Station nach Hoyerswerda verlegt – zunächst ins Pionierhaus. Zwei Jahre später wird die alte Försterei am Zoo zum neuen Domizil. Die Zahl der Arbeitsgemeinschaften ist zu diesem Zeitpunkt schon immens gewachsen: 14 Gruppen haben sich der Wissenschaft verschrieben. Es ist auch die Bevölkerungsentwicklung, die sich in der Auslastung widerspiegelt. Mitte der 70er leben rund 70 000 Menschen in Hoyerswerda.
Wegen des schlechten Bauzustandes müssen die jungen Forscher das Haus verlassen. Sie ziehen in die Neustadt um. Im Wendejahr siedelt die Station wieder um, diesmal in die ehemalige Oberschule 17 im WK 4. Die Hälfte des Schulgebäudes einschließlich des Gartens und der Nebengelasse werden an die Forscher übergeben. „Viel Platz, viel Freigelände und ganz nah am Freizeitkomplex Ost – das waren ideale Bedingungen für ein abwechslungsreiches Freizeitangebot“, sagt Natz-Mitarbeiterin Sabine Schieber.
1990 wird aus der Station das neue Naturwissenschaftlich-Technische Schülerzentrum – kurz Nats. Die Mitglieder gründen ein Jahr darauf den „Verein der Freunde und Förderer des Naturwissenschaftlich-Technischen Schülerzentrums“, der im vergangenen Jahr Jubiläum feierte. Seinen heutigen Namen erhält das Zentrum erst 1993. Später wechselt es in freie Trägerschaft. In all den Jahren blieb die Einrichtung von Katastrophen nicht verschont: Orkantief Kyrill richtete so große Schäden am Dach an, dass das Zentrum ausziehen muss. Viele ehrenamtliche Helfer und die Hoyerswerdaer Stadtverwaltung sorgen dafür, dass der Betrieb nicht eingestellt werden muss. Geforscht und gelernt wird nun in der ehemaligen Mittelschule im WK 9. Sabine Schieber sagt: „Leider sind hier rundherum fast keine Kinder mehr. Das Haus, das eigentlich zum Berufsschulzentrum gehört, steht am Rand der Stadt – perspektivisch quasi im Wald.“ Das Hoyerswerdaer Rathaus kennt das Problem und plant, Natz, Zuse-Forum und Kulturfabrik in zwei Jahren ins neue Bürgerzentrum in der Braugasse ziehen zu lassen.
Wie das Angebot des Zentrums in zwei Jahren aussehen wird, ist jedoch unsicher: Erst musste der Trägerverein den Kopierer abschaffen, um Kosten zu sparen. Dann strich die Stadt die Personalzuschüsse in Höhe von 25 000 Euro für die Sekretärin. Also mussten Natz-Leiterin Claudia Nagel und ihre Kollegin Dana Küchler seit Anfang vorigen Jahres den Papierkram zusätzlich zur Arbeit mit den Kindern erledigen. Jetzt verlangt der Kreis Bautzen als Gebäudeeigentümer zum einen höhere Betriebskosten und zum anderen hat die Stadt noch einmal knapp 14 000 Euro an Zuschuss für die Personalkosten weggestrichen, um den kommunalen Haushalt zu entlasten.
Nach der Kürzung steht das Natz seit Jahresanfang Kindern und Jugendlichen nicht mehr wie bisher an sechs Wochentagen mit offenen Angeboten sowie Arbeitsgemeinschaften zur Verfügung. Insgesamt geht es um eine Reduzierung von 27 auf zwölf Stunden in der Woche, zuzüglich zur Projektarbeit. Neue allgemeine Öffnungszeiten sind dienstags bis donnerstags von 14 bis 18 Uhr. Claudia Nagel nannte das „Sterben auf Raten“. Doch stirbt das Natz nun, 40 Jahre nach Gründung seines Vorgängers, der Station Junger Techniker, wäre auch das Betreiberkonzept für das Bürgerzentrum in Gefahr.
Sabine Schieber unterstreicht die Wichtigkeit des Kinder- und Jugendzentrums: „Die Kinder und Jugendlichen treffen sich in Workshops und Spezialistenlagern, um außerhalb der Schule Wissen anzueignen, welches über das normale Unterrichtsniveau hinausgeht und sie auf Wissensolympiaden vorbereitet.“

Jubiläumsjahr
Tag der Mineralogie: Am 25. Februar dreht sich von 13 bis 17 Uhr alles um „Eisenminerale und Minerale der Stahlveredler“.
Markt der Möglichkeiten: Das Natz stellt sich am 14. Juli bei der Vereinsschau vor.
Die Arbeitsgemeinschaft „Junge Mineralogen“ stellt sich vor und in einer Ausstellung präsentiert man schöne Erzstufen aus aller Welt.
Tag der offenen Tür: Am 21. September öffnet die Lernwelt ihre Türen für alle Neugierigen.
Bilderausstellung: Eine kleine Bilderausstellung zu „40 Jahre Natz in Hoyerswerda“ wird demnächst im Haus in der Liselotte-Herrmann-Straße 78A eröffnet.
Weihnachtsbasteln: Am 1. Dezember gibt es einen Basteltag.

Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Natz-Mitarbeiterin Sabine Schieber.



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