Mit der Gehhilfe sicher in den Bus


von Tageblatt-Redaktion

Wie steige ich mit meinem Rollator sicher in einen Bus? Nicht nur diese Frage wurde gestern beim erstmals durchgeführten Rollator-Training auf dem Lausitzer Platz beantwortet.
Wie steige ich mit meinem Rollator sicher in einen Bus? Nicht nur diese Frage wurde gestern beim erstmals durchgeführten Rollator-Training auf dem Lausitzer Platz beantwortet.

Von Rainer Könen

Eigentlich kommt Sigrid Pölsing ganz gut mit ihrem Rollator klar. Aber als sie aus den lokalen Medien von einem in Hoyerswerda stattfindenden Rollator-Training erfuhr, habe sie sich gedacht, dass sie da mal vorbeischauen müsse, erzählte die 78-jährige Hoyerswerdaerin. Gesagt, getan. Sie gehörte zu den zahlreichen Senioren, die gestern Vormittag zu dem Training kamen. Dazu eingeladen hatten die Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda (VGH), die Rollstuhl- und Rehamitteldienstleister Rolli- Team und der städtische Seniorenbeirat.
Auf dem Lausitzer Platz, unweit des Taxistandes, standen zwei Busse mit geöffneten Türen. Dort zeigten VGH-Mitarbeiter älteren Menschen, wie man mit einem Rollator ein- und aussteigen kann. Worauf es ankommt. Dass man den Rollator richtig ankippt, mit einer Bremse stabilisiert. Eine 67-Jährige bekannte, dass sie seit einem Jahr keinen Bus mehr bestiegen habe. Der Grund: „Mit dem Rollator habe ich mich einfach nicht mehr getraut“, so die Rentnerin. Sie sei überfordert gewesen, habe nicht gewusst, wie sie mit ihrer mobilen Gehhilfe in einen Bus komme. Nun schaute sie glücklich aus. Ein VGH-Mitarbeiter hatte ihr mit ruhigen Worten erklärt, dass sich die Stadtbusse absenken lassen, wo man den Rollator im Bus abstellen kann und dass Mitfahrende keine Unmenschen sind, „sondern gerne helfen, wenn man sie freundlich darum bittet“.
Dieses erstmals durchgeführte Rollator-Training übertraf gestern die Erwartungen der Organisatoren. „Wir sind total zufrieden“, erklärte der bei der VGH für den Bereich „Verkehr“ verantwortliche Klaus-Peter Meyer. Die Idee zu dem Training hatte die VGH vor einiger Zeit. Denn nach wie vor haben viele auf den Rollator angewiesene Menschen Probleme, mit der Gehhilfe einen Bus zu besteigen. Mit der Trainings-Idee rannte man natürlich beim Seniorenbeirat offene Türen ein. „Die Verkehrsgesellschaft hat uns ein Video gezeigt, wo man sehen konnte, wie unsicher Senioren in Bussen sind, wie schnell sie stürzen können“, sagte die Seniorenbeiratsvorsitzende Gabriele Mark. Sie freute sich ebenfalls, dass diese Aktion so einen großen Zulauf hatte, und griff bei dieser Gelegenheit auch zum Rollator, um das Ein- und Aussteigen zu üben. „Für spätere Zeiten“, meinte sie. Wenn sie mal nicht so gut gehen könne.
Wer wollte, konnte seine mobile Gehhilfe gestern auch beim Rolli-Team durchchecken lassen. Eine Gelegenheit, die genutzt wurde. Zumeist musste Marco Gburek Bremsen nachstellen.
Auch Klaus-Peter Meyer gab Senioren Hilfestellung. „Die Königsdisziplin ist das Aussteigen“, meinte er zu einer hochbetagten Dame und demonstrierte ihr, wie sie mit dem Rollator sicher den Bus verlassen kann.
Manchen Älteren, vor allem mit Gehhilfen und Rollstühlen, verlangt der Umgang mit Bus und Bahn offenbar eine Reaktionsgeschwindigkeit ab, der sie sich nicht mehr gewachsen fühlen. „Ich fahre gelegentlich mit dem Bus durch die Stadt“, erzählte eine 71-jährige Hoyerswerdaerin. Auf einen Rollator sei sie seit vier Jahren angewiesen. Bisher hatte sie stets ein ungutes Gefühl, wenn sie mit dem Rollator in einen Bus stieg. „Ich habe immer Angst zu stürzen.“ Eine Angst, die ihr die VGH-Mitarbeiter nehmen konnten. Sie wiesen immer wieder darauf hin, worauf es ebenfalls noch ankommt: auf die Kommunikation mit dem Lenker des Busses. „Der Fahrer muss wissen, dass er einen Fahrgast hat, der mehr Zeit und gegebenenfalls direkte Hilfe braucht“, empfahl Klaus-Peter Meyer einer Seniorin. Wie? Indem man Blickkontakt aufnehme und ihn gegebenenfalls auch anspreche. Angesichts der großen Resonanz auf diese Veranstaltung, so Klaus-Peter Meyer weiter, könne er sich ein weiteres Rollator-Training auf jeden Fall vorstellen.



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